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18.10.2018 | Automatisiertes Fahren | Schwerpunkt | Online-Artikel

Warum sich Städte auf autonome Autos vorbereiten müssen

verfasst von: Christiane Köllner

5 Min. Lesedauer

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Große Städte sollten ihre Infrastruktur bereits heute an autonome Fahrzeuge anpassen, fordert Siemens. Je nachdem wie gut sie dabei sind, ergeben sich drei mögliche Zukunftsszenarien. 

Das Aufkommen vernetzter und autonomer Fahrzeuge kann Städte in aller Welt nachhaltig verändern. Daher müssen Städte frühzeitig planen und sich im breiteren Kontext einer Transformation der Mobilität mit diesem Thema auseinandersetzen, wie der Report "Cities in the Driving Seat" von Siemens feststellt. Die Studie untersucht die Abhängigkeiten zwischen Stadtentwicklung, Nahverkehrskonzepten, Energieversorgung, Umweltverschmutzung und dem steigenden Anteil autonomer Fahrzeuge im Stadtverkehr. Fehlende mittelfristige Planung und verschobene Investitionen in die Infrastruktur könnten sich negativ auf Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt auswirken, sind die Siemens-Experten überzeugt.

"Die Automatisierung des Verkehrssystems ist von großer Relevanz für Stadtplanung und -entwicklung und die hierfür entwickelten Leitbilder und Ziele", betont auch Springer-Autor Dirk Heinrichs im Kapitel Autonomes Fahren und Stadtstruktur aus dem Buch Autonomes Fahren. Es bestehe ein Bedarf zur Analyse, wie autonomes Fahren die langfristigen Pläne zur Gestaltung von Parkflächen, Fahrradspuren, Kreuzungen, Bürgersteigen, Querschnittsgestaltungen von Straßen etc. beeinflussen könnte. Für die Autoren des Siemens-Reports ist klar, dass Städte dafür sorgen müssen, dass sie die Menschen wieder an die erste Stelle setzen – und nicht die Autos. "Autonome Fahrzeuge müssen Teil einer breiter angelegten Transformation von Ballungsräumen sein", fasst es Pete Daw, Urban Development and Environment Director, Siemens Global Center of Competence Cities, zusammen. 

Empfehlung der Redaktion

01.08.2018 | 120 Jahre ATZ

Entwicklungsstrategien für die individuelle Mobilität von morgen

Die Mobilität steht heute vor großen Herausforderungen. Erst ganzheitliche systemische Betrachtungen insbesondere der Energiekette ermöglichen wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Lösungen für die individuelle Mobilität von morgen.

Transformationen gleichzeitig nutzen

Der Report untersucht verschiedene Szenarien für den Einsatz autonomer Fahrzeuge, die zeigen, wie sich die Ergebnisse je nach ihrer Umsetzung erheblich unterscheiden können. Autonome Fahrzeuge besitzen ein enormes Potenzial für einen transformativen Wandel. Das hat Vorteile und bietet Chancen: Als Verkehrsmittel für die letzte Meile können sie den Personennahverkehr stärken, für weniger Staus, Verletzte und Verkehrstote sorgen und durch Vernetzung und Kommunikation der Fahrzeuge mit der städtischen Infrastruktur Effizienz und Sicherheit steigern. 

Ein geeignetes Konzept für das urbane Umfeld sind zum Beispiel sogenannte People Mover. "Unter einem People Mover wird im Allgemeinen ein autonomes und elektrifiziertes Fahrzeug verstanden, das heutige Carsharing-Konzepte primär im urbanen Umfeld ersetzt", erklärt Schaeffler im Artikel Entwicklungsstrategien für die individuelle Mobilität von morgen aus dem Jubiläumsheft 120 Jahre ATZ die Idee dieses Transportmittels. Beispiele sind der Schaeffler Mover oder der e.Go Moover von ZF. Ebenfalls interessant als innerstädtischer Verkehrsträger ist das elektrifizierte Fahrrad (Pedelec), wie zum Beispiel Schaefflers Bio-Hybrid.

