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23.10.2020 | Antriebsstrang | Nachricht | Online-Artikel

Interdisziplinäre Zusammenarbeit als Schlüssel

verfasst von: Thomas Schneider

3:30 Min. Lesedauer

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Systemisches Denken und das Beherrschen der steigenden Komplexität waren die prägenden Themen des Experten-Forums Powertrain 2020. Die Simulation gewinnt weiter an Bedeutung, Hybridantriebe sind mittelfristig der Maßstab.

"Wie sich gezeigt hat, wird es ein ganz zentraler Baustein sein, die Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen OEMs, Zulieferern und der Wissenschaft weiter zu verstärken", sagte Professor Dr. Tim Hosenfeldt, Senior Vice President der Schaeffler AG zum Abschluss der Veranstaltung. "Wir haben gelernt, dass wir die Ausbildung auch in den klassischen Disziplinen weiter fördern und die Politik noch stärker einbeziehen müssen, das zeigt sich etwa am Thema Plug-in-Hybrid."

Die Kombination aus Verbrennungsmotor, E- Maschine und größerer Batterie, um rein elektrisches Fahren zu ermöglichen, ist nicht unumstritten, da viele Nutzer nicht elektrisch nachladen. Das sorgt für Kritik in der Öffentlichkeit und auch unter Experten. Die betonten einmal mehr die Bedeutung eines technologieoffenen Wettbewerbs um die beste Lösung, der in vollem Gange ist – und bei weitem nicht entschieden. Zwar besteht Einigkeit, dass die Elektrifizierung sich fortsetzen wird und "Hybridantriebe eine ganz wichtige Säule in der nächsten Dekade sein werden, die dazu beitragen, die Zukunft des Verbrennungsmotors abzusichern", wie Professor Christian Beidl von der TU Darmstadt feststellte; bei der Umsetzung hybrider Antriebe gibt es jedoch eine Vielzahl an Ansätzen.

Komplexität als zentrale Forderung

Die Entscheidung für den "besten Antrieb" kann nicht generell, sondern muss fallspezifisch gefällt werden. Sie ist erheblich von den politischen Rahmenbedingungen sowie den daraus resultierenden Kosten abhängig. Beides sorgt neben der Elektrifizierung zusätzlich für Komplexität, die es zu beherrschen gilt. Das kann zum einen nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit und Vernetzung verschiedener Fachbereiche gelingen, die Voraussetzungen für systemische Entwicklungsansätze sind. Zum anderen ist die Verzahnung von Simulation und virtuellen sowie realen Test die entscheidende Basis. Simulationsmethoden müssen verstärkt nicht nur in der linken Seite des "Entwicklungs-V", sondern auch auf der rechten Seite eingesetzt werden, wo die Entwicklung teuer ist. Vor allem aber gilt es, stets gezielt das Gesamtsystem und nicht nur einzelne Komponenten zu optimieren.

Welche Rolle der Verbrennungsmotor dabei künftig spielt, ist offen. Manche ­– wie etwa Jörg Rückauf von Mahle in seiner Keynote – präferieren einfachere und günstigere Motoren als Basis für hybride Antriebsstränge, andere wie Uwe Wagner von Schaeffler plädieren für aufwendigere und variablere Aggregate. Für beide Standpunkte gibt es gute Gründe. Klar ist jedoch, dass eine Vereinheitlichung und Entfeinerung notwendig sein wird, um die Kosten der Antriebe unter Kontrolle halten zu können. Die Vorträge der Veranstaltung boten hier zahlreiche vielversprechende Ansätze.

Keine Angst vor Veränderungen

Die Referenten und Moderatoren traten durchaus selbstbewusst auf, in der Erwartung, der Herausforderung gewachsen zu sein, so etwa Dr. Roland Wanker in der Podiumsdiskussion: "Wir haben die Herausforderung angenommen und sind bezüglich Tools und Know-how gut aufgestellt." Die traditionell guten Kenntnisse, getrieben von einer guten Ausbildung, gingen ja nicht verloren, nur weil sich die Antriebsart ändere. In eine ähnliche Richtung argumentierte Nicole Steiger, Geschäftsführerin von JSC Automotive, die in der Diskussion und einem Vortrag am zweiten Veranstaltungstag von den Entwicklungen in China berichtete und die traditionellen und insbesondere die europäischen Akteure im Vergleich auf einem guten Weg sieht. Der dortige Markt werde durch Regulierung und nicht durch Nachfrage bestimmt, was den kürzlichen Umschwung in der Strategie weg vom BEV und die wieder stärkere Fokussierung auf den Verbrennungsmotor erkläre. Das Entwicklungs-Know-how sei entscheidend zur Bewältigung der Komplexität, "und das können wir besser als die anderen", sagte Steiger.

Die drei Fachtagungen des Expertenforum-Powertrain stellten dank des Veranstaltungsformats eine große Breite an Themen dar, jeder Strang für sich bot dabei aber auch eine enorme technische Tiefe. Insgesamt ließen die Vorträge beider Konferenztage keinen Zweifel daran, dass technische Lösungen für eine nachhaltige Mobilität perspektivisch vorhanden sind. Zudem praktizieren die Ingenieure in der Entwicklung eben jene Technologieoffenheit, die sie auch von der Politik fordern und mit der die Klimaziele der kommenden Dekaden erreicht werden können.

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