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2019 | OriginalPaper | Buchkapitel

17. Arbeitnehmerschutz bei Massenentlassungen und Insolvenz

verfasst von : Peter Hantel

Erschienen in: Europäisches Arbeitsrecht

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

Die oben genannten Richtlinien sollen Arbeitnehmer im Falle von Insolvenz und Massenentlassungen schützen. Der Unionsgesetzgeber ging bei Schaffung dieser Richtlinien davon aus, dass die Verwirklichung eines gemeinsamen Marktes größere Wirtschaftseinheiten erfordern werde und sich die Unternehmen diesem Erfordernis anzupassen hätten. Daher waren Umstrukturierungen, Unternehmenszusammenschlüsse und Unternehmensschließungen, verbunden mit Insolvenzen und Massenentlassungen, vorhersehbar. Um die sozialen Folgeprobleme zu mildern, wurden die genannten Richtlinien geschaffen, ohne dass damit allerdings eine Einschränkung der unternehmerischen Entscheidungsfreiheit beabsichtigt war. Die Rechtsetzungskompetenz für alle beiden Richtlinien ergibt sich aus Art. 115 AEUV, der eine Richtlinienkompetenz zur Angleichung von Rechtsvorschriften für den Binnenmarkt vorsieht. So ist die Angleichung von Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedsstaaten im Zusammenhang mit Massenentlassung und dem Arbeitnehmerinsolvenzschutz für das Funktionieren des Binnenmarktes von grundlegender Bedeutung.

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Fußnoten
1
ABl. Nr. L 225 S. 16.
 
2
ABl. Nr. L 283 S. 36.
 
3
Vgl. Schiek, Europäisches Arbeitsrecht, S. 264 ff; Thüsing, Europäisches Arbeitsrecht, 3. Auflage, § 6 Rn. 1–6.
 
4
Vgl. Schiek a. a. O., S. 265.
 
5
Vgl. Blanpain, European Labour Law, 2014, 1913; Schiek a. a. O.
 
6
Vgl. Thüsing a. a. O.; Schiek, Europäisches Arbeitsrecht, 3. Auflage, S. 265, 266; Fuchs/Marhold, Europäisches Arbeitsrecht, 5. Auflage, S. 390–393.
 
7
Vgl. Thüsing a. a. O.; Fuchs/Marhold a. a. O.; Daher hatte bereits die Europäische Gemeinschaft in einer Richtlinie von 1975 Angleichungen von Rechtsvorschriften der Mitgliedsstaaten über Massenentlassungen vorgenommen.
 
8
Vgl. Hinrichs, Kündigungsschutz und Arbeitnehmerbeteiligung bei Massenentlassungen, 2001, S. 23; Schiek a. a. O. S. 265; Naber/Sittard in Preis/Sagan, Europäisches Arbeitsrecht, 2. Auflage, § 14 Rz. 14.2.
 
9
Vgl. Hütter, ZESAR 2015, 28.
 
10
Auf die Beendigung befristeter Arbeitsverträge findet die Richtlinie entsprechend Art. 1 Abs. 2 a grundsätzlich keine Anwendung.
 
11
Vgl. hierzu auch EuGH vom 30.04.2015, Rs. C-80/14 (USDAW und Wilson), ECLI:EU:C:2015:291; EuGH vom 13.05.2015, Rs. C-392/13 (Rabal Cañas), ECLI:EU:C:2015:318.
 
12
Nach Art. 1 der Richtlinie 98/59/EG sind Massenentlassungen Entlassungen, die ein Arbeitgeber aus einem oder mehreren Gründen, die nicht in der Person der Arbeitnehmer liegen, vornimmt und bei denen – nach Wahl der Mitgliedsstaaten – die Zahl der Entlassungen a) entweder innerhalb eines Zeitraums von 30 Tagen mindestens 10 in Betrieben mit in der Regel mehr als 20 und weniger als 100 Arbeitnehmern bzw. mindestens 10 % der Arbeitnehmer in Betrieben mit in der Regel mindestens 100 und weniger als 300 Arbeitnehmern bzw. mindestens 30 in Betrieben mit in der Regel mindestens 300 Arbeitnehmern, b) oder innerhalb eines Zeitraums von 90 Tagen mindestens 20, und zwar unabhängig davon, wie viele Arbeitnehmer in der Regel in dem betreffenden Bereich beschäftigt sind, beträgt.
 
