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06.09.2012 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Der neue Golf: Multikollisionsbremse und Touchscreen mit Näherungssensor

verfasst von: Katrin Pudenz

10 Min. Lesedauer

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Der neue Golf ist der erste Volkswagen mit Multikollisionsbremse. Dieses serienmäßige System soll dabei helfen, Folgeunfälle abzumildern. Am Dienstagabend zelebrierte der Wolfsburger Automobilkonzern die Weltpremiere des neuen Golf in Berlin - ein Fahrzeug, das 100 kg leichter und um 23 Prozent sparsamer geworden ist, Springer für Professionals berichtete in einem ersten Teil.

In diesem zweiten Teil werden nun Sicherheits- und Komfortsysteme wie auch die Ergonomie im Interieurs beleuchtet. Ganz detailliert wird der neue Golf übrigens in einem ATZextra-Heft vorgestellt. Das Sonderheft zum neuen Fahrzeug wird im November erscheinen.

Zu den neuen Assistenzsystemen gehören die weltweit bislang nur vom Volkswagen Konzern serienmäßig in der Kompaktklasse eingesetzte Multikollisionsbremse, ein pro aktives Insassenschutzsystem, die serienmäßige elektronische Differenzialsperre XDS (einst mit dem Golf GTI eingeführt), die Automatische Distanzregelung ACC plus Front Assist und einer City-Notbremsfunktion, der Spurhalteassistent Lane Assist, die Müdigkeitserkennung, die Verkehrszeichenerkennung und die neueste Generation der automatischen Einparkunterstützung Park Assist inklusive OPS (360-Grad-Darstellung) sowie die automatisierten Lichtfunktionen Light Assist und Dynamik Light Assist. Hinzu kommen weitere neue Techniken wie die Progressivlenkung (optimierte Dynamik und besserer Komfort), elektronische Parkbremse, ein neu entwickelter Ergonomiesportsitz (Ergo-Active-Sitz), eine neue Klimakomfortscheibe und eine neue Generation der Info- und Entertainmentsysteme.

Multikollisionsbremse

Ein Novum ist die deutschen Automobilclub (ADAC) bereits ausgezeichnete Multikollisionsbremse des Golf, wie der Konzern betont. Erst kürzlich berichtet auch Zulieferer Continental über ein solches System, das die Schwere von Folgeunfällen abmildern soll. Den Hintergrund erläutert das Unternehmen folgendermaßen: Studien der Unfallforschung haben ergeben, dass rund ein Viertel aller Unfälle mit Personenschäden Multikollisionsunfälle sind - gemeint ist ein zweiter Aufprall nach der Erstkollision. Die Multikollisionsbremse bremst das verunfallte Fahrzeug automatisch ab, um die noch vorhandene kinetische Energie signifikant zu reduzieren. Die Auslösung der Multikollisionsbremse basiert auf der Erkennung einer primären Kollision durch die Airbagsensorik. Die Verzögerung des Fahrzeugs mittels Multikollisionsbremse wird durch das ESC-Steuergerät auf maximal 0,6 g begrenzt. Dieser Wert entspricht dem Verzögerungsniveau des Front Assist. Damit ist die Beherrschbarkeit des Autos durch den Fahrer auch im Fall der automatischen Bremsung sichergestellt. Die Multikollisionsbremse kann vom Fahrer jederzeit "übersteuert" werden. Gibt er etwa erkennbar Gas, wird die Multikollisionsbremse deaktiviert. Abgeschaltet wird das automatische System ebenfalls dann, wenn der Fahrer selbst eine Vollbremsung mit noch stärkerer Verzögerung einleitet. Grundsätzlich führt das Assistenzsystem eine Bremsung bis auf eine verbleibende Fahrzeuggeschwindigkeit von 10 km/h aus. Diese Restgeschwindigkeit ist geeignet, um nach dem Bremsvorgang einen sicheren Standort anzusteuern.

