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2017 | Buch

Architektur- und Planungsethik

Zugänge, Perspektiven, Standpunkte

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Über dieses Buch

Die Autoren dieses Bandes eröffnen Zugänge, Perspektiven und Standpunkte zu einer Architektur- und Planungsethik für Menschen in einer bebauten und bewohnten Welt, die auch in Zukunft bewohnbar bleiben soll. Den Beiträgen ist gemeinsam, dass sie von einer konkreten Praxis ausgehen und zeigen, welche ethisch relevanten Aspekte mit dem Handeln der Akteure verbunden sind oder mit welchen moralischen Herausforderungen dieses Handeln konfrontiert wird. In einem ersten Zugriff werden Zugänge zu moralischen, ethischen und politischen Aspekten der Planung identifiziert und für weitere architektur- und planungsethische Überlegungen erschlossen. Anschließend werden grundlegende begriffliche und theoretische Perspektiven einer Architektur- und Planungsethik aus lebensweltlichen Erfahrungen oder Handlungen der Akteure oder der Eigenlogik architektonischer Entwurfs- und Planungsprozesse entwickelt. Abschließend wird das heikle Verhältnis des Ästhetischen und Moralischen innerhalb architektur- und planungsethischer Überlegungen begrifflich präzisiert und mit neuen Argumenten gewichtet.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung
Zusammenfassung
Seit der sogenannten „Rehabilitierung der Praktischen Philosophie“ (Riedel 1972; 1974) zu Beginn der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts trat auch die Ethik als Disziplin der Praktischen Philosophie allmählich aus dem Schatten der theoretischen Philosophie. Ethische Reflexionen wurden in allen zu jener Zeit dominierenden philosophischen Ansätzen vernachlässigt. Die einsetzende Wiederentdeckung des Ethischen betraf zuerst die Abwendung vom dominierenden Ansatz der theoretischen Begründung moralischer Prinzipien und die Hinwendung auch zu praktischen Anwendungsfragen.
Karsten Berr

Zugänge zu moralischen, ethischen und politischen Aspekten der Planung

Frontmatter
Hybridisierungstendenzen, Raumpastiches und URFSURBs in Südkalifornien als Herausforderung für die Planung
Zusammenfassung
In der raumbezogenen wissenschaftlichen Diskussion wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Ausdrücke zur Befassung mit den Hybridisierungstendenzen von Stadt und Land(schaft ) entwickelt: ‚Suburbium‘, ‚Urban Spawl‘, ‚Zwischenstadt‘ (Sieverts 1997), ‚Exopolis‘ (Soja 1995), ‚Stadtland‘ (Holzner 1996), ‚Stadtlandschaft ‘ (z. B. bei Hofmeister und Kühne 2016), ‚Stadtlandhybrid‘ (Kühne 2012; vgl. Kropp 2015; Hofmeister und Kühne 2016; Kühne 2016).
Olaf Kühne
Raumplanung im Spannungsfeld von Verrechtlichung und Bürgerprotest
Das Beispiel Windenergie in der Planungsregion Oberes Elbtal/Osterzgebirge
Zusammenfassung
Windenergie zählt zu den umstrittensten Themen der räumlichen Planung in Deutschland, aber auch darüber hinaus. Während die Befürworter unter anderem auf den Kampf gegen eine weitere Erderwärmung und auf mögliche ökonomische Vorteile verweisen, befürchten die Gegner negative Auswirkungen auf Arten und Lebensräume, das Landschaftsbild, den Tourismus und die menschliche Gesundheit, um nur einige Streitpunkte zu nennen (Hirsh & Sovacool 2013).
Markus Leibenath
Wertkonflikte in Landschaftsarchitektur und Freiraumplanung
Felder, Akteure, Positionen
Zusammenfassung
„Städtische Freiräume, insbesondere wenn sie quasi alltäglich genutzt werden, dienen nicht in erster Linie der Emanzipation der Bevölkerung, nicht der gestalterischen Selbstverwirklichung der Landschaftsarchitekten, nicht dem Kunstgenuss, nicht dem Naturschutz, sondern dem Wunsch der Bevölkerung nach ‚angenehmen Orten im Freien’, wo man sich gern aufhält“ (Tessin 2004, S. 75).
Constanze A. Petrow
Ökosponsoring als Kommunikationsinstrument an der Schnittstelle ethischer und politischer Problemstellungen
Zusammenfassung
Seit den frühen 1990er Jahren hat sich die Erkenntnis etabliert, dass Unternehmen – ob nun gewinnorientiert oder aber als gGmbH gemeinnützig arbeitend – sogenannte offene Systeme sind, die sich eben nicht nur über ihre Profit-Ziele, sondern zunehmend auch über den Austausch mit ihrem gesellschaftlichen Umfeld definieren.
Martin Schwarz

