2005 | OriginalPaper | Buchkapitel
Ausbruch aus dem Elfenbeinturm
Plädoyer für eine neue Auftragskunst
verfasst von : Eduard Beaucamp
Erschienen in: Staat und Schönheit
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Der Name Bitterfeld gehört zu den Begriffen aus der Schreckenskammer der Kunstgeschichte. Er erzeugt heute noch Abscheu oder Schadenfreude. Der Name fü.hrt zurück in die fünfziger Jahre, in die Eiszeit der DDR und der Ostkunst, die anfangs hoffnungsfroh an den linken Realismus der zwanziger Jahre anknüpfen wollte. Alle schöpferischen Impulse und Initiativen drohten damals in der parteilichen Verordnungsästhetik zu ersticken. Die Kunstpolitik Ulbrichts kulminierte irn Bitterfelder Weg. Er wurde auf der ersten Bitterfelder Konferenz von 1959 beschlossen. Hier wurden Losungen ausgegeben wie „Vom Ich zum Wit“, „Überholen, ohne einzuholen“, Proklamiert wurde der Gleichklang von materieller und kiinstlerischer Arbeit, das Zusammengehen von Gewerkschaftsbund und Künstlerverband, von Volkskunst, Laienkunst und Artistenkunst. Getraumt wurde von einer Unio mystica der Künstler und Wetktätigen. Die Maler und Bildhauer sollten, wie die Dichter, in die Betriebe gehen, die Werktätigen beglücken, die Arbeitsstätten verschönern. Die Laienkünstler und die Berufskünstler sollten sich vereinigen. Die Kunst sollte die Industrialisierung mit den Menschen versöhnen und damit nach klassischem Vorbild individuelles Wollen und gesellschaftlichen Auftrag zur Deckung bringen.