Drei Mobilitätsszenarien

Für maximale Vorteile der Automatisierung und der Einführung von autonomen Fahrzeugen empfiehlt der Report, die Fortschritte aller vier Transformationen gleichzeitig zu nutzen: Automatisierung, Elektrifizierung, digitale Konnektivität und Shared Mobility. Nutzt man nur Teile dieser vier Transformationsfelder, könnte das zu negativen Ergebnissen führen oder den potenziellen Nutzen mindern. Die Studie definiert drei mögliche Szenarien, die zeigen, wie sich die Ergebnisse abhängig von der Vision und den Maßnahmen, für die sich eine Stadt entscheidet, unterscheiden können.

  • Das Szenario der starken Stadt geht davon aus, dass Shared Mobility zur Norm wird und der private Autobesitz rückläufig ist, Parkflächen freigegeben und für den Bau neuer Schulen oder Wohngebiete zur Verfügung gestellt werden, und dass die meisten Fahrzeuge elektrische Antriebe haben und über saubere Energienetze gespeist werden.
  • Das Business-as-usual-Szenario zeigt eine zukünftige Mobilität, die nicht von einer zusammenhängenden Vision oder effektiven Maßnahmen geleitet wird. Erwartete Umwälzungen in den Bereichen Fahrzeugautomatisierung und -elektrifizierung setzen sich nicht auf breiter Basis durch, und Privatautos bleiben der Regelfall. Es werden nur wenige städtische Grundstücke frei, und nur eine Minderheit der autonomen Fahrzeuge wird elektrisch betrieben.
  • Im Autonome-Fahrzeuge-als-Luxusgut-Szenario bleiben autonome Fahrzeuge eine Seltenheit, Privatautos sind der Regelfall, gemeinsam genutzte Fahrzeuge und gemeinsames Fahren bleiben ein Nischenkonzept, der öffentliche Nahverkehr wird immer weniger genutzt. Fahrzeuge fördern individuelle Fahrten und setzen weiterhin Verbrennungsmotoren ein, die mehr CO2-Emissionen verursachen als je zuvor.

Vier Strategien

Wie Städte den Übergang zu einer integrierten Mobilität meistern können, hat das Beratungsunternehmen McKinsey in der Studie "An Integrated Perspective on the Future of Mobility" erläutert‚ die im Artikel Die Mobilität von morgen – Wie Städte profitieren können aus dem ATZextra zur IAA 2017 genauer beleuchtet wird. Demnach sollte die Politik einige Kernthemen im Fokus behalten. 

  • Nahverkehr: Die Politik muss sicherstellen‚ dass der ÖPNV eine attraktive Alternative zum Individualverkehr bleibt.
  • Landverbrauch: Mit kleineren Fahrzeugflotten könnten Parkflächen teils umgewidmet werden‚ teils auch in Zukunft für das Mobilitätssystem zur Verfügung stehen.
  • Steuereinnahmen: Konnektivität und Internet der Dinge könnten dazu dienen‚ neue entfernungs- oder nutzungsbasierte Infrastrukturabgaben zu erheben.
  • Infrastruktur: Städte brauchen dynamische Mautsysteme‚ um den Druck auf die Straße zu senken. Höhere Kapazitäten sind eine weitere Alternative. Ebenso das Einrichten von Spuren ausschließlich für autonome Fahrzeuge‚ die dort schneller fahren könnten als im gemischten Verkehr.

Fazit

Ein "Weiter so wie bisher" in Sachen Automobilisierung wird nicht mehr lange möglich sein, wenn wir effizient und nachhaltig unterwegs sein möchten. Das Mobilitätskonzept der Städte muss zuerst auf Fußgänger, Fahrräder und den öffentlichen Verkehr setzen und eine individuelle, flexible und schnelle Kombination von miteinander abgestimmten Verkehrsmitteln ermöglichen. Autonome Fahrzeuge erlauben dabei den Anschluss des öffentlichen Verkehrs an die erste und die letzte Meile. Ohne eine geteilte Nutzung der Fahrzeuge und eine Stärkung des öffentlichen Verkehrs dagegen könnten autonome Fahrzeuge die Verkehrsbelastung sogar erhöhen und die Ausdehnung der Siedlungsgebiete noch verstärken. Sicher ist: Die Mobilität von morgen sollte ganzheitlich und integriert betrachtet werden. 

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