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2017 | OriginalPaper | Buchkapitel

4. August Neander: eine Gesamtschule mit besonderem Profil

verfasst von : Margret Kraul

Erschienen in: Pädagogischer Anspruch und soziale Distinktion

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Mit der August Neander-Schule wird ein zweiter Typus privater Schulen in L-Stadt vorgestellt, der der Gesamtschulen und Schulen mit mehreren Bildungsgängen, die sich über einen expliziten Förderanspruch definieren. In L-Stadt finden sich drei solcher Schulen; sie haben ihren Schwerpunkt in der Sekundarstufe I, die Sekundarstufe II hingegen ist, wenn überhaupt vorhanden, weniger stark ausgebaut. Kennzeichnend für diese Schulen in L-Stadt ist es, dass sie jeweils auf eine bestimmte Klientel, die in besonderer Weise gefördert werden soll, zugeschnitten sind und sich dadurch von den öffentlichen Gesamtschulen unterscheiden.

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Fußnoten
1
Aus dem Leitbild der Schule. Auf genauere Zitation wird aus Anonymisierungsgründen verzichtet.
 
2
In der Fragebogenstudie stimmten dem Item: „Bei der Auswahl der Einrichtung für mein Kind war von Bedeutung, dass die Einrichtung gut zu erreichen ist“, nur 56 % der Eltern (eher) zu.
 
3
Das mag der statistisch notwendigen Zusammenfassung der Elterndaten geschuldet sein. So handelt es sich bei einer der beiden weiteren Schulen, die in diese Kategorie eingegangen sind, um eine Schule mit einem Haupt- und einem Realschulzweig. Die diesbezügliche Elternschaft unterscheidet sich zwar kaum in Bezug auf das Einkommen von der Elternschaft der August Neander-Schule, wohl aber in Bezug auf Bildung und Beruf: Gut zwei Drittel der Väter weisen hier selbst einen Haupt- oder Realschulabschluss auf (27 % bzw. 43 %), und gleiches gilt mit leichter Verschiebung zugunsten des mittleren Abschlusses für die Mütter (23 % bzw. 47 %). Entsprechend viele Berufe der Mütter und Väter sind den fachlich ausgerichteten Tätigkeiten zuzuordnen (zwei Drittel bei den Vätern, drei Viertel bei den Müttern). Zwischen den Eltern der der August Neander-Schule angegliederten Grundschule und denen der Fünftklässer_innen finden sich hingegen keine gravierenden Unterschiede.
 
4
Das DELTA-Institut für Sozial- und Ökologieforschung konstruiert auf der Basis der Entwicklung der Lebenswelten von Menschen, ihrer Wünsche wie ihrer Alltagsrealitäten ein Gesellschaftsmodell unterschiedlicher sozialer Milieus (DELTA-Milieus®), in das sowohl die soziale Lage als auch die Grundorientierungen der Menschen eingehen (vgl. www.​delta-sozialforschung.​de; letzter Zugriff am 30.08.2016).
 
5
Angesichts ihrer Sozialstruktur gehören die Eltern der August Neander-Schule zum größten Teil der in die „Bürgerliche Mitte“ integrierten „oberen Mittelschicht“ an.
 
6
Auch in Mathematik ergibt sich kein wesentlich anderes Bild; lediglich in Sachkunde haben mehr als die Hälfte der Kinder eine gute Note.
 
7
Der Frage, welche Kinder Angst vor schlechten Noten haben, ist in einer gesonderten Analyse in Abhängigkeit von anderen in der Untersuchung erfragten Items nachgegangen worden. 50 % der Angst vor schlechten Noten können mit der Angst vor Klassenarbeiten, der Familiensprache und der Übereinstimmung des Bildungshintergrunds der Eltern erklärt werden. Diejenigen Kinder, für die diese Variablen zutreffen, hatten, laut Aussage der Eltern, mehr Angst vor schlechten Noten als andere. Weniger Angst zeigten hingegen Kinder mit Geschwistern. Möglicherweise konnten sie bei ihren Geschwistern Verarbeitungsmuster für den Umgang mit schlechten Noten erkennen und damit ihre Angst reduzieren.
 
8
Einzelauswertung der August-Neander-Schule im Vergleich zu den anderen privaten Schulen in L-Stadt (Ms. Göttingen 2012). – Anders stellen sich die Ergebnisse für die Erstklässler_innen der der August-Neander-Schule angeschlossenen Grundschule dar: Hier weisen die Eltern dem guten Ruf und dem hohen Leistungsstandard eine signifikant größere Bedeutung zu als Eltern anderer Erstklässler_innen an privaten Schulen in L-Stadt. Zudem ist es für sie außerordentlich wichtig, dass die Schule nicht von zu vielen Problemkindern besucht wird. Damit scheint sich für die Erstklässler_innen ein Profil abzuzeichnen, mit dem eine Schule mit hohem Leistungsstandard, gutem Ruf und ohne viele Problemkinder angestrebt wird. Ein alternativ-reformpädagogischer Charakter ist weniger erwünscht; es geht darum, mit Ordnung und Disziplin in eine Mehrheitsgesellschaft einzusozialisieren, wobei die religiöse Orientierung vermutlich die Funktion der Schule als Schutz vor negativen gesellschaftlichen Einflüssen stärken soll.
 
