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2006 | Buch

Auslegung der International Financial Reporting Standards am Bilanzierungsobjekt Softwarrentwicklung

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1.. Einleitung
Auszug
Die kapitalmarktorientierte Rechnungslegung in Deutschland befindet sich seit etwa zehn Jahren in einem stetigen Wandel1. Insbesondere durch die Gründung des Handelssegmentes „Neuer Markt“2 und mit der Verabschiedung des Kapitalaufnahmeerleichterungsgesetzes (KapAEG)3 fanden internationale Rechnungslegungsnormen Eingang in die Rechnungslegung an den Kapitalmärkten Deutschlands. Mit Inkrafttreten der Verordnung der Europäischen Kommission im September 20044 sind ab dem Jahre 2005 nunmehr an allen Kapitalmärkten der Europäischen Union aussließlich die International Financial Reporting Standards (IFRS)5 verpflichten anzuwenden6. Ab dem Geschäftsjahr 2005 müssen somit und 7.000 an den Börsen der Europäischen Union notierte Unternehmen nach den International Financial Reporting Standards Rechnung legen7. Dieser einschneidende Schritt in die Rechnungslegung der Unternehmen und seine Auswirkungen auf den Kapitalmarkt in Deutschland markiert den bisherigen Höhepunkt eines grundlegenden und strukturellen Wandels der kapitalmarkt-orientierten Rechnungslegung des letzten Jahrzehnts8.
2.. Vergleich der Rechnungslegungskonzeptionen der International Financial Reporting Standards und der United States-Generally Accepted Accounting Principles
Auszug
Mit der Rechnungslegung legen die gesetzlichen Vertreter des Unternehmens gegenüber den Eigentümern „[⋯] Rechenschaft [ab] über abgewickelte und laufende Geschäfte durch Übermittlung nachprüfbarer Informationen [⋯]“54. Rechnungslegung ist fester Bestandteil des Wirtschaftssystems und ein Element der gesellschaftlichen Ordnung55. Besonders geprägt ist die Rechnungslegung durch das jeweilige Rechtssystem56. Anders als die unmittelbar im Anschluss diskutierten US-GAAP lassen sich die International Financial Reporting Standards nicht in ein länderspezifisches Rechtssystem einordnen. Die IFRS sind vielmehr das Ergebnis eines Konsenses der Mitglieder des IASB und Rechnungslegungsinteressierter, die maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung ausüben57. Auch wenn die IFRS als prinzipienbasierte Rechnungslegung bezeichnet werden58, sind sie dennoch der angelsächsischen Rechnungslegungsphilosophie zuzuordnenc59. Rechtsqualität können die IFRS nur durch geeignete Maßnahmen der Mitglieder des IASB erlangen, welche eine Verpflichtung eingegangen sind, sich nach besten Kräften zu bemühen:
  • die normengerechte Anwendung der IFRS in ihren Einflussgebieten sicherzustellen und die normengerechte Anwendung anzugeben
  • auf gesetzgebende Organe und private Standardgeber in ihren Lädern einzuwirken, dass die Abschlüsse in allen wesentlichen Aussagen mit den IFRS übereinstimmen müssen
  • Börsenaufsichtsorgane und Unternehmen zu überzeugen, dass veröffentlichte Abschlüsse in allen wesentlichen Aussagen mit den IFRS übereinstimmen
  • sicherzustellen, dass sich die jeweiligen Abschlussprüfer selbst davon überzeugen, dass die geprüften Abschlüsse im Wesentlichen den IFRS entsprechen sowie
  • die Akzeptanz und Einhaltung der IFRS weltweit zu fördern.60
3.. Empirische Evidenz für die Relevanz des Geschäftsmodells Softwareentwicklung und-absatz
Auszug
In diesem Abschnitt wird zunä der Begriff Software aus Sicht der Informatik definiert, um im Anschluss daran die Arten von Software zu klassifizieren und für die Zwecke der vorliegenden Arbeit abzugrenzen. Es finden sich in der Literatur eine Reihe von Definitionen fü den Begriff Software 380 Bei näherer Betrachtung ergeben sich jedoch viele Gemeinsamkeiten. Die Definitionen beschreiben, aus welchen einzelnen Bestandteilen Software besteht, welche Funktionen Software ausführt und wo die Grenze zwischen Software und der Umgebung zu ziehen ist381. Diese gemeinsamen Inhalte werden nunmehr zu einer Abgrenzung des Begriffes Software für Zwecke dieser Arbeit gebraucht. Folglich besteht Software aus Prozeduren und Regeln in Form eines Computer-Programms, das es erlaubt, mit Hilfe eines Computers bestimmte Aufgaben zu erledigen. Software umfasst neben dem Computer-Program ferner die zum Betrieb notwendigen Daten382 und die zugehörige Dokumentation. Als synonyme Begriffe für Software werden im weiteren Verlauf auch die Begriffe Software-System und Softwareprodukt verwendet.
