25.02.2025 | Antriebsstrang | Schwerpunkt | Online-Artikel
Diese Autobauer kehren zum Verbrenner zurück
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Automobilhersteller überdenken ihre Elektroauto-Strategie. Immer mehr Marken verkünden, den Verbrennungsmotor auch weiterhin anzubieten. Ein Überblick.
Verbrenner oder batterieelektrisches Fahrzeug? Einige Autobauer verwerfen ihre Electric-Only-Pläne und halten am Verbrennungsmotor fest.
VITAMIN / stock.adobe.com
Lange galt es als ausgemacht: Am batterieelektrischen Fahrzeug führt kein Weg vorbei. Die Autokonzerne richteten ihr Modell- und Antriebsportfolio immer stärker auf E-Autos aus. Nicht zuletzt, weil ab 2035 in der Europäischen Union (EU) keine neuen mit fossilem Diesel oder Benzin betankte Pkw mehr zugelassen werden dürfen. Jedoch ist die Nachfrage nach Elektroautos in Deutschland 2024 deutlich eingebrochen, auch weltweit schwächelt der E-Automarkt.
Dazu kommt: Immer mehr Parteien und Politiker stellen das beschlossene Verbrenner-Aus infrage. Auch viele Menschen in Deutschland zeigen wenig Zustimmung für das geplante Verbrennerverbot. Nur 40 % der Konsumenten bewerten die Pläne der EU als gut oder sehr gut, wie eine Befragung von Deloitte aus dem vergangenen Herbst deutlich macht. Laut einer aktuellen Umfrage von AutoScout24 verliert das Verbrennerverbot auch europaweit an Rückhalt. In Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich hätten jeweils mehr als 50 % der Befragten für eine Abschaffung oder Verschiebung des Zulassungsverbots neuer CO2-emittierender Diesel und Benziner gestimmt.
Die sinkende Nachfrage nach Elektroautos und das womögliche Aus für das Verbrenner-Aus veranlasst Hersteller jetzt dazu, ihre bisherige Elektro-Strategie zu überdenken. Statt der vermeldeten "Electric only"-Konzepte, die ausschließlich auf Elektroantriebe setzten, scheinen nun viele Hersteller dem Verbrennungsmotor parallel zum E-Antrieb eine Zukunft einzuräumen. Dabei sollen auch Hybrid-Modelle und Plug-in-Hybride eine Rolle spielen. Ein Überblick über die Kurswechsel der Autobauer.
Mercedes-Benz
Mit der Ende Juli 2021 vorgestellten "Electric only"-Strategie wollte Mercedes-Benz eigentlich bis zum Ende des Jahrzehnts vollelektrisch werden – überall dort, wo es die Marktbedingungen zuließen. Auf der Hauptversammlung am 8. Mai 2024 hat sich Mercedes-Konzernchef Ola Källenius dann in seiner Rede von dieser Strategie verabschiedet. Denn die "Transformation könnte […] länger dauern als gedacht", so Källenius. Man sei auf alle Marktszenarien vorbereitet. In den kommenden Jahren soll es beides geben: "Elektroautos und hochmoderne, elektrifizierte Verbrenner. Wenn die Nachfrage da ist, bis deutlich in die 2030er-Jahre", so der Mercedes-Konzernchef. Auch bei den leichten Nutzfahrzeugen schwenkt Mercedes um: So sollen künftig auf einer Architektur neben Elektrofahrzeugen (VAN.EA) auch Vans mit "hochmodernen Verbrennungsmotoren" (VAN.CA) angeboten werden.
Volvo
Ab 2030 wollte Volvo nur noch rein elektrische Fahrzeuge anbieten. Im September 2024 tritt der schwedische Autobauer dann von seinem Plan zurück. Man habe beschlossen, seine Ambitionen im Bereich der Elektrifizierung aufgrund veränderter Marktbedingungen und Kundenanforderungen anzupassen. "Wir sind fest davon überzeugt, dass unsere Zukunft elektrisch ist", sagte Jim Rowan, Vorstandsvorsitzender von Volvo Cars. "Es ist jedoch klar, dass der Übergang zur Elektrifizierung nicht linear verlaufen wird und Kunden und Märkte sich in unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Akzeptanz bewegen", so Rowan.
Den neuen Plänen zufolge plant Volvo auch nach 2030 neben vollelektrischen Fahrzeugen ebenso Plug-in- und Mild-Hybride zu verkaufen. Als Folge der angepassten Ziele für die Elektrifizierung aktualisiert das Unternehmen auch seine Ziele für die CO2-Reduzierung. Bis 2030 will das Unternehmen die CO2-Emissionen pro Auto nun um 65 bis 75 % im Vergleich zum Ausgangswert von 2018 senken. Ursprünglich war ein Reduktionsziel von 75 % geplant.
