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2018 | Buch

Arbeit – Marxistische und systemtheoretische Zugänge

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Über dieses Buch

In Begriffen wie „Arbeitsgesellschaft“, „Industriegesellschaft“ oder „kapitalistische Gesellschaft“ drückt sich die Hoffnung aus, über die Schlüsselkategorie „Arbeit“ nicht nur die Zustände in Betrieben, sondern in der Gesellschaft insgesamt erklären zu können. Dieses Buch bietet einen am Marxismus und an der Systemtheorie orientierten Zugang zu aktuellen Debatten über die Rolle der Wirtschaft in der modernen Gesellschaft, über die Veränderung in Arbeitsorganisationen und über die Wirkung der Ökonomie auf das Individuum.Stefan Kühl gelingt mit diesem Buch ein erster systematischer Theorievergleich von Marxismus und Systemtheorie.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Chapter 1. Arbeit – theoretische Perspektiven
Zusammenfassung
Arbeit ist ein schillernder Begriff. Intuitiv meint man zu wissen, was darunter zu verstehen ist. Wenn man aber genau hinsieht, wird deutlich, wie unklar es ist, was als Arbeit bezeichnet werden kann und was nicht. Dass jemand, der für seine Tätigkeit in einer Fabrik, in einem Altenheim oder einem Verein eine Entlohnung bekommt, arbeitet, mag noch unumstritten sein, aber was ist, wenn die Tätigkeit nicht entlohnt wird? Einer Unternehmerin, die ihre Firma selbst führt, kann man schwerlich absprechen, dass sie arbeitet, aber was ist, wenn sie ihr Unternehmen von anderen managen lässt und sich auf den Aufsichtsratsvorsitz zurückzieht? Wenn jemand als bezahlter Tutor an einer Universität seinen Kommilitonen die Feinheiten der Varianzanalyse beibringt, würde man vermutlich von Arbeit sprechen, aber wie sieht es aus, wenn die gleiche Person diese Leistung als Freundschaftsdienst erbringt?
Stefan Kühl
Chapter 2. Primat der Ökonomie vs. funktionale Differenzierung: Die Debatte über die Form der modernen Gesellschaft
Zusammenfassung
In aktuellen Zeitdiagnosen findet sich häufig die These einer „Ökonomisierung“ der Gesellschaft. Jede Entscheidung, die in der Gesellschaft getroffen wird, wird als eine letztlich ökonomische präsentiert. Die Wahl eines Studienfaches, eines Jobs, der Fahrspur auf der Autobahn oder eines Sexualpartners stellt sich als eine nutzenorientierte Entscheidung von Individuen dar. Aus den Wirtschaftswissenschaften kommend, gibt es die Tendenz, das „ökonomische Kalkül“ bei jeder Entscheidung als letztlich rational zu präsentieren.
Stefan Kühl
Chapter 3. Betrieb vs. Organisation: Die Subsumierung des Unternehmens unter die Logik der Profitmaximierung oder die Betonung der Eigenlogik der Organisation
Zusammenfassung
Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts veröffentlichten die Schriftsteller Yaak Karsunke und Günter Wallraff einen „Fragebogen für Arbeiter“. Der Arbeiter wurde gebeten, anhand von 90 Frageblöcken Auskunft über seine Situation zu geben: „Gehört der Betrieb, in dem Sie arbeiten, einem Privatbesitzer oder einer Aktiengesellschaft?“ „Wie verhalten sich Vorarbeiter und Meister gegenüber: den Kollegen – den höheren Vorgesetzten?“ „Gab es größere Entlassungen wegen Produktionsumstellung bzw. -einstellung?“ „Gibt es Stempeluhren?“ „Können Sie Ihr Arbeitstempo selbst bestimmen?“ „Durch wen bzw. wodurch erfolgt die Arbeitskontrolle?“ „Entspricht einem Anstieg der Dividende für die Aktionäre auch ein Ansteigen Ihres Lohns, werden Sie also an dem von Ihnen erarbeiteten Gewinn des Unternehmens beteiligt?“ „Ist Ihnen die Vermögenslage des Besitzers bzw. der Mehrheitsaktionäre des Betriebes bekannt, für den Sie arbeiten?“ „Ist innerhalb der letzten fünf Jahre gestreikt worden?“ „Gibt es in dem Betrieb, in dem Sie arbeiten, Mißstände, die Ihrer Meinung nach einen Streik rechtfertigen würden oder die nur durch einen Streik zu beheben wären?“ (Karsunke und Wallraff 1970, S. 2ff.).
Stefan Kühl
Chapter 4. Arbeiterbewusstsein vs. Arbeitersein als Rolle: Klasse als Verbindungsglied von Gesellschaft und Individuum
Zusammenfassung
Mit dem Begriff vom „flexiblen Menschen“ versucht der Soziologe Richard Sennett, die Auswirkungen einer sich „radikal wandelnden Wirtschaft“ auf das Individuum zu erfassen. „Wie können“, so die Frage Sennetts, „Loyalitäten und Verpflichtungen in Institutionen aufrechterhalten werden, die ständig zerbrechen oder immer wieder umstrukturiert werden?“ Wie können langfristige Ziele verfolgt werden, wenn man sich „im Rahmen einer ganz auf das Kurzfristige ausgerichteten Ökonomie“ (Sennett 1998, S. 12) bewegt?
Stefan Kühl
Chapter 5. Für eine Renaissance der großen Theorien
Zusammenfassung
Die Stärke der marxistischen Theorie bestand darin, dass sie schon in den Grundformulierungen von Karl Marx und Friedrich Engels ein Großteil der Ansprüche an eine Gesellschaftstheorie bedienen konnte. Die marxistische Theorie besitzt mit der Idee des Klassenkampfes ein Konzept, mit dem Konflikte in der Weltgesellschaft, in den Nationalstaaten, in Betrieben, Universitäten oder Fernsehanstalten und in Interaktionen zwischen Menschen erklärt werden konnten. Diese an Klassengegensätzen festgemachte Konfliktkonzeption dient in der marxistischen Theorie dazu, auch gesellschaftlichen Wandel zu beschreiben.
Stefan Kühl
Backmatter
Metadaten
Titel
Arbeit – Marxistische und systemtheoretische Zugänge
verfasst von
Prof. Dr. Stefan Kühl
Copyright-Jahr
2018
Electronic ISBN
978-3-658-18117-8
Print ISBN
978-3-658-18116-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-18117-8