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2023 | Buch

Architekturpsychologie Perspektiven

Band 1 Forschung und Lehre

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Über dieses Buch

Was können wir aus der Forschung über die Wirkung von Architektur auf Gesundheit und Erleben der Menschen lernen? Wie vermitteln wir die interdisziplinären Erkenntnisse heute und morgen? In diesem Buch wird die Architekturpsychologie als Schlüsselkonzept der gesundheitsbezogenen Evidence Based Design Forschung vorgestellt. Dabei entwickeln renommierte Wissenschaftler:innen aus Deutschland, Dänemark und der Schweiz anhand verständlicher Beispiele ihre Forschungs- und Lehrperspektiven u.a. zum Krankenhaus-, Schul- und Städtebau sowie zum Design. Unterschiede der phänomenologischen, explorativen und empirischen Forschung werden herausgearbeitet sowie hilfreiche Modelle und Konzepte der modernen Architekturpsychologie erklärt. Einleitend wirft der Band einen Blick auf Entstehung und aktuellen Stand der Architekturpsychologie in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Architekturpsychologie. Perspektiven
Band 1: Forschung und Lehre
Zusammenfassung
Welche Umgebungen erregen unsere Aufmerksamkeit, welche ignorieren wir? Wann fühlen wir uns wohl in unserer gebauten Umwelt und wann möchten wir uns am liebsten aus ihr entwerfen? Warum wünscht sich der eine in den dunklen Altbau seiner Kindheit zurück, warum träumt der andere vom lichtdurchfluteten Neubau? Die Architekturpsychologie ist kein neues Forschungsfeld. Seit Jahrzehnten beschäftigt sich die Psychologie, die sich als Lehre vom menschlichen Denken, Erleben und Verhalten versteht, mit Architektur. Bezieht man erste Wahrnehmungsstudien mit ein, sind es sogar Jahrhunderte, auf die die Beschäftigung mit der sogenannten Mensch-Umwelt-Interaktion blickt. Neu aber ist, dass die Disziplinen Architektur und Psychologie in Forschung und Lehre näher zusammengerückt sind, um sich gemeinsam dem komplexen Feld der Wirksamkeitsforschung zu stellen und die Antworten auf die u. a. eingangs gestellten Fragen für den Entwurfsprozess nutzbar zu machen. Es ist der Beginn einer neuen Epoche, die Geburtsstunde der Modernen Architekturpsychologie. Schon jetzt zeichnet sich ein breites, vielversprechendes Feld neuer Theorien, Methoden und Erkenntnisse ab, die unser aller Umwelten beeinflussen werden. Dieses Buch stellt einige davon vor.
Tanja C. Vollmer
Kapitel 2. Vom Bedürfnis zum Beweis: Architekturpsychologie als Schlüsselkonzept der Heilenden Architektur und Evidence Based Design Forschung
Zusammenfassung
Welche Forschungsergebnisse haben welche Beweiskraft und welches Nutzen, um gesunde Umwelten zu gestalten? Architekturpsychologie und die aus ihr als Forschungsdisziplin abgeleiteten Methoden, Theorien und Modelle liefern den entscheidenden Schlüssel zur Beantwortung dieser Fragen und damit zu einer erfolgreichen Evidence Based Design Forschung (EBDF). Unter erfolgreich ist dabei die Erbringung zuverlässiger und sinnvoller Nachweise über die Wirkung spezifischer Entwurfskriterien und Architekturkonzepte auf die menschliche Gesundheitserhaltung, -wiederherstellung und -förderung gemeint. In diesem Beitrag zeigen wir anhand von Forschungs- und Praxisbeispielen auf, wie dieser Nachweis erfolgen kann und zum evidenzbasierten Entwerfen führt. Darüber hinaus klären wir wichtige Begriffe rundum die EBDF und halten ein wissenschaftliches Plädoyer für eine Architektur, die nicht länger den gesunden Menschen als Ausgangspunkt heilender Architekturen begreift sondern die Gesundheit selbst.
Tanja C. Vollmer, Gemma Koppen
Kapitel 3. Anthropologisch-phänomenologische Forschung: Eine methodologische Skizze über deren Beitrag zur evidenzbasierten Architektur
Zusammenfassung