Perspektiven zu einer Architektur- und Planungsethik

Frontmatter
Empirische Architekturtheorie?
Reflexionen über den Anfang
Zusammenfassung
Der folgende Aufsatz stellt weitere Bausteine für den Aufbau der Architekturtheorie als einer empirischen Wissenschaft zur Diskussion. Unter Wissenschaftstheorie werden die philosophischen Bemühungen gefasst, eine Wissenschaft methodisch zu fundieren. Dies soll im Folgenden von einer Wissenschaft der Architektur versucht werden.
Achim Hahn
Zur Moral des Bauens, Wohnens und Gebauten
Zusammenfassung
In allen Lebensbereichen, in denen wir uns zurechtfinden und handeln müssen, orientieren wir unser Handeln implizit oder explizit auch an moralischen Maßstäben. Wollen wir nicht nur über individuelle Handlungen in privaten Zusammenhängen (Blumengießen, einen Gartenzaun streichen), auch nicht nur über einmaliges gemeinsames Handeln (gemeinsame Anlage eines Blumenbeetes, gemeinsamer Besuch der Niagarafälle), sondern auch über „regelmäßig, regelgeleitet und personeninvariant aktualisierte Handlungszusammenhänge“ sprechen, dann können solche lebensweltlich-vortheoretischen Handlungszusammenhänge als „Praxen“ (Hartmann/Janich 1996, S. 37) bezeichnet werden.
Karsten Berr
Entwerfen von Nachhaltigkeit: Nachhaltigkeit als Wert der verantwortungsvollen Planung und Entwicklung
Zusammenfassung
Nachhaltige Entwicklung als Leitbild ist erklärter politischer Wille und wird durch einen breiten gesellschaftlichen Konsens getragen. Dahinter steht die Forderung nach Lebensund Wirtschaftsweisen, die dauerhaft durchgehalten werden können. Ein entscheidender Impuls für die Entstehung des Leitbildes geht auf die Brundlandt-Kommission zurück.
Sabine Ammon

Standpunkte zum Verhältnis des Moralischen und Ästhetischen in einer Architektur- und Planungsethik

Frontmatter
Ethischer, ästhetischer und architektonischer Wert
Zur Verteidigung des moderaten Moralismus
Zusammenfassung
In der professionellen Architekturkritik ebenso wie in Beurteilungen von Architektur durch die breitere Öffentlichkeit wird oft ein ethisch aufgeladenes Vokabular verwendet. Manche Bauwerke werden für ihre Nachhaltigkeit gepriesen, für ihren anregenden und belebenden Charakter, für ihren Beitrag zu einem friedvollen Zusammenleben verschiedener sozialer oder ethnischer Gruppierungen oder dafür, dass sie das autonome und erfüllte Leben ihrer Bewohner oder Benutzer befördern. Andere Bauwerke werden für die Umweltschäden kritisiert, die sie verursachen, für ihren negativen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlergehen von betroffenen Personen, für die moralisch verwerflichen Einstellungen oder Ideologien, die sie zum Ausdruck bringen, oder für die moralisch verachtenswerten Funktionen, denen sie dienen.
Christoph Baumberger
Zur moralischen Relevanz des Schönen in der Architektur
Zusammenfassung
So äußert sich Frei Otto, fraglos einer der international wichtigsten Architekten der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, in einer „Ethik, Ästhetik, Innovation“ betitelten Rede. Er sagt dies eher am Rande und beiläufig, aber bei seiner Verhältnisbestimmung der Eigenschaften „moralisch gut“ und „schön“ in der Architektur fallen zwei Dinge auf: „schön“ und „moralisch gut“ werden von Frei Otto offensichtlich als voneinander unabhängig begriffen. Und zweitens wird der Eigenschaft „moralisch gut“ ein Vorrang vor der der Schönheit (und anderen Eigenschaften) eingeräumt.
Martin Düchs
Naturästhetik in der Planungsethik
Zusammenfassung
Naturästhetik kann in der Planung eine Rolle spielen, wenn diese Planung Natur zum Gegenstand hat. Planung hat Natur zum Gegenstand in so naheliegenden Fällen wie der Naturschutz-, der Landschafts- und der Forstplanung, sie kann es aber auch in weniger naheliegenden Fällen wie zum Beispiel der Stadtplanung und der Architektur tun. Stadtplanung hat Natur zum Beispiel zum Gegenstand, wenn sie für ein Stadtgebiet einen Park vorsieht oder wenn sie dafür sorgt, dass ein Straßenzug mit Bäumen gesäumt wird. Und Architektur hat Natur zum Beispiel zum Gegenstand, wenn sie begrünte Dächer plant oder gar ganze Bauwerke aus lebenden Pflanzen entwirft.
Gesine Schepers
Backmatter
Metadaten
Titel
Architektur- und Planungsethik
herausgegeben von
Karsten Berr
Copyright-Jahr
2017
Electronic ISBN
978-3-658-14973-4
Print ISBN
978-3-658-14972-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-14973-4