13
Vgl. zum Betriebsbegriff in Richtlinie 98/59/EG: EuGH vom 15.02.2007, Rs. C-270/05 (Athinaiki Chartopoiia), ECLI:EU:C:2007:101 ferner NZA 2007, 319.
 
14
Vgl. Fuchs/Marhold, Europäisches Arbeitsrecht, 5. Auflage, S. 304, 305; Riesenhuber, Europäisches Arbeitsrecht, S. 458; Colneric EuZA 2008, 224.
 
15
Vgl. Colneric a. a. O.
 
16
Vgl. hierzu u. a. Ferme/Lipinski, NZA 2006, 937; Bauer/Krieger/Powietzka, DB 2005, 445; Thüsing, Europäisches Arbeitsrecht, 3. Auflage, § 6 Rn. 17; sowie grundlegend Hinrichs, Kündigungsschutz und Arbeitnehmerbeteiligung bei Massenentlassungen, 2001, S. 68 ff.
 
17
Vgl. EuGH vom 27.01.2005, Rs. C-188/03 (Junk), ECLI:EU:C:2005:59.
 
18
Vgl. EuGH vom 09.07.2015, Rs. C-229/14 (Balkaya), ECLI:EU:C:2015:455.
 
19
Vgl. EuGH vom 09.11.1995, Rs. C-479/93 (Francovich II), ECLI:EU:C:1995:372 sowie EuGH vom 10.07.1997, Rs. C-94/95 (Bonifaci II), ECLI:EU:C:1997:348.
 
20
Vgl. EuGH vom 19.11.1991, Rs. C-6/90 (Francovich), ECLI:EU:C:1991:428; EuGH vom 03.12.1992, Rs. C-140/91 (Suffritti), ECLI:EU:C:1992:492; EuGH vom 25.02.2016, Rs. C-292/14 (Stroumpoulis), ECLI:EU:C:2016:116; ferner Schiek Europäisches Arbeitsrecht, 3. Auflage, S. 287 ff; Riesenhuber a. a. O.
 
21
Siehe auch NJW 2005, 1099; NZA 2005, 213; EuZW 2005, 145.
 
22
Siehe auch NJW 1992, 165; NVwZ 1992, 157; ZIP 1991, 1610.
 
23
Zum Zeitpunkt der Entscheidung Richtlinie 80/987/EWG.
 
24
Die Frist zur Umsetzung der Richtlinie endete am 23.10.1985.
 
25
Nach dieser Entscheidung erließ die italienische Regierung im Januar 1992 ein Dekret zur Umsetzung der Richtlinie, worin gleichzeitig Schadenersatzregelungen wegen verspäteter Umsetzung der Richtlinie enthalten waren. Hiervon ausgenommen waren Arbeitnehmer, gegenüber deren Arbeitgeber kein Verfahren zur gemeinschaftlichen Befriedigung ihrer Gläubiger durchgeführt wurde. Hierzu gehörte auch Herr Francovich, der sich mit einer erneute Vorlage an den EuGH wandte. Der EuGH wies diese erneute Klage in dem Urteil vom 09.11.1995, Rs. C-479/93 (Francovich II), ECLI:EU:C:1995:372 ab, weil keine Verletzung der Richtlinie oder des Gleichbehandlungsgrundsatzes vorlag.
 
26
Zum Zeitpunkt der Entscheidung Richtlinie 80/987.
 
27
Malte war zum Zeitpunkt der Entscheidung noch nicht Mitglied der Union.
 
28
Zum Zeitpunkt der Entscheidung Richtlinie 80/987.
 
29
Vgl. hierzu Hantel ZESAR 2018, 460.
 
30
Vgl. u. a. Ferme/Lipinski NZA 2006, 937; Bauer/Krieger/Powietzka, DB 2005, 445; Osnabrügge NJW 2005, 1093; Thüsing, Europäisches Arbeitsrecht, 3. Auflage, § 6 Rn. 18, 19.
 