Proaktiver Insassenschutz

Der proaktive Insassenschutz ist ein typisches Beispiel für eine Technik, die aus der Oberklasse in die Kompaktklasse transferiert wird. Erstmals von Volkswagen eingesetzt wurde der proaktive Insassenschutz im Touareg. Nun debütiert das System im Golf. Erkennt das proaktive Insassenschutzsystem eine potenzielle Unfallsituation - etwa über das Einleiten einer Vollbremsung mittels aktiviertem Bremsassistenten -, werden automatisch die Sicherheitsgurte für Fahrer und Beifahrer vorgespannt, um so den bestmöglichen Schutz durch die Airbag- und Gurtsysteme zu erreichen. Liegt eine höchstkritische instabile Fahrsituation wie etwa starkes Über- oder Untersteuern mit ESC-Eingriff vor, werden zusätzlich Seitenscheiben (bis auf einen Restspalt) und Schiebedach geschlossen. Der Grund dafür liegt darin, dass sich bei nahezu geschlossenen Scheiben und Dächern die Kopf- und Seitenairbags optimal abstützen und so ihre bestmögliche Wirkung entfalten können.

Adaptive Cruise Control

Die Adaptive Cruise Control (ACC) ist mit dem Einsatz im Golf nun auch in der Kompaktklasse angekommen. Bislang war das System Fahrzeugen höherer Segmente wie dem Volkswagen CC oder Phaeton vorbehalten. Die ACCnutzt einen in die Frontpartie integrierten Radarsensor. ACC arbeitet im Bereich von 30 bis 160 km/h mit manuellem Getriebe und von 0 bis 160 km/h mit DSG (Doppelkupplungsgetriebe). Bei Fahrzeugen mit DSG nimmt die ACC soweit Einfluss auf den Wagen, dass er je nach Situation bis zum Stillstand abgebremst wird und im Stopp-and-Go-Betrieb automatisch anfährt. Sie hält eine vorgewählte Geschwindigkeit sowie einen definierten Abstand und verzögert respektive beschleunigt automatisch im fließenden Verkehr. Die Systemdynamik kann durch die Auswahl eines Fahrprogramms der optionalen Fahrprofilauswahl individuell variiert werden.

Front Assist

Der Front Assist arbeitet wie die ACC mit dem in die Frontpartie integrierten Radarsensor, der permanent den Abstand zum vorausfahrenden Verkehr überwacht. Auch bei ausgeschalteter ACC unterstützt der Front Assist den Fahrer in kritischen Situationen, in dem es die Bremsanlage vorkonditioniert und den Fahrer mittels optischer und akustischer Warnung auf eine notwendige Reaktion hinweist. Bremst der Fahrer zu schwach, erzeugt das System automatisch so viel Bremsdruck, wie zur Vermeidung einer Kollision notwendig wäre. Sollte der Fahrer indes gar nicht reagieren, verzögert Front Assist automatisch, um unter optimalen Bedingungen die Geschwindigkeit eines Aufpralls zu vermindern. Zusätzlich unterstützt das System den Fahrer, indem es ihn auf einen zu geringen Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug hinweist. Ein Bestandteil des Front Assist ist die neue City-Notbremsfunktion.

City-Notbremsfunktion

Die erstmals für den Golf erhältliche City-Notbremsfunktion ist eine Systemerweiterung des Front Assist und scannt per Radarsensor den Raum vor dem Golf. Das System arbeitet im Geschwindigkeitsbereich von unter 30 km/h. Erfolgt bei einem drohenden Auffahrunfall auf ein vorausfahrendes oder stehendes Fahrzeug keine Reaktion durch den Fahrer, wird die Bremsanlage analog zum Front Assist vorkonditioniert. Bei Bedarf leitet die City-Notbremsfunktion anschließend automatisch eine Vollbremsung ein, um die Unfallschwere zu mindern. Darüber hinaus wird der Fahrer bei nicht aus reichender Pedalbetätigung mit maximaler Bremskraft unterstützt.

Lenken, Bremsen, Sehen

Herkömmliche Lenkungen arbeiten mit einem konstanten Übersetzungsverhältnis. Die neue optionale Lenkung des Golf indes operiert mit einem progressiven Übersetzungsverhältnis. Beim Rangieren und Parken reduziert das spürbar die Lenkarbeit. Auf kurvenreichen Landstraßen und beim Abbiegen wird der Fahrer aufgrund der direkteren Auslegung ein Plus an Dynamik feststellen. Zudem müsse er weniger oft Umgreifen. Technisch differenziert sich die Progressivlenkung durch eine variable Verzahnung der Zahnstange und Ritzel sowie einen leistungsstärkeren E-Motor von der Basislenkung. Anders als bei einer konstanten Lenkübersetzung, die immer einen Kompromiss zwischen Fahrdynamik und Komfort realisieren muss, wird hier die Verzahnung der Zahnstange über den Lenkhub deutlich verändert. Der Übergang zwischen indirektem Lenkverhalten im Mittenbereich (Geradeausfahrt) und direktem Lenkverhalten bei größeren Lenkraddrehwinkeln ist progressiv gestaltet und ermögliche ein deutlich agileres Lenkverhalten. Beim Parken ergibt sich dadurch der kleinere Lenkwinkel und damit ein Komfortgewinn.

