2019 | OriginalPaper | Buchkapitel
Ausdifferenzierung von Interaktion und Organisation
verfasst von : Niklas Luhmann
Erschienen in: Schriften zur Organisation 2
Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden
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„Die Großformen der gesellschaftlichen Teilsysteme schwimmen auf einem Meer ständig neu gebildeter und wieder aufgelöster Kleinsysteme. Keine gesellschaftliche Teilsystembildung, keine Form gesellschaftlicher Systemdifferenzierung kann alle Bildung sozialer Systeme so dominieren, daß sie ausschließlich innerhalb der Primärsysteme des Gesellschaftssystems stattfindet. […] Auch Kleinstbegegnungen persönlicher und unpersönlicher Art sind, sofern Kommunikation stattfindet, Vollzug von Gesellschaft. […] Wir brauchen deshalb einen Begriff, der die Kontakte unter Anwesenden beschreibt, ohne in Frage zu stellen, daß es sich um Kommunikation im Gesellschaftssystem handelt. Dies soll der Begriff des Interaktionssystems leisten. […] Zugleich kann man aber wissen, daß auf diese Weise die Gesellschaft selbst nicht zu begreifen ist. Je komplexer ihr System, desto härter die Gleichzeitigkeit und damit die Unbeeinflußbarkeit dessen, was in jedem Moment faktisch geschieht. Und desto illusorischer schließlich der Glaube, dies könne in der Form der Interaktion, durch Dialoge, durch Verständigungsversuche unter erreichbaren Partnern in eine rationale Form gebracht werden. Geht es, wenn nicht mit Interaktion, mit Organisation?“