Narzissmus gilt auf Führungsetagen als ein verbreitetes Phänomen, das dort im Vergleich zur restlichen Bevölkerung überdurchschnittlich stark repräsentiert ist. Weiterhin weisen jüngere Nachwuchs(führungs-)kräfte deutlich höhere Narzissmus-Ausprägungen auf als dies in den älteren Generationen bislang der Fall war. Gleichzeitig treten Verhaltenszüge der Dunklen Triade (Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie) meist nicht isoliert, sondern in Kombination auf. Unternehmen sollten aus diesem Grund schon heute ihre Personalauswahl, -führung und -entwicklung überdenken. Beleuchtet werden daher Merkmale und Verhaltensmuster rücksichtsloser Personen der Dunklen Triade – ebenso mögliche Ansätze zur Intervention und Prävention.
Rücksichtslose Menschen kommen weiter! So finden sich als „Klassiker der Psychologie“ oftmals narzisstische, machiavellistische und/oder psychopathische Personen in Führungs- oder Managementpositionen wieder und sorgen in diesen Funktionen für ganz erheblichen Schaden – finanziell sowie auf psychischer Ebene bei KollegInnen und Mitarbeitenden. Dabei zeigt die derzeit weltweit größte Studie, dass gerade der Narzissmus in der jüngeren Generation deutlich stärker präsent ist als in anderen Generationen. Aus diesem Grund sollten sich Unternehmen schon heute damit beschäftigen, wie sie ihre Personalauswahl, -führung und -entwicklung von Mitarbeitenden zukunftssicher gestalten.
Führung durch schlechtes Vorgesetztenverhalten, bspw. durch Persönlichkeitsmerkmale der Dunklen Triade (Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie) und damit Manipulation, Druck, Über- oder Unterforderung führen zu erheblichen organisationalen Folgen. Gleichzeitig fördern derartige Personen auf der Basis von organisationaler Gravitation meist Gleichartiges und schaffen so entsprechende Machtstrukturen, die zur Kündigung und zu Burnout von Mitarbeitenden und KollegInnen führen können. Aus diesem Grund ist es relevant, sich mit den Verhaltensweisen und Merkmalen dieser Persönlichkeiten vertraut zu machen und für Aufklärung zu sorgen – verbunden mit der Chance, negativen Auswirkungen im Unternehmen möglichst präventiv begegnen zu können.
Evidenzbasiertes Management (EBM) bezieht wissenschaftliche Methoden und nach Möglichkeit empirische Befunde ein, um zu bestmöglichen Resultaten und Entscheidungen zu gelangen. Gleichzeitig verfügen HR-Manager in der Praxis meist nur über wenig evidenzbasiertes Wissen. Wenngleich es im Bereich der Dunklen Triade noch an validierten Fremdbeobachtungsinventaren fehlt, können Akteure auf der Basis von Checklisten und anderen validierten Instrumenten, bspw. für Befragungen, eingeschätzt werden. Dabei erheben die Ergebnisse keinerlei Anspruch einer klinischen Diagnostik, sondern dienen einer ersten Einordnung charakteristischer Verhaltensmuster sowie einer evidenzbasierten Orientierung in der (wirtschafts-)psychologischen Beratung mit dem Ziel, mögliche Optionen für Intervention und Prävention abzuleiten.
Neben Wissen und Bewusstsein sollten sich nachhaltig orientierte Unternehmen mit der Optimierung ihrer Personalauswahl und -diagnostik sowie der Mitarbeiterführung und -entwicklung beschäftigten – auch wenn erst sehr wenige HR-Manager über ein fundiertes evidenzbasiertes Know-how verfügen. Als relevant erweist sich auch die Etablierung einer förderlichen Unternehmenskultur, gerade vor dem Hintergrund komplexer werdender Strukturen der VUCA-Welt oder selbstorganisierter agiler Teams, die Raum für manipulative Strategien bieten, damit die Entwicklung wenig förderlicher Subkulturen ermöglichen und den übergeordneten Zielen einer Organisation damit entgegenwirken können.
Wenngleich klinische Persönlichkeitsstörungen oftmals große Herausforderungen an Diagnostik und Empirie stellen, lassen sich dennoch typische Verhaltensweisen subklinisch klassifizieren. Und meist stellen diese betroffene Personen im Umgang mit antisozialem Verhalten vor Schwierigkeiten, auch wenn geringere Ausprägungen außerhalb der klinischen Diagnostik vorliegen. Wenngleich es derzeit noch an validierten Fremdbeurteilungsmaßen fehlt, lassen sich charakteristische Verhaltensmuster der Dunklen Triade auch anhand von Checklisten und/oder Fragebögen klassifizieren und einschätzen. Im Rahmen einer evidenzbasierten Vorgehensweise lässt sich so ansatzweise beobachtetes Verhalten analysieren und kann damit Bauchgefühl, bspw. von Führungskräften im Hinblick auf ihre Mitarbeitenden systematisch ergänzen, fundieren und/oder widerlegen. Auch ergeben sich auf organisationaler Ebene mögliche Ansatzpunkte, um schädlichen Verhaltensmustern von Narzissten, Machiavellisten und Psychopathen entgegenzuwirken.
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