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16.11.2023 | Antriebsstrang | Schwerpunkt | Online-Artikel

Elektroautos sind langfristig meistens günstiger als Verbrenner

verfasst von: Christiane Köllner

5:30 Min. Lesedauer

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E-Auto oder Verbrenner? Entscheidend für die Antwort sind oft die Kosten. Langfristig sind Elektroautos günstiger als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Ein Problem gibt es aber bei Kleinwagen. 

Wer heute in Deutschland ein neues batterieelektrisches Fahrzeug (BEV) der Kompaktklasse kauft, hat niedrigere Gesamtbetriebskosten als beim benzinbetriebenen Pendant. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Umweltorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT), die die Gesamtbetriebskosten von benzinbetriebenen und batteriebetriebenen Modellen im Kleinwagen- und Kompaktwagensegment verglichen hat. Bei der Betrachtung der Gesamtkosten für Kauf und Betrieb eines Fahrzeugs spielen Faktoren wie Förderungen, Steuern, Wartung und Kraftstoffkosten eine ebenso wichtige Rolle wie der Anschaffungspreis des Fahrzeugs. In der Kompaktklasse liege der Kostenvorteil von BEVs über vier Jahre bei 12.300 Euro mit und 5.100 Euro ohne einmalige Kaufprämie.

Dass E-Fahrzeuge einen langfristigen Kostenvorteil gegenüber Autos mit Verbrennungsmotoren haben, trotz anfänglich deutlich höherer Anschaffungskosten, zeigt auch eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) im Auftrag der Now GmbH, die die Gesamtkosten mehrerer Pkw-Antriebsarten verglichen hat. Werden E-Autos mit selbst erzeugtem Strom geladen, soll dies über einen längeren Zeitraum einen deutlichen Kostenvorteil bringen. Für die Analyse wurde die künftige Entwicklung von Energiepreisen mit einbezogen und so die tatsächlichen Kosten über die Gesamtlaufzeit hinweg berechnet – die sogenannten Total Costs of Ownership (TCO). Die Methodik berücksichtigt bei der Berechnung neben den Anschaffungskosten auch alle anfallenden Kosten im Betrieb, so etwa den Wiederverkaufswert oder die Versicherungskosten und Kfz-Steuer. 

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2021 | OriginalPaper | Buchkapitel

Gesamtkosten nach der Total Cost of Ownership Methodik (TCO) – Differenzierung nach antriebsspezifischen Kosten

In diesem Kapitel werden einzelne Bestandteile der Gesamtkosten betrachtet, die in Summe über den Lebensweg eines Fahrzeuges entstehen. Für Referenzfahrzeuge werden jegliche Kosten nach der Total Cost of Ownership (TCO) Methodik in die Gesamtkosten einbezogen. Für Standardfahrzeuge werden diejenigen TCO-Bestandteile berücksichtigt, die kennzeichnend für eine jeweilige Antriebstechnologie sind – als Gesamtkosten (TCO) exkl. Steuern und Versicherungen bezeichnet. Die für die Ermittlung der Energiekosten relevanten Energiepreise werden für verschiedene Energieträger gemäß ihren zugrunde liegenden Kostenbestandteilen dargelegt.

Spürbarer Kostenvorteil bei Nutzern von PV-Strom

Zusammengefasst ergibt die Fraunhofer-Berechnung: Die Kosten für Anschaffung und Ladeinfrastruktur sind bei batterieelektrischen Fahrzeugen höher als bei Pkw mit Verbrennungsmotoren. Die Kosten für Inspektion, Wartung und Versicherung sind in etwa vergleichbar. Die geringeren Energiekosten, der Umweltbonus, die Kfz-Steuerbefreiung und die jährliche THG-Quote sind ein Kostenvorteil für Elektroautos. 

Darüber hinaus hat der Fraunhofer-Studie zufolge die Ladeinfrastruktur einen entscheidenden Einfluss auf die Gesamtkosten eines Elektroautos: Nutzer, die ihr Elektroauto mit selbst produziertem Photovoltaikstrom laden können, haben einen deutlichen Kostenvorteil gegenüber Besitzern, die öffentliche Ladestationen nutzen müssen. Demnach könnten bei ausschließlicher Nutzung öffentlicher Ladeinfrastruktur die Energiekosten um bis zu 42 % höher ausfallen. Die Nutzung eigener Lademöglichkeiten in Kombination mit einer eigenen PV-Anlage soll den Kostenvorteil eines Elektroautos gegenüber einem Benziner um bis zu 12.000 Euro über 15 Jahre erhöhen.

Schaut man nur auf die Energiekosten, zeigt sich, dass die Energiepreisentwicklung über den Verlauf zwar eine immer stärkere Rolle spielt – durch die geringen Unterschiede der Energiepreise in den ersten Jahren der Haltedauer sich der Preisunterschied aber erst über einen längeren Zeitraum bemerkbar macht. Für die künftigen Energiepreise nahmen die Fraunhofer-Autoren an, dass aufgrund steigender CO2-Preise die Kraftstoffkosten von Verbrennungsmotoren steigen, während die Kosten von E-Fahrzeugen wegen des Ausbaus der erneuerbaren Energien sinken. Allerdings: Der Einfluss der Energiepreise falle geringer aus als jener der Ladeinfrastruktur beziehungsweise die Auswirkungen davon, ob ein Fahrzeug zuhause oder an einer öffentlichen Ladesäule geladen wird.