4.. Analyse relevanter Grundlagen der Softwareentwicklung zur Ableitung des Bilanzierungsobjektes
Auszug
Die Selektion der in diesem Abschnitt diskutierten Vorgehensmodelle orientiert sich einerseits am aktuellen Stand der Informatik und andererseits an den Ergebnissen der im vorangegangenen Abschnitt vorgestellten empirischen Studien zum Status Quo der Softwareentwicklung. Ausgehend davon erfolgt eine Einteilung der Modelle in klassische Vorgehensmodelle, objektorientierte Vorgehensmodelle und agile Vorgehensmodelle. Jede Art von Vorgehensmodellen wird zunächst definiert, um danach relevante Ansätze zu benennen. Zur vertiefenden Darstellung werden dann mindestens ein Ansatz oder mehrere Ansätze im Detail beschrieben und für Zwecke der Abbildung des Bilanzierungsobjektes Softwareentwicklung analysiert. Den Schwerpunkt bilden hier die objecktorientierten Vorgehensmodelle, zu denen zwei Ansätze vorgestellt werden:
  • das V-Modell 97464, der Entwicklungsstandard für IT-Systeme des Bundes und
  • der Unified Software Development Process der Firma Rational465
5.. Auslegung der International Financial Reporting Standards am Bilanzierungsobjekt Softwareentwicklung
Auszug
Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch ist der Auslegungsbegriff durch die Methodenlehre des römischen Rechts geprägt. In dieser Rechtsmethodologie bedeutet Auslegung [⋯] die Ermittlung und Klarlegung des Bedeutungsgehaltes eines Begriffes oder eines sonstigen Umstandes“946. In der vorliegenden Arbeit wird unter einem Begriff oder einem sonstigen Umstand ein auslegungsbedürftiger Begriff oder eine auslegungsbedürftige Verlautbarung der IFRS verstanden. Man unterscheidet vier Arten der Auslegung, die grammatische Auslegung, die historische Auslegung, die systematische Auslegung und die teleologische Auslegung. Die Arten der Auslegung bauen aufeinander auf, ohne jedoch eine sequenzielle Bearbeitung zu verlangen947.
6.. Empirische Analyse
Auszug
Aufgrund eines seit Mitte des Jahres 2000 anhaltenden Kursverfalls, der unter anderem durch ein Reihe von Insolvenzen der notierten Unternehmen sowie Bilanz-und Kursmanipulationen nachhaltig verstärkt wurde, ist das Handelssegment Neuer Markt im Verlauf des Jahres 2003 abgeschafft worden468. Die notierten Unternehmen wurden neu strukturierten Handelssegmenten zugeordnet1469. Seither werden nur im Premiumsegment („Prime Standard“) vergleichbar hohe Anforderungen an die Publizität gestellt, wie etwa die Rechnungslegung nach internationalen Grundsätzen1470. Weitgehend übernommen fü dieses neue Premiumsegment wurden auch die Regelungen, die zum Zeitpunkt der hier durchgeführten Untersuchung am Neuen Markt Gültigkeit besaßenc1471. Der alte „Neue Markt“ lebt somit in Form des neuen „Prime Standard“ fort1472. In Anbetracht der skizzierten Veränderungen bietet sich dennoch auf der Grundlage der Geschäftsberichte der Berichtszeiträume 2001/2002 eine empirische Analyse der Einzel-und Konzernabschlüsse der Unternehmen des Neuen Marktes an, weil hier einzigartig an einem Börsenplatz in der Europäischen Union1473 die Bilanzierung nach, IFRS und auch US-GAAP innerhalb einer Branche und innerhalb eines einzigen Handelssegmentes zu finden war. Zunächst werden in wenigen Worten die früheren Rahmenbedingungen des Neuen Marktes erläutert, die für eine spätere Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes relevant sind.
7.. Zusammenfassung der Ergebnisse und Ausblick
Auszug
Empirische Studien belegen, dass die Entwicklung von Software zunehmend zentraler Gegenstand der Leistungserstellung im Geschäftsmodell von Unternehmen wird. Die auch im Angesicht konjunktureller Schwankungen rasant voranschreitende Informations- und Kommunikationstechnologie generiert ständig neue Anwendungsmöglichkeiten, deren funktionelles Potenzial nur mit geeigneter Software auszuschöpfen ist. Der Prozess der Softwareentwicklung ist nun in den Abschlüssen der Unternehmen entsprechend den angewendeten Rechnungslegungsgrundsätzen abzubilden. Insbesondere die zunehmende Bedeutung der International Financial Reporting Standards an den Kapitalmärkten Europas und auch weltweit, jedoch auch der zunehmende Einfluss auf nationaler Ebene sind relevante Gründe, weshalb sich die vorliegende Arbeit mit der bilanziellen Abbildung des Softwareentwicklungsprozesses in den IFRS beschäftigte. Aufgrund des nachgewiesenen Fehlens eindeutiger Regelungen zur Bilanzierung dieser Entwicklungsprozesse wird vom Schrifttum und auch von den IFRS selbst unter bestimmten Bedingungen ein Heranziehen von Verlautbarungen anderer Standardgeber befürwortet. Die erste Bedingung hierfür die US-GAAP im zweiten Kapitel belegt werden konnte1686. Um nun die Abbildung des Bilanzierungsobjektes Softwareentwicklung nach US-GAAP zu konkretisieren und im Anschluss die IFRS entsprechend den Verlautbarungen der US-GAAP auszulegen, bedurfte es zuvor genauer Kenntnisse über dieses Bilanzierungsobjekt.
Backmatter
Metadaten
Titel
Auslegung der International Financial Reporting Standards am Bilanzierungsobjekt Softwarrentwicklung
verfasst von
Stefan Schneider
Copyright-Jahr
2006
Verlag
DUV
Electronic ISBN
978-3-8350-9039-2
Print ISBN
978-3-8350-0197-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8350-9039-2