31
Vgl. BAG NZA 2006, 971; BAG NZA 2007, 25.
 
32
Das in § 17 Abs. 2 KSchG i. V. m. §§ 111, 112, 112 a BetrVG vorgesehene Konsultationsverfahren mit dem Betriebsrat musste nach deutschem Recht bereits vor Verabschiedung der Richtlinie 98/59/EG vor Ausspruch der Kündigung abgeschlossen bzw. gescheitert sein. vgl. hierzu u. a. BAG NZA 2006, 971; BAG NZA 2007, 25; BAG Beck RS 2009, 53327; Thüsing a. a. O. § 6 Rn. 10; ferner zum zeitlichen Ablauf des Konsultationsverfahrens: Naber/Sittard in Preis/Sagan, Europäisches Arbeitsrecht, 2. Auflage, § 14 Rz. 14.94 ff.
 
33
Vgl. BAG a. a. O.
 
34
Vgl. hierzu Nogler, ZESAR 2009, 461; Wank, EuZA 2018, 327; Hantel, Europäisches Arbeitsrecht, Anm. 1.6.3; Hartmann, EuZA 2017, 169.
 
35
Vgl. EuGH vom 11.11.2010, Rs. C-232/09 (Danosa), ECLI:EU:C:2010:674.
 
36
Vgl. zur Berücksichtigung von Änderungskündigungen bei der Berechnung des Schwellenwertes: Franzen/Roth EuZA 2018, 206 sowie Hartmann EuZA 2017, 171.
 
37
Vgl. EuGH vom 31.05.1989, Rs. C-344/87 (Bettray), ECLI:EU:C:1989:226.
 
38
Vgl. hierzu Hantel, ZESAR 2018, 460.
 
39
Vgl. Riesenhuber, Europäisches Arbeitsrecht, § 25 Rn. 30; Schiek, Europäisches Arbeitsrecht, 3. Auflage, S. 287 ff.
 
40
Vgl. hierzu BAG NZA 2006, 727; BAG NZA 2006, 1352; BAG NZA 2006, 720; ferner Müller-Glöge, ErfurtK, 19. Auflage, zu InsO; Steindorf/Regh, Arbeitsrecht in der Insolvenz, 2002.
 
41
Vgl. Fuchs/Marhold, Europäisches Arbeitsrecht, 5. Auflage, S. 315.
 
42
Vgl. EuGH vom 19.11.1991, Rs. C-6/90 (Francovich), ECLI:EU:C:1991:428; Fuchs/Marhold a. a. O., S. 283, 284; Lorz, Fallrepetitorium Europarecht, 2006, S. 47; Dieser vom EuGH entwickelte gemeinschaftsrechtliche Staatshaftungsanspruch ist nicht zu verwechseln mit dem gemeinschaftsrechtlichen Amtshaftungsanspruch nach Art. 340 AEUV. Dieser richtet sich nicht gegen Mitgliedsstaaten, sondern allein gegen die Organe der Union. Sofern Mitgliedsstaaten eine Richtlinie nicht fristgerecht umsetzen, scheidet ein Anspruch nach Art. 340 AEUV aus, so dass es nur noch aus den genannten Gründen bei dem allgemeinen gemeinschaftsrechtlichen Staatshaftungsanspruch verbleibt.
 
43
Vgl. EuGH vom 25.02.2016, Rs. C-292/14 (Stroumpoulis), ECLI:EU:C:2016:116.
 
44
Vgl. auch zu der Frage der möglicherweise fehlenden Kausalität im Francovich-Fall: Fuchs/Marhold a. a. O., S. 315, 316.
 
45
Vgl. Fuchs/Marhold a. a. O.
 
46
Vgl. EuGH vom 03.12.1992, Rs. C-140/91 (Suffritti), ECLI:EU:C:1992:492.
 
Metadaten
Titel
Arbeitnehmerschutz bei Massenentlassungen und Insolvenz
verfasst von
Peter Hantel
Copyright-Jahr
2019
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-58937-3_17