2005 | OriginalPaper | Buchkapitel
Amtliche Statistik zwischen Staat und Wissenschaft, 1872–1939
verfasst von : Robert Lee, Michael C. Schneider
Erschienen in: Das Konstrukt „Bevölkerung“ vor, im und nach dem „Dritten Reich“
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Amtliche Statistiker nahmen bei der Konstruktion demographischen Wissens und der Formulierung staatlicher Bevölkerungspolitik zwischen der Gründung des Kaiserlichen Statistischen Amts (KSA, nach der Revolution von 1918/19 in „Statistisches Reichsamt“ (SRA) umbenannt) und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges eine entscheidende Position ein. Als Beamte waren sie klar der staatlichen Bürokratie zugeordnet; ihre zentrale Aufgabe war es, sowohl spezialisierte Informationen als auch ihre Expertenmeinung zu liefern, die der Formulierung und Implementierung staatlicher Bevölkerungspolitik dienen konnte. Zudem waren sie in weitgespannte wissenschaftliche Netzwerke integriert, nachdem sie Prozesse der wissenschaftlichen und professionellen Rekrutierung durchlaufen hatten und auch in den wissenschaftlichen Gesellschaften akzeptiert waren. Aus diesem Grund konnten amtliche Statistiker zwischen politischer Ideologie und den Bevölkerungswissenschaften vermitteln: Ihr Expertenwissen konnte die Ausübung bürokratischer und staatlicher Gewalt rechtfertigen, während ihre Verantwortung für die Sammlung und Bearbeitung demographischer Daten ihre Verbindungen mit der „scientific community“ stärkte.