Der folgende Beitrag thematisiert den theoretischen Rahmen des Recruitings und nimmt dabei Bezug auf die Entwicklung sowie den aktuellen Forschungsstand, um schließlich im Schwerpunkt das Themengebiet der Candidate Experience intensiv zu beleuchten.
Neben dem wissenschaftlichen Zusammenhang stellen die Autoren auch einen praktischen Bezug her, indem sie die Candidate Experience exemplarisch anhand eines in Oldenburg ansässigen IT-Beratungsunternehmens quantitativ und qualitativ untersuchen. Durch die quantitative Befragung von Bewerbenden wird die Wahrnehmung der einzelnen Berührungspunkte während des Bewerbungsprozesses analysiert. Dies soll zur Identifizierung von Einflussfaktoren verhelfen, mit dem Ziel die Candidate Experience zu optimieren. Anlehnend an diese Befragung werden Experteninterviews mit Führungskräften des Unternehmens geführt, um einen Wahrnehmungsabgleich zu ermöglichen. Besonderes wird dabei das Vorstellungsgespräch als zentraler Aspekt der Candidate Experience untersucht.
In der Gesamtbetrachtung lassen sich abschließend verbesserungswürdige Aspekte auf der Seite der Bewerbenden und auch aus Perspektive der Führungskräfte ableiten. Bspw. kann ermittelt werden, dass sich Entscheidungskriterien der Arbeitgeberwahl in verschiedenen Berufseintrittsleveln differenzierten. Daneben werden die Wartezeiten in der Terminfindung für Vorstellungsgespräche als lang empfunden und die Sichtbarkeit des Unternehmens in Kanälen wie soziale Medien wurde als ausbaufähig gesehen. Demgegenüber wird die Duz-Kultur auf beiden Seiten besonders positiv hervorgehoben und es lässt sich feststellen, dass die in der Unternehmenskultur verankerten Werte in persönlichen Gesprächen an die Bewerbenden übertragen werden. Darüber hinaus empfehlen die Bewerbenden das Unternehmen anhand ihrer Erfahrungen weiter.
Die Untersuchungsergebnisse fließen in die Ableitung und schließlich Umsetzung von Aktionsprogrammen ein. Diese dienen der Weiterentwicklung des Recruitingprozesses sowie der Verbesserung der Candidate Experience im Unternehmen. Beide Aspekte nehmen einen sehr bedeutenden Stellenwert im Unternehmen ein.
Die Autoren sind der Meinung, dass die Verbindungen zwischen Bewerbenden und Unternehmen künftig digitaler werden und das Modell der Candidate Experience Modell an Bedeutung gewinnt, da eine bewerberzentrierte Ausgestaltung der Berührungspunkte erfolgsversprechend ist. Die positiven Effekte durch individuell erlebte Bewerbungserfahrungen werden, besonders auch mit zunehmender Transparenz, positiv auf das Außenbild von Unternehmen als Arbeitgeber einwirken.
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Den Autoren ist bewusst, dass es gerade aufgrund der Digitalisierung viele Berufsbilder gibt (Bürokaufleute, Bankkaufleute, Versicherungskaufleute etc.), bei denen es keinen Fachkräftemangel besteht. Berufsbilder wie z. B. IT-Spezialisten*innen sind allerdings von einem starken Fachkräftemangel betroffen.