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1999 | Buch

Altlastensanierung und Bodenschutz

Planung und Durchführung von Sanierungsmaßnahmen — Ein Leitfaden

verfasst von: Dipl.-Ing. Achim Hugo, Dipl.-Ing. Heike Lindemann, Dipl.-Chem. Martin Koch, Dipl.-Ing. Holger Robrecht

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Der inhaltliche Schwerpunkt liegt hier bei der Planung und Durchführung von Sanierungsmaßnahmen auf der Grundlage des kürzlich erlassenen Bundesbodenschutzgesetzes (BBodSchG). Zukünftigen bzw. bereits in der Praxis tätigen Sanierungsplanern und -technikern soll hier ein wirklichkeitsnaher und pragmatischer Maßstab für die künftige Tätigkeit mitgegeben werden. In einem schwerpunktmäßig technisch ausgerichteten Forschungs- und Arbeitsfeld sollen eine realistische Einschätzung des Machbaren entwickelt und Lösungsmöglichkeiten für die alltäglichen Schwierigkeiten aufgezeigt werden. Somit wird dem (zukünftigen) Praktiker das Werkzeug für ein effektives und erfolgreiches Arbeiten im Altlastenbereich an die Hand gegeben.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Wegweiser
Zusammenfassung
Dezember 1991. Hallschlag in der Eifel. Hallschlag ist Grenzgebiet. Hallschlag hatte Pech. Srengstoff und Giftgas aus zwei Weltkriegen liegen hier weit verstreut. In einer Fabrik westlich des Ortes werden im 1. Weltkrieg Sprengstoffe und Munition, u.a. TNT, hergestellt und abgefüllt. Ab 1917 delaboriert man Beutemunition. Nach dem Krieg auch Spreng- und Kampfstoffe aller Art. Frühes Recycling auf niedrigem technischen Niveau. Unfälle sind vorprogrammiert. Ein Feuer hat im Jahre 1920 mehrere Explosionen zur Folge. Die Werksanlagen werden zerstört, Munition in die Umgebung geschleudert. Die Delaborierung läuft noch bis 1928 weiter. Zeitweise sollen hier über 20.000 Kampfstoffgranaten und bis zu 180.000 andere Granaten lagern. Sorgfalt ist kein besonderer Maßstab. Munition wird vergraben, in Senken und Gräben verschüttet. Niemand weiß wieviel oder wo. Der 2. Weltkrieg bringt den Westwall. Der Ort gerät in Vergessenheit. Grenzgebiet. Zeitsprung. 1987 erkennt man die Brisanz des Gebietes. Weitere zwei Jahre gehen mit Untersuchungen ins Land. Stellenweise werden starke Bodenkontaminationen mit Arsen und TNT sowie seinen giftigen Zwischen- und Abbauprodukten nachgewiesen. 1989 werden Teile ‘für Unbefugte gesperrt’. Wieder zwei Jahre später stehen vorläufige Sanierungsziele fest. Kernpunkte: Die akute Gefährdung der Bevölkerung durch die Munition und die latente Gefahr für Boden und Grundwasser durch die Kontamination mit Produktionsrückständen sind zu beseitigen. Zeithorizont der Maßnahmen: Fünf Jahre. Zeitsprung. Dezember 1996. Hallschlag in der Eifel. Ein Dorf lebt mit der Sanierung.
Achim Hugo, Heike Lindemann, Martin Koch, Holger Robrecht
2. Sanierungsziele und -grenzen
Zusammenfassung
Ohne Ziele kann nicht saniert werden. Doch wird der Formulierung und Anwendung von qualitativen und quantifizierbaren Sanierungszielen immer noch zu wenig Beachtung geschenkt, obwohl ihre Festsetzung im Rahmen der Sanierungsplanung von zentraler Bedeutung ist. Bereits 1990 forderte der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen, daß es Sanierungsziel sein sollte, Altlasten mit Hilfe entsprechender Sanierungsmaßnahmen in nicht gefährliche Standorte zurückzuführen (SRU 1990, Abs. 450). Dieses Ziel kann selbstverständlich sofort akzeptiert werden. Eine Reihe von Gesetzen und Verordnungen formulieren ähnliche qualitative Sanierungsziele in Form verbal-argumentativer Beschreibungen. Sie beziehen sich im Wesentlichen auf folgende Aspekte:
  • Schutz von Leben und Gesundheit der Bevölkerung,
  • Schutz des Grundwassers für die Trink- und Brauchwasserversorgung,
  • Schutz von Heilquellen,
  • allgemeiner Gewässerschutz,
  • Schutz von landwirtschaftlich genutzten Böden,
  • Schutz von Flora und Fauna,
  • allgemeiner Bodenschutz,
  • allgemeiner Schutz der Luft,
  • Schutz von Bauten.
Achim Hugo, Heike Lindemann, Martin Koch, Holger Robrecht
3. Vorbereitung und Durchführung von Sanierungsmaßnahmen
Zusammenfassung
