Während Künstliche Intelligenz die Arbeitswelt erschüttert hat, verändert der ökologische Wandel die Anforderungen an Beschäftigte zögerlicher. Aktuell sehen rund 20 Prozent der deutschen Beschäftigten ihren Arbeitsplatz davon bedroht. Andere Risiken wiegen schwerer.
Beschäftigte in Deutschland rechnen damit, künftig mehr grüne Skills im Job zu benötigen.
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Die deutschen Treibhausgasminderungsziele sind im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegt. Die Emissionen müssen demnach bis 2030 um mindestens 65 Prozent und bis 2040 um wenigstens 88 Prozent gesenkt werden.
Die grüne Transformation sollte in Unternehmen also bereits im vollen Gange sein und entsprechende Kompetenzen in der Belegschaft erforderlich machen. Doch diese spüren aktuell noch wenig Fortbildungsdruck. Das zeigt eine Umfrage des RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, die im September und Oktober 2024 im Zuge des Projekts "Sozialökologisches Panel - Fortführung und Weiterentwicklung" durchgeführt wurde.
Grüne Kompetenzerweiterung ja, Umbruch nein
Denn in den vergangenen zwei Jahren sorgte die nachhaltige Transformation demnach kaum für berufliche Veränderungen bei den Befragten. Zwar erwarten Arbeitnehmende generell, dass sie ihre Kompetenzen auf diesem Gebiet erweitern müssen, innerhalb der kommenden 24 Monate rechnen allerdings nur jeweils vier Prozent mit einer Weiterbildung oder Umschulung sowie mit einem Arbeitsplatzwechsel. Und nur drei beziehungsweise zwei Prozent gehen von einem Wohnort- oder Berufswechsel deswegen aus.
Als Gefahr für den eigenen Arbeitsplatz wird die ökologische Transformation also nur von relativ wenig Befragten gesehen: 19 Prozent bezeichnen das Risiko als "sehr bedrohlich" oder "etwas bedrohlich". Damit liegt die Bewertung des nachhaltigen Wandels als Jobkiller deutlich hinter einem allgemeinen Wirtschaftseinbruch (51 Prozent), den Energiepreisen (33 Prozent) und internationaler Konkurrenz (26 Prozent).
Grüne Skills sichern Erwerbfähigkeit
Allerdings befürchten zehn Prozent der Umfrageteilnehmer, auf Grund fehlender grüner Skills künftig auf dem Arbeitsmarkt weniger gefragt zu sein, während 42 Prozent vom Gegenteil ausgehen. In Summe ist eine Mehrheit von 56 Prozent sicher, dass sie auf jeden Fall neue Kompetenzen erwerben müssen.
Diejenigen, die mit einer Erweiterung ihrer grünen Fähigkeiten rechnen, fordern von Arbeitgebern und Staat mehr Informationen (59 beziehungsweise 61 Prozent) und Weiterbildungsangebote (59 beziehungsweise 40 Prozent). Eine klare Mehrheit von 65 Prozent spricht sich klar dafür aus, dass grüne Skills in Weiterbildungen während der Arbeitszeit vermittelt werden sollten.
Viele Tätigkeitsprofile werden sich durch die ökologische Transformation deutlich verändern. Erwerbstätige werden in diesen Bereichen aufgrund der ökologischen Transformation nicht zwingend ihren Beruf aufgeben müssen. Ganz ohne Anstrengung wird es allerdings auch nicht gehen. Regelmäßige Weiterbildungen spielen dabei eine Schlüsselfunktion. Hierbei sind passende Angebote und die Teilnahmebereitschaft der Beschäftigten entscheidend", kommentiert betont Ronald Bachmann, Leiter des RWI-Kompetenzbereichs "Arbeitsmärkte, Bildung, Bevölkerung", die Studienergebnisse.
Über 60 Prozent der Befragten betonen zudem, dass der ökologische Umbau der Wirtschaft sehr viel schneller vorangetrieben werden müsste. Dementsprechend sehen die Umfrageteilnehmer "Umwelt und Klimawandel" als größte Herausforderung Deutschlands (38 Prozent), vor der wirtschaftlichen Lage (32 Prozent), der Migration (32 Prozent) sowie der internationalen Sicherheitslage (23 Prozent) und der Inflation (19 Prozent). Eine ebenfalls deutliche Mehrheit der Befragten (84 Prozent) stimmt der Aussage zu, dass beim ökologischen Umbau der Wirtschaft die Planungssicherheit unbedingt erhöht werden sollte.