Ford Europe
Auch der US-amerikanische Automobilhersteller Ford wollte eigentlich in Europa schon 2030 eine rein elektrische Automarke sein. Im Juli 2024 folgt die Kehrtwende. Man wolle auch über 2030 hinaus weiterhin Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor und Hybride anbieten, wie Marin Gjaja, Chief Operating Officer der Elektrifizierungsabteilung des Ford Model E, gegenüber der britischen "Autocar" erklärte. Begründet wird der Schritt aufgrund des mangelnden Kundeninteresses an Elektrofahrzeugen und wegfallender, staatlicher Anreize beim Kauf von E-Autos. Der Plan sei zu ambitioniert gewesen, heißt es von Gjaja. "Wir sehen nicht, dass eine vollständige Umstellung auf Elektrofahrzeuge bis 2030 eine gute Wahl für unser Unternehmen oder insbesondere für unsere Kunden ist", so Gjaja.
Stellantis
Der Multi-Marken-Konzern Stellantis hat 2022 seinen Kurs vom Verbrennungsmotor zur Elektromobilität im Strategieplan "Dare Forward 2030" dargelegt. Der Opel-Mutterkonzern strebte an, in Europa im Jahr 2030 nur noch vollelektrische Fahrzeuge verkaufen zu wollen. Die einzelnen Marken des Konzerns verfolgen nun teilweise vom Mutterkonzern abweichende Pläne.
Opel wollte eigentlich bereits 2028 vollelektrisch sein. Gegenüber "Autocar" hat Florian Huettl Mitte Januar 2025 nun bestätigt, dass der Verbrennungsmotor länger bleiben werde. Opel wolle "flexibel" bleiben. Wie "Auto Motor und Sport" berichtet, bietet Stellantis auch wieder einzelne Modelle, die zuletzt nur noch mit Elektroantrieb erhältlich waren, nun wieder mit Diesel- und Ottomotoren an. Dazu gehörten der Citroën Berlingo, der Peugeot Rifter und der Fiat Doblo. Zudem habe Peugeot im April 2024 die Wiedereinführung eines Dieselmotors für den Traveller bekanntgegeben. Zuvor im Sommer 2023 wurde bekannt, dass Jeep neben der vollelektrischen Version des kleinen City-SUVs Avenger auch ein Verbrenner-Modell mit einem 1,2-l-Turbobenzinmotor ins Portfolio aufnimmt. Wie die "Frankfurter Rundschau" berichtet, verwirft Alfa Romeo den vollständigen Umstieg auf Elektrofahrzeuge bis 2027. Die Stellantis-Tochter setze nun auf einen Antriebsmix.
Genesis
Die Elektrifizierung bei Hyundais Premium-Tochter Genesis erfolgt langsamer, als es die Marke vorgesehen hatte. Im letzten Jahr ist man von den 2021 verkündeten Plänen abgerückt, ab 2025 alle neuen Modelle mit rein elektrischem Antrieb zu bringen. Zwar bietet Genesis in Deutschland, der Schweiz und Großbritannien 2025 nur noch reine E-Modelle an. Darüber hinaus soll die Modellpalette aber künftig mit Hybridmodellen erweitert werden. "Mit unserer neuen Elektrifizierungsstrategie reagieren wir auf das Feedback unserer Kunden und die Anforderungen des Marktes. Wir sind zuversichtlich, dass der Schritt hin zu einer komplett elektrifizierten Produktpalette in Europa, zu der auch neue Hybridmodelle gehören, der richtige Weg ist", erläutert Andrew Sellars, Vertriebsleiter bei Genesis Motor Europe, Ende Januar 2025 die Elektrifizierungsstrategie des Unternehmens.
Lotus
Im April 2021 gab der britische Sportwagenhersteller Lotus bekannt, dass das Unternehmen bis 2028 nur noch Elektroautos verkaufen wolle. Die inzwischen zum chinesischen Geely-Konzern gehörende Marke verwirft im November 2024 diesen Plan und stellt auf der Guangzhou Auto Show eine "Hyper Hybrid EV-Technologie" vor. Die 900V-Architektur verfügt über einen Hybrid-Elektro-Antriebsstrang und eine duale Hyper-Ladetechnologie: ultraschnelles Plug-in-Laden und ultraschnelles Laden während der Fahrt, beides mit sehr hoher Ladegeschwindigkeit. Nach Angaben von Lotus soll die Hyper-Hybrid-Technologie "eine hohe Leistung, einen hohen Wirkungsgrad und eine flexible, längere Reichweite von über 1.100 Kilometern" ermöglichen.
Volkswagen
Der konsequente E-Auto-Kurs scheint auch beim Volkswagen-Konzern vorbei zu sein. Künftig investiert Volkswagen auch in die Verbrenner-Technologie. Der Konzern will bis 2028 rund 180 Milliarden Euro für die Forschung und Entwicklung neuer Produkte in die Hand nehmen, wie es im Juni 2024 heißt. Ein Drittel davon – also 60 Milliarden Euro – soll für die Weiterentwicklung von Verbrennern genutzt werden. Nach Informationen des "Handelsblatts" sollen Volkswagen und Audi erwägen, einzelne Modelle mit Verbrennungsmotor in Europa länger laufen zu lassen, und zwar über 2033 hinaus. Eine Entscheidung darüber könnte die anstehende Investitionsplanungsrunde Anfang März bei VW bringen.