Die Gefahrenabwehr ist unstrittiges Ziel der Altlastensanierung. Liegt durch eine Bodenkontamination eine Gefahr im ordnungsrechtlichen Sinne vor, ergibt sich für die Behörden als zwingendes (Minimal-)Handlungserfordernis, dafür zu sorgen, daß sich die Gefahr nicht verwirklicht. Zur Gefahrenabwehr sind daher De- kontaminations- bzw. Sicherungsmaßnahmen notwendig. Eine erfolgreiche Durchführung dieser Maßnahmen hängt dabei ganz wesentlich von der Maßnahmenvorbereitung ab. Diese besteht aus der Sanierungsuntersuchung und der Sanierungsplanung.
Achim Hugo, Heike Lindemann, Martin Koch, Holger Robrecht
4. Technische Verfahren zur Sanierung von Altlasten
Zusammenfassung
Als Ergebnis der Gefährdungsabschätzung eines Altstandortes oder einer Altablagerung ergibt sich oftmals die Notwendigkeit, die entsprechende Fläche aufgrund der vorliegenden Kontamination weiter zu behandeln, um eine Gefährdung von Menschen oder anderen Schutzgütern zu unterbinden. Zu diesem Zweck werden Sanierungsverfahren eingesetzt. Diese sollen sicherstellen, daß „von der Alt-last nach der Sanierung keine Gefährdung und gegebenenfalls nur beherrschbare, das heißt geringere, bekannte und kontrollierbare Beeinträchtigungen ausgehen, wobei dieses Ziel möglichst kurzfristig erreicht werden soll“ (SRU 1990, Nr. 446). Dieses angestrebte Ziel kann auf zwei unterschiedlichen Wegen erreicht werden: Im Rahmen von Dekontaminationsmaßnahmen des Bodens und/oder des Grundwassers oder auch durch Sicherungsmaßnahmen. Dazu sind verschiedene technische Verfahren entwickelt worden, die unterschiedlichste physikalische, chemische oder biologische Prinzipien nutzen.
Achim Hugo, Heike Lindemann, Martin Koch, Holger Robrecht
5. „Wer zahlt die Zeche?“: Finanzierungsmodelle zur Altlastensanierung
Zusammenfassung
Nach Angaben des Umweltbundesamtes und der Länder wurden bis Ende 1998 im gesamten Bundesgebiet knapp 253.000 Altlasten und Altlastenverdachtsflächen erfaßt, vgl. Tabelle 1.1. Bei einer Sanierungsquote von ca. 25% (3 von 4 erfaßten Standorten werden nicht saniert) beläuft sich das zur Sanierung erforderliche Finanzvolumen auf ca. 75 bis 113 Mrd. DM allein in den neuen Bundesländern (SRU 1989, S.20/SRU 1995, S.158, S. 191). Dabei sind diese Schätzungen noch mit großer Vorsicht zu betrachten, da bis heute nur vorläufige Zahlen zum Umfang der Altlastenproblematik vorliegen. Als Kosten einer Sanierung fallen typischerweise 50.000,- bis 150.000,- DM pro Fläche für die Erkundung, 500.000,-bis 2,0 Mio. DM für die Gefahrenabwehr und 2 Mio. bis 10 Mio. DM für die Dekontamination bzw. Sicherung an. Angesichts allseits leerer Haushaltskassen muß man sich die dringende Frage stellen, wer nun „die Zeche zahlen“ soll und auch kann? Grundsätzlicher Konsens besteht hinsichtlich des dringenden Handlungsund Finanzierungsbedarfs; eine einheitliche Regelung ist trotz einiger sinnvoller Vorschläge nicht zustande gekommen.
Achim Hugo, Heike Lindemann, Martin Koch, Holger Robrecht
6. Ökobilanzierung in der Altlastensanierung
Zusammenfassung
Der Einsatz von Sanierungsverfahren ist durchaus ambivalent: Die belastete Fläche soll durch die Behandlung gereinigt oder gesichert und für eine Wiedernutzung verfügbar gemacht werden. Gleichzeitig ziehen aber Errichtung und Betrieb der angewandten Techniken durch Energieverbrauch, Abgase, Abwässer, Reststoffe oder Lärm Belastungen der Umwelt nach sich. Der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen fordert eine Integration der unterschiedlichen Ziele des Umweltschutzes (SRU 1995, Nr. 447):
„Eine positive Umweltbilanz sollte das Ziel aller Sanierungsmaßnahmen sein. In Anbetracht des erreichten technologischen Entwicklungsstandes und der in vielen Fällen vorhandenen Sanierungsalternativen wird dieses allgemeine Ziel noch zu wenig beachtet.“
Mittels genauer Analyse der Material- und Energieströme sowie der Schadstoff-emissionen im Rahmen von Ökobilanzen oder vergleichbarer Bilanzierungen lassen sich Umweltauswirklungen von Sanierungsmaßnahmen bestimmen. Eine Optimierung von Verfahren unter ökologischen Aspekten kann gleichfalls betriebswirtschaftlich sinnvoll sein, wenn Stoffstöme reduziert und Marketing-aspekte berücksichtigt werden.
Achim Hugo, Heike Lindemann, Martin Koch, Holger Robrecht
Backmatter
Metadaten
Titel
Altlastensanierung und Bodenschutz
verfasst von
Dipl.-Ing. Achim Hugo
Dipl.-Ing. Heike Lindemann
Dipl.-Chem. Martin Koch
Dipl.-Ing. Holger Robrecht
Copyright-Jahr
1999
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-60213-9
Print ISBN
978-3-642-64307-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-60213-9