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2016 | OriginalPaper | Buchkapitel

Anreize für strategisches Wählen unter dem neuen Wahlgesetz

verfasst von : Dr. Joachim Behnke

Erschienen in: Wahlen und Wähler

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Die Bundestagswahl 2013 fand nach einem neuen Wahlsystem statt, bei dem die Überhangmandate im Gegensatz zu früher nun ausgeglichen werden. Damit veränderten sich die Anreize zu strategischem Wählen dramatisch. Dennoch belegen die Daten, dass strategisch bedingte Formen des Wählens, insbesondere das Stimmensplitting, insgesamt kaum abgenommen haben. Differenziertere Analysen zeigen, dass weiterhin bevorzugt Anhänger kleiner Parteien ihre Erststimme dem Kandidaten einer großen Partei geben, um eine verschwendete Stimme zu vermeiden. Sowohl hinsichtlich der Erststimme als auch der Zweitstimme lässt sich zudem zeigen, dass expressive Kosten, die durch die Wahl einer anderen als der Lieblingspartei entstehen, strategisches Wählen unwahrscheinlicher machen. Überdies zeigen die Daten, dass strategisches Wählen bei der letzten Bundestagswahl eine absolute Mehrheit der CDU/CSU verhindert haben könnte.

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Fußnoten
2
Mitunter wird in der Literatur die Ansicht vertreten, diese Antizweitstimmenkampagne der CDU sei „aus dem Ruder gelaufen“ (Krewel 2014, S. 40) bzw. stelle eine wahlkampfstrategische „Übersteuerung“ (Tils und Raschke 2013, S. 23) dar, da sich die Union so des potenziellen Partners für eine Weiterführung der schwarz-gelben Koalition beraubt hätte.
 
3
Dabei gehe ich allerdings von einer klaren lexikalischen Präferenzordnung des Wählers aus, nach der ihm der Gewinn seiner Wunschkoalition immer wichtiger ist als die durch zusätzlich Sitzzahlen verursachten Kosten. Ein Wähler würde entsprechend dieser Annahme also niemals gegen seine Wunschkoalition stimmen, um der Entstehung eines Überhangmandats und damit der Vergrößerung des Bundestags entgegenzuwirken. Eine solche Situation könnte z. B. bestehen, wenn ein SPD-Anhänger mit seiner Zweitstimme CDU wählt, um ein Überhangmandat der CDU zu verhindern. Sinnvoll könnte es hingegen sein, wenn der CDU-Anhänger mit der Erststimme nicht den CDU-Kandidaten wählt, um so die zusätzlichen Kosten eines Überhangmandats zu vermeiden, da er dabei seiner Partei bei der Sitzverteilung selbst ja nicht schadet (bezogen auf ihren Sitzanteil).
 
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Ausführlich wird die Problematik des Begriffs behandelt in Behnke und Bader 2013.
 
5
So die typische Definition von „strategic voting“ von William Riker als „Voting not in accord with the voter’s true preference order“ (Riker 1982a, S. 297).
 
6
In diesem Sinne definiert z. B. Bawn strategisches Wählen: „A voter reacts strategically if she votes in a way that brings about the outcome she regards as best.“ (Bawn 1999, S. 488)
 
7
Das grundsätzliche Kalkül ist in seiner Logik unabhängig davon, ob die wählbaren Alternativen selbst die Regierung bilden können oder als Partner einer gewünschten Regierungskoalition auftreten. Ich ignoriere allerdings im Folgenden den Fall, dass ein Wähler eine bestimmte Partei aus strategischen Gründen wählt, um ihr Gewicht innerhalb einer Regierungskoalition zu erhöhen.
 
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Im einfachsten Fall lässt sich der instrumentelle Nutzen entscheidungstheoretisch als Erwartungswert, also als Produkt aus P und dem Parteiendifferential berechnen. In diesem Fall reduziert sich Gl 5 auf eine Form, die dem bekannten „Calculus of Voting“ (Riker und Ordeshook 1968) entspricht.
 
9
Dieser Aussage liegt die Annahme einer konstanten Beziehung zwischen FDP-Wahl und dem Stimmensplitting zugrunde.
 
10
Alternativ wurde auch eine Operationalisierung der instrumentellen Komponente als Differenz der Durchschnittssympathiebewertungen der beiden bestbewerteten Parteien und der durchschnittlichen Bewertung der dritt- und viertbeliebtesten Parteien vorgenommen. Die Ergebnisse wichen aber nicht in signifikanter Weise voneinander ab.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Anreize für strategisches Wählen unter dem neuen Wahlgesetz
verfasst von
Dr. Joachim Behnke
Copyright-Jahr
2016
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-11206-6_11