Die wirtschaftliche Verwertung menschlicher Arbeit im Wissenschaftszusammenhang umfasst neben der Analytik und Modellierung von BWL und VWL die so bezeichnete Arbeitswirtschaft als klassische Komponente von praktischer Arbeitswissenschaft im Betrieb. Gegenstand der Arbeitswirtschaft ist es, Arbeitssysteme mit arbeitswissenschaftlichen Methoden, die in der Vergangenheit vorwiegend von REFA und RKW rezipiert und praxisorientiert adaptiert wurden, so zu gestalten, dass menschliche Arbeit unter Berücksichtigung humanitärer, sozialer und arbeitsrechtlicher Aspekte möglichste effektiv und effizient eingesetzt wird. Insofern sind Komponenten der Arbeitswirtschaft vielfach als Standards und Methodenvereinbarungen in Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen eingegangen: Als besonders TV-fähig haben sich Reglungen zur Gliederung und Findung des Arbeitsentgeltes sowie zur Findung und Standardisierung der Zeitstruktur (Zeitwirtschaft) von Arbeitsabläufen erwiesen.
Arbeitsentgelte sind alle Einkünfte, die AN aus nicht-selbstständiger Arbeit – d.h. aus einem Arbeitsverhältnis – zufließen. Ihre Höhe richtet sich nach den Prinzipien relativer Lohngerechtigkeit, in denen Anforderungen der Arbeit, Leistungen der Arbeitsperson, verlangte Qualifikationen und Kompetenzen, soziale Komponenten (Familienbedarfe, Betriebszugehörigkeit) und Arbeitsmarktlagen i.d.R. berücksichtigt werden. Die Kriteriensysteme beruhen nach wie vor vielfach auf dem Genfer Schema (Geistige und Körperliche Anforderungen / Verantwortung / Umgebungen). Leistungslöhne berücksichtigen Akkord- und Prämienkriterien sowie Verfahren einer Leistungsbeurteilung z. B. nach Zielerreichungsgraden.
Zeitwirtschaft befasst sich mit der Zeitanalytik/Datenermittlung für Arbeitspersonen, Arbeits- und Betriebsmittel sowie Arbeitsobjekte zur Produktionsplanung und -steuerung, Fristen- und Terminplanung, Soll-Ist-Vergleichen und Leistungsentlohnungen. Methodenansätze von REFA nach Ablaufgliederungen, solche der Systeme vorbestimmter Zeiten (z. B. MTM), Multimomentverfahren, weitere statistische Verfahren (z. B. Regressionsanalysen), etc. lassen sich zu einem Methodenrepertoire kombinieren, das vielen Anwendungskontexten gerecht wird. In jüngerer Zeit spielen Zeitvereinbarungen eine zunehmende Rolle. Wichtige betriebliche Entscheidungszusammenhänge z. B. zur Personalbemessung, zum Auftragsmanagement und zur Betriebsmittel-Kapazitätsplanung beruhen auf empirischen Daten aus der Zeitwirtschaft.