9
Zur IGS am Waldrand finden sich weniger signifikante Unterschiede. So sind hier nur im Fach Deutsch und in der ersten Fremdsprache die Übergangsnoten signifikant besser; ferner wird der Entfaltung der Persönlichkeit höheres Gewicht beigemessen.
 
10
Der folgenden Darstellung liegt das Schulleiterinterview mit Rainer Dohrmann, geführt am 20.03.2012 von Michaela Nietert (MN), zugrunde. Dem Interview vorausgegangen war eine Rückmeldung der Auswertung des Elternfragebogens an den Schulleiter durch Margret Kraul und Michaela Nietert. Im Rückmeldegespräch kommentierte der Schulleiter ausführlich die Fragebogenergebnisse und gab damit bereits eine Fülle von Informationen über seine Schule. – Der Slogan: „Keiner soll verloren gehen“ geht letztlich auf die Bibelstelle Mt 18, 12–14 mit der Erzählung von dem guten Hirten, der sich über ein wiedergefundenes Schaf freut, zurück: „Also ist es auch nicht der Wille eures Vaters im Himmel, dass eines dieser Kleinen verloren gehe.“ Der oben zitierte Ausspruch wurde in jüngerer Zeit als Motto für zahlreiche sozialpädagogische und integrationspolitische Inititiativen verwendet, bis hin zu der Synode der EKD von 2010, die ihr bildungspolitisches Plädoyer für mehr Bildungsgerechtigkeit unter der Überschrift: „Niemand darf verloren gehen“ fasste.
 
11
Die idealtypische Trennung von Familie und Schule, wie sie bei Parsons 2012 (1958) vorgenommen wird, und die daraus resultierenden partikularistischen und universalistischen Umgangsformen, spielen in der Vorstellung Rainer Dohrmanns allenfalls eine untergeordnete Rolle.
 
12
Im Morgenkreis machen die Schüler_innen die Erfahrung des gemeinsamen Gebets ebenso wie die des Fürbittengebets (1393 ff.).
 
13
Gemeint ist hier der Wettbewerb erster Ordnung, bei dem es um die Anzahl der Schüler_innen geht, s. o. Abschn. 1.​2.​1.
 
14
Die Schule bietet eine Reihe von Möglichkeiten für soziales Lernen, u. a. eine Schulsanitäter- und eine Streitschlichterausbildung.
 
15
Dabei ist es seine Hoffnung, dass „sich viele Schüler anmelden mit denen wir gut umgehen können damit wir auch die anderen tragen können denen es (eher) schwerer is“ (1538 f.). Das christliche Gebot: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Galater 6,2), scheint hier bis in die Wortwahl hinein Pate zu stehen.
 
16
Die Gruppendiskussion mit den Eltern wurde am 03.07.2012 von Margret Kraul (MK) und Michaela Nietert (MN) geführt. Der Diskussion vorausgegangen war die Teilnahme an einer Schulelternratsdiskussion von Michaela Nietert.
 
17
Auch dem Schulleiter ist es ein Anliegen, die August Neander-Schule als normale Schule zu bezeichnen. Wie wichtig der Normalitätsdiskurs offenkundig allen Akteur_innen ist, zeigt sich darin, dass er sogar Eingang in die Schulchronik gefunden hat, in der es heißt, die August Neander-Schule „ist heute fast eine normale Schule“. Dabei gewinnt das Wort „fast“ entscheidende Bedeutung, denn es verweist bei aller Normalität auf das Alleinstellungsmerkmal der August Neander-Schule, die auf das Evangelium als Frohe Botschaft ausgerichtet ist.
 
18
„[a]lso (wenn mer) jetzt mal Richtung (.) östlich weiter kucken und dass von unsern Problemkindern, also der Großteil der Problemkinder aus der östlichen Richtung kommt, also damit meine ich nicht Ostdeutschland [Helga Tiemann: @(.)@] [Christiane Ulrich: Hm], sondern ‘n bisschen weiter hinten. Und das [?: hustet] bei einem gewissen Teil dieser [?: hustet] Gruppe der, also mehr als zwei Drittel davon die Auffälligen [?: hustet] sind, dann sach ich [?: hustet] das is (doch) vielleicht Erziehungssache. Also (es dass) man irgendwas anderes falsch macht ne“ (1891 ff.).
 
19
Offensichtlich handelt es sich bei der Grundschule, in die sie ihr Kind hätte einschulen müssen, um eine Schule, die in einem sozialen Brennpunkt liegt.
 
20
Norbert Zander, der Schulelternratsvorsitzende führt aus, dass man sich seitens der Schulleitung sehr wohl Gedanken mache, über die schwierigen Kinder ebenso wie über die Klassenzusammensetzung. So sei es in einem Fall beispielsweise klar gewesen, „diese Klasse verträgt kein ADS-Kind [?: Hm] oder sonst auch was, (.) sondern da muss mal’n normales Kind rein. Das sind also zwei Gymnasiastinnen dazu gekommen [?: Hm], die unauffällig sind“ (1463 ff.).
 
Metadaten
Titel
August Neander: eine Gesamtschule mit besonderem Profil
verfasst von
Margret Kraul
Copyright-Jahr
2017
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-11695-8_4