Vor einigen Jahrzehnten besuchte ich im Rahmen einer Griechenlandreise die Klostersiedlung Mistra bei Sparta. Eines der noch erhaltenen Klöster dieser Anlage war relativ klein. Man betrat von einer Terrasse aus, die einen weiten Blick in die Landschaft erlaubte, den in Halbdunkel getauchten Andachtsraum, in dem es sehr still war.
Christian Rittelmeyer
Kapitel 4. Über das (Un-)Vermögen, das sinnliche Erleben von Stadträumen zu planen
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag beruht auf der These, dass die Planungs- und Gestaltungsdisziplinen die urbane Landschaft auch als Alltagslandschaft verstehen müssen. Es gilt die emotional geprägte Lebenswelt der Menschen und ihr Erfahrungswissen im Umgang mit urbanen Landschaften in planerische und gestalterische Überlegungen einzubeziehen, um Rahmenbedingungen für deren Gebrauchs-, Aneignungs- und Resonanzmöglichkeiten zu schaffen. Der Beitrag argumentiert, dass eine phänomenologisch grundierte Architekturpsychologie die Planungs- und Gestaltungsdisziplinen bei der Ausformulierung und Stärkung einer ästhetischen Fürsorge um diese Räume unterstützen kann. In Anlehnung an die Politikwissenschaftlerin Joan Tronto wird ästhetische Fürsorge als eine Tätigkeit zur Erhaltung und Weiterentwicklung unserer gebauten Umwelt eingeführt, um in ihr so gut wie möglich leben zu können. Für das Sorgetragen sind individuelle und kollektive Kompetenzen wie (Selbst-)Aufmerksamkeit und (Selbst-)Wirksamkeit zu stärken. Damit Planerinnen und Planer und Architektinnen und Architekten eine ästhetische Fürsorge um urbane Landschaften gleichermaßen praktizieren wie auch initiieren können, müssen sie die Bereitschaft und Fähigkeit entwickeln, die Erlebens- und Gebrauchsweisen der Bewohnerinnen und Bewohner und Nutzerinnen und Nutzer verstehen zu wollen, deren Erfahrungswissen in Planung und Entwurf zu integrieren, wie auch das Vermögen bestehende Wahrnehmungs- und Handlungsroutinen zu verändern. Nur so lässt sich das gesellschaftliche Miteinander als sinnliche Teilhabe am öffentlichen Raum gestalten.
Anne Brandl
Kapitel 5. Architekturpsychologie an der Süddänischen Universität
Zusammenfassung
Seit frühester Zeit sind wir Menschen im Dialog mit unserer Umwelt. Bereits der Philosoph Leibnitz (1646–1716) hat den Raum als einen relationalen Ort definiert und sich mit dem Verhältnis aus Raum, Form und Struktur beschäftigt. Der Schweizer Psychiater Ludwig Binswanger hat in den 1950er Jahren mit einer psychologischen Sichtweise beigetragen, als er sich mit der Psychopathologie von Räumen und deren Wirkung auf das „Gemüt“ beschäftigte.
Kirsten K. Roessler
Kapitel 6. Metadisziplinäre Ästhetik: Ein Konzeptrahmen für Architektur, Gestaltung und Evidence Based Design
Zusammenfassung
Architektur und Design tragen Verantwortung für menschliches Wohlbefinden, für Produktivität und gesellschaftlichen Zusammenhalt und sollten daher funktionale und ästhetische Aspekte menschlicher Bedürfnisse umfassend reflektieren. Das erfordert aktuelles Wissen aus vielen Disziplinen, insbesondere aus der Psychologie und den Lebens- und Neurowissenschaften, die inzwischen im Health Design und in den damit verbundenen Evidence Based Design Methodiken auch durchaus Beachtung gefunden haben. Dennoch gibt es dringenden Bedarf an übergreifenden, integrativen Betrachtungsmodellen der ästhetischen Erfahrung in Zusammenhang mit konkreten Ausdrucksformen der Architektur und des Designs. Der vorliegende Beitrag skizziert einen konzeptionellen Bezugsrahmen, der die Grundfunktionen der ästhetischen Erfahrung integrativ modelliert und zentrale ästhetische Wirkungsweisen beschreibt.
Michael Heinrich
Metadaten
Titel
Architekturpsychologie Perspektiven
herausgegeben von
Tanja C. Vollmer
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-40607-3
Print ISBN
978-3-658-40606-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40607-3