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30.05.2023 | Artensterben | Schwerpunkt | Online-Artikel

Insekten sterben auch in den Wäldern

verfasst von: Frank Urbansky

2:30 Min. Lesedauer

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Bisher wurde das Insektensterben vor allem in Feld und Flur beobachtet. Forscher der TU Darmstadt fanden nun heraus, dass auch im Wald die Zahl der Insekten abnimmt.

Das Ausmaß des Insektensterbens ist drastisch. "Was immer wir den Insekten seit Jahrzehnten antun, hat gegenwärtig zu dem Ausmaß geführt, dass weltweit drei Viertel des Insektenbestandes zurückgegangen ist", benennt Springer-Autor E. W. Udo Küppers in seinem Buchkapitel Wie lernen wir die Natur besser kennen? auf Seite 24 die traurige Dimension.

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Die Zahl der Insekten nimmt auch in den deutschen Wäldern seit Jahren ab, wie eine Studie unter der Leitung der TU Darmstadt zeigt. Die Mehrzahl der 1.805 untersuchten Insektenarten verzeichnete von 2008 bis 2017 einen Rückgang ihrer Individuenzahl.

Räuber und Totholz-Zersetzter stark betroffen

Dieses Ergebnis überrascht vor allem im Vergleich zu landwirtschaftlich genutzten Gebieten, wo der Einsatz von wirksameren Pestiziden oder der Anbau von Energiemais den Rückgang von Insekten begünstigt haben. Im Wald spielen solche Faktoren jedoch keine Rolle. Größere und häufigere Arten waren besonders betroffen, wobei bei pflanzenfressenden Insekten etwas mehr Arten zu- als abnahmen. Räuber und Totholz-Zersetzter hingegen waren besonders stark vom Rückgang betroffen.

Insekten sind für das natürliche Gleichgewicht des Ökosystems Wald von großer Bedeutung. Allerdings werden sie oft nur als Schädlinge wahrgenommen, wie beispielsweise die Berichterstattung über Borkenkäfer oder Maikäfer zeigt.

"Über 60 Prozent der untersuchten Insektenarten waren rückläufig", sagt Michael Staab von der Arbeitsgruppe Ökologische Netzwerke des Fachbereichs Biologie der TU Darmstadt und Hauptautor der Studie.

Dies werde sehr wahrscheinlich Auswirkungen auf alle Organismen in den Wäldern haben, da sich Nahrungsnetze zu verschieben drohten. Deswegen sei es notwendig zu untersuchen, wie sich die zunehmende Trockenheit und die damit einhergehende Veränderung der heimischen Wälder auf die Entwicklung von Insektenpopulationen auswirkten.

Weniger Einschlag, mehr Vielfalt helfen

"Unsere Wälder sind durch die Klimakrise gerade dabei, sich drastisch zu verändern. Wir versuchen derzeit zu verstehen, wie sich dies auf die Insektenpopulation auswirkt", so Nico Blüthgen, Leiter der Arbeitsgruppe Ökologische Netzwerke. Die Ergebnisse legten nahe, dass eine gezielte Bewirtschaftung, die Förderung einer natürlicheren Baumartenzusammensetzung und ein reduzierter Holzeinschlag dazu beitragen könnten, das Insektensterben in den Wäldern abzuschwächen.

Die Studie verdeutlicht nun, dass der Rückgang von Insekten auch den Wald betrifft, der in Deutschland fast ein Drittel der Landfläche bedeckt. Dies wird Auswirkungen auf alle Organismen in den Wäldern haben, da sich Nahrungsnetze verschieben können.

In Anbetracht des Klimawandels sei es notwendig, zu untersuchen, wie sich die Veränderung der heimischen Wälder auf die Entwicklung von Insektenpopulationen auswirke, so die Forscher. "Obwohl die in Deutschland beheimateten rund 33.000 Insektenarten dringend notwendig für intakte Ökosysteme und damit die Sicherstellung wichtiger Ökosystemleistungen sind, ist das Wissen zur Bedeutung von Insekten in der Bevölkerung relativ gering", bestätigen die Springer-Autoren Felix P. Frey, Cristina Krahl Perez und Rainer Schliep in ihrem Buchkapitel Resilienz der Biosphäre auf Seite 31 die Notwendigkeit solcher Forschungen.

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