Skip to main content

06.04.2018 | Anleihe | Nachricht | Online-Artikel

Mittelstandsanleihen mit hoher Ausfallquote

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

2 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Die Mittelstandsanleihe tut sich schwer. Seit seiner Einführung 2010 hatte das Refinanzierungsinstrument Hoch-, aber auch viele Tiefpunkte. Investoren müssen angesichts der großen Ausfallquote besonders genau hinschauen.  

Wie das Beratungshaus Capmarcon berichtet, müssen Investoren bei Mittelstandsanleihen mit einer hohen Ausfallquote rechnen. Der Anteil leistungsgestörter Anleihen liege mit 2,67 Milliarden Euro bei 37 Prozent. 2010 wurde das Instrument eingeführt, um mittelständischen Unternehmen die Refinanzierung über die Kapitalmärkte zu erleichtern. Dabei werden Corporate Bonds mit einem Emissionsvolumen von meist 15 bis 150 Millionen Euro ausgegeben, die an institutionelle wie private Anleger adressiert sind, wobei Institutionelle von Abschlägen profitieren.

Von 2010 bis März 2018 wurden insgesamt 173 Anleihen mit einem Gesamtvolumen von rund 7,3 Milliarden Euro platziert, 58 davon mit einem Volumen von insgesamt rund 2,7 Milliarden Euro sind leistungsgestört. Das heißt, Zins oder Tilgung wurde nicht fristgerecht gezahlt oder der korrekte Schulddienst wurde zum Beispiel wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten ausgesetzt. Diese Entwicklung setzt sich mit Blick auf die 2018 fälligen Volumina fort.

Emissionsvolumen steigt wieder

Auf und Ab ging es auch für die Platzierungen: Einer relativ regen Emissionstätigkeit in den ersten Jahren folgte zwischen 2013 und 2016 eine Flaute. Erst 2017 stiegen die Emissionsvolumina wieder an, vor allem Immobilienunternehmen und Mittelständler aus der Solarenergiebranche hatten das Refinanzierungsinstrument genutzt. Im ersten Quartal 2018 wurden drei Mittelstandsanleihen von insgesamt 125 Millionen Euro emittiert. Bei Capmarcon bleibt man allerdings vorsichtig mit einer Einschätzung, ob die Platzierungen der vergangenen Monate tatsächlich eine positive Trendwende einleiten.

Positiver betrachten Marktteilnehmer die Börsenentwicklung der Mittelstandsanleihen. Zwar notieren 14 der 65 ausstehenden Anleihen zu Kursen zwischen 80 und 100 Prozent. Bei den restlichen Papieren liegen die Werte aber über 100 Prozent. Wie das Beratungshaus erklärt, werden einige leistungsgestörte Anleihen als so genannte „Hoffnungswerte“ mit einem Nominalvolumen von rund 2,7 Milliarden Euro weiterhin an der Börse notiert und vom Markt mit 95 Millionen Euro bewertet.

Plattform Scale kommt nicht in Fahrt

Kritisch zu bewerten sei die von der Deutschen Börse in Frankfurt im März 2017 für dieses Finanzinstrument eingeführte Plattform Scale. Sie soll aufgrund ihrer Zulassungsregeln schwache und stark ausfallgefährdete Bonitäten vom Markt fernhalten. Bislang haben aber von den seit Einführung platzierten 21 neuen Mittelstandsanleihen nur drei die Zugangshürden geschafft, eine davon wurde im ersten Quartal 2018 emittiert. Die erhoffte Impulswirkung für den Markt sei bislang also ausgeblieben.   

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2017 | Buch

Anleihefinanzierung im eigentümergeführten deutschen Mittelstand

Eine theoretische und praktische Untersuchung von Informationsasymmetrien

Das könnte Sie auch interessieren