Porsche
Der Sportwagenbauer Porsche reagiert ebenfalls auf den schleppenden Hochlauf der Elektromobilität und den gesunkenen Absatz 2024. Es sind daher umfangreiche Maßnahmen geplant. Dazu zählen die Erweiterung des Produktportfolios um zusätzliche Fahrzeugmodelle mit Verbrennungsmotor sowie Plug-in Hybrid, der Ausbau der Sonder- und Exklusivmanufaktur sowie Anpassungen in der Unternehmensorganisation. Nach dpa-Angaben stehe das E-Auto-Ziel von Porsche offiziell noch: Bis 2030 sollen mehr als 80 % der Sport- und Geländewagen mit einem vollelektrischen Antrieb vom Band laufen. Zuletzt habe es aber geheißen, dass das Ziel abhängig von der Nachfrage und der Entwicklung der E-Mobilität in der Welt sei.
Skoda
Der tschechische Automobilhersteller Skoda plant, Verbrennungsmotoren im Portfolio zu behalten, solange Kunden sie nachfragen. Der Skoda-Vorstandsvorsitzende Klaus Zellmer erklärte Medienberichten zufolge, dass das Unternehmen bis zum EU-Verbrenner-Aus 2035 Modelle mit Diesel- und Benzinmotoren bereitstellen werde – und auch darüber hinaus, dann jedoch außerhalb der EU. Dabei soll das Angebot Mild-Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge sowie batterieelektrische Autos umfassen.
Cadillac
Auch die General-Motors-Luxusmarke Cadillac hat die Transformation zum Elektroauto-Hersteller geplant. Ab 2030 sollten keine neuen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren mehr verkaufen werden. Laut Medienberichten soll sich diese Position aufweichen. In einem Gespräch mit Reportern im Mai 2024 erklärte John Roth, Global Vice President von Cadillac, dass Elektro- und Verbrennungsautos "für einige Jahre nebeneinander existieren werden". Einen klaren Zeitplan legte er nicht vor.
Bentley
Die britische Luxusmarke Bentley wollte eigentlich im Rahmen ihrer "Beyond100"-Strategie 2030 vollelektrisch werden. Dieses Ziel wurde im Sommer 2024 unter dem neuen Namen "Beyond100+"-Strategie aktualisiert und auf 2035 verschoben. Der erste batterieelektrische Bentley soll 2026 auf den Markt kommen. Der Lebenszyklus der Modelle mit Plug-in-Hybrid wird verlängert, bevor ab 2035 nur noch rein elektrische Fahrzeuge angeboten werden. Dr. Frank-Steffen Walliser, Chairman und Chief Executive von Bentley Motors, erklärte, dass man sich dem "wirtschaftlichen, marktwirtschaftlichen und gesetzlichen Umfeld" anpasse.
Renault
Renault strebte zuletzt an, bis zum Jahr 2030 in Europa zur reinen Elektroauto-Marke zu werden. Im Gespräch mit dem "Handelsblatt" forderte Renault-Chef Luca de Meo dann im Sommer 2024 mehr Flexibilität beim Verbrenner-Aus. Ende Mai 2024 hatte Renault mit Geely als Partner die Firma "Horse Powertrain Limited" gegründet. In diesem Joint Venture sollen zukünftig Verbrennungsmotoren und Hybridantriebe entwickelt werden. Zuvor war bereits Ampere, die Elektro-Division des Renault-Konzerns, gegründet worden. Renault setzt also offenbar weiterhin auf eine Modellpalette mit Elektro- und Hybridantrieb.
BMW
BMW baut bereits seit Längerem auf Technologieoffenheit. Der Vorstandsvorsitzende der BMW AG Oliver Zipse hat stets deutlich gemacht, dass BMW keinen festen Termin zum Verbrenner-Aus plane. Man wolle sich nach dem Markt richten. Zipse "hat die Werke des Traditionsunternehmens mit Milliardeninvestitionen auf einen Technologiemix ausrichten lassen", heißt es im Buchkapitel "Den Anker auswerfen, nicht die Ankerkette" – Interview mit Oliver Zipse von BMW.
Toyota
Wie BMW gehört auch Toyota zu jenen Herstellern, die nicht komplett auf Elektroautos gesetzt haben, sondern auf Technologieoffenheit und einen Antriebsmix. Brennstoffzellen-Autos, hier zuletzt mit stärkerem Fokus auf Nutzfahrzeugen, Plug-in-Hybride, Hybride, Verbrennungsmotoren und batterieelektrische Fahrzeuge sind Teil von Toyotas Modellpalette.