Ohne Förderung keine Kostenvorteile bei Kleinwagen

Darüber hinaus hängt die Dauer bis zur Kostengleichheit auch von der Fahrzeuggröße beziehungsweise dem Fahrzeugsegment ab. Die Fraunhofer-Studie zeigt, dass sich die langfristigen Vorteile vor allem bei teureren Autos schneller auswirken. So erreichen E-Autos der Mittelklasse bereits nach drei Jahren den Punkt der Kostengleichheit. Im Kleinwagensegment könne es fünf bis acht Jahre dauern, bis E-Fahrzeuge das Kostenniveau von Verbrennern erreicht haben.

Nach Auslaufen des Umweltbonus wie er derzeit bis 2025 geplant ist, würden bei gleichbleibenden Anschaffungskosten nur noch die Fahrzeuge in der Mittelklasse einen Kostenvorteil gegenüber Benzinern aufweisen. Die Haltedauer bis zur Erreichung der Kostenparität würde auf 8 Jahre steigen. Kompakt- und Kleinwagen würden ohne Förderung "die Kostennachteile durch die höheren Anschaffungskosten nicht mehr innerhalb von 15 Jahren Haltedauer ausgleichen können", heißt es in der Fraunhofer-Studie.

Auch in der ICCT-Studie ergibt sich im Kleinwagensegment ein anderes Szenario als bei der Kompaktklasse. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass E-Autos im Kleinwagensegment nur mit Kaufprämie kostengünstiger als Benziner sind. 

Strompreis-Einfluss begrenzt, Förderung unterer Segmente wichtig

Dr. Michael Krail, der am Fraunhofer ISI die Studie geleitet hat, zieht folgendes Fazit: "Unsere Berechnungen haben gezeigt, dass der Einfluss der Strompreise und der fossilen Kraftstoffpreise für den Kostenvergleich zwischen Elektrofahrzeugen und Verbrennern begrenzter ist als weitläufig angenommen. Der Wiederverkaufswert kann dagegen eine wichtige Rolle spielen wie auch die Frage, wie das Fahrzeug genutzt und vor allem wo es geladen wird. Um die Attraktivität von E-Fahrzeugen weiter zu steigern, ist die Förderung durch den Umweltbonus und die Innovationsprämie besonders in den unteren Segmenten wichtig und kann auch von der Wahl einer kleineren und kostengünstigeren Batterie positiv beeinflusst werden. Damit ließe sich künftig noch schneller eine Kostenparität erreichen".

Um Haushalte mit geringeren Einkommen an der Elektromobilität zu beteiligen und den Marktanteil von E-Autos schneller zu steigern, schlägt das ICCT ein einkommensabhängiges Förderkonzept für den Kauf von BEV vor. “Kleine batteriebetriebene Elektroautos können ihren Marktanteil in Deutschland steigern, wenn gut konzipierte politische Instrumente zur Förderung der sozialen Teilhabe vorhanden sind. Ein sozial angelegtes Förderprogramm für neue BEV ermöglicht es, diesen Prozess zu beschleunigen", sagt Kyle Morrison, Hauptautor der ICCT-Untersuchung.

ADAC mit ähnlichem Ergebnis

Auch der ADAC vergleicht regelmäßig die Kosten von reinen Elektroautos, Plug-in-Hybriden und Verbrennern und ist bereits im Oktober 2022 in einer Gesamtkostenrechnung zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Die aktuelle Vollkostenberechnung vom April, bei der E-Autos mit ihrem in Ausstattung und Motorleistung vergleichbaren Verbrenner gegenübergestellt wurden, bestätigt nochmals die Ergebnisse. Nehme man alle Kosten eines Autos zusammen, vom Kaufpreis über sämtliche Betriebs- und Wartungsaufwände bis zum Wertverlust, würden Elektroautos häufig, aber nicht immer, besser abschneiden als Benziner oder Diesel. Auch hier zeigt sich, dass Elektrofahrzeuge der Kleinst- und Kleinwagenklasse kostenmäßig nicht immer konkurrenzfähig sind.

Ebenso kommen die Springer-Autoren um Martin Zapf, die ebenfalls die reale Klimabelastung und die Gesamtkosten unterschiedlicher Antriebe analysiert haben, zum Fazit, dass die Anschaffungs- und Wartungskosten in Summe für Elektrofahrzeuge voraussichtlich bereits kurz- bis mittelfristig auf einem ähnlichen Niveau wie für verbrennungsmotorische Fahrzeuge liegen – langfristig seien diese für Elektrofahrzeuge vermutlich am niedrigsten.

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