Dynamic Light Assist

Über eine Kamera an der Frontscheibe wird der vorausfahrende Verkehr und der Gegenverkehr analysiert. Auf Basis dieser Daten schaltet sich das Fernlicht bei Geschwindigkeiten von mehr als 65 km/h automatisch ein und bleibt aktiv. Mithilfe der Kamera werden die Fernlichtmodule der Bi-Xenonscheinwerfer mit dynamischem Kurvenfahrlicht nur in den Bereichen abgeblendet, in denen das System eine mögliche Störung anderer Verkehrsteilnehmer analysiert. Technisch realisiert wird diese Funktion durch eine drehbare Blende zwischen dem Reflektor mit dem Xenon-Brenner und der Linse. In Verbindung mit dem seitlichen Schwenken des Moduls sowie der individuellen Ansteuerung des linken und rechten Scheinwerfers erlaubt es diese Blendengeometrie, die Lichtquelle zu maskieren und damit den vorausfahrenden und entgegenkommenden Verkehr nicht zu blenden.

Verkehrszeichenerkennung

Im neuen Golf wird die Verkehrszeichenerkennung, die erstmals im Phaeton debütierte, in Verbindung mit einem Navigationssystem erhältlich sein. Registriert das System via Kamera (integriert im Bereich des Rückspiegels in der Frontscheibe) Geschwindigkeitshinweise und Überholverbote, werden bis zu drei dieser Zeichen im Kombiinstrument vor dem Fahrer und im Display des Navigationssystems dargestellt. Und zwar inklusive aller Zusatzhinweise sowie in einer logischen Reihenfolge: Das direkt greifende Verkehrszeichen (beispielsweise 130 km/h) wird an die erste Stelle gesetzt; temporär gültige Zeichen (zum Beispiel 80 km/h Bei Nässe) folgen an zweiter Stelle. Registriert der Regensensor einsetzenden Niederschlag, rückt das nun wirksame Verkehrszeichen mit dem Zusatzhinweis "Bei Nässe" an die erste Stelle.

Park Assist 2.0

Die neueste Version des Parklenkassistenten ermöglicht nicht nur das assistierte Parken parallel zur Fahrbahn, sondern auch das Rückwärtsparken im rechten Winkel zur Fahrbahn. Darüber hinaus ist der Park Assist 2.0 mit einer Brems- und Ausparkfunktion ausgestattet. Aktiviert wird das System bei Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h per Tastendruck in der Mittelkonsole. Via Blinker wählt der Fahrer die Seite, auf der geparkt werden soll. Ermittelt der Park Assist über die Ultraschallsensoren eine ausreichend große Parklücke (vorn und hinten genügen 40 cm Rangierabstand), kann das assistierte Einparken starten: Der Fahrer legt den Rückwärtsgang ein und muss nur noch Gas geben und Bremsen. Das Lenken übernimmt der Wagen. Akustische Signale sowie visuelle Hinweise in der Multifunktionsanzeige unterstützen den Fahrer. Zudem kann das System den Wagen auch aktiv bei drohenden Kollisionen abbremsen.

Touchscreen mit Annäherungssensor

Der Wolfsburger Autohersteller stattet den Golf mit einer neu konzipierten Generation von Radio- und Radio-Navigationssystemen aus. Alle Systeme besitzen serienmäßig einen Touchscreen. Die neue Gerätegeneration gibt es in sechs Ausbaustufen und in den drei verschiedenen Display-Größen 5 Zoll, 5,8 Zoll und 8 Zoll. Erstmals setzt Volkswagen dabei Displays ein, die eine Näherungssensorik (ab 5,8 Zoll Displaygröße) aufweisen: Sobald sich ein Finger des Fahrers oder Beifahrers dem Touchscreen nähert, schaltet das System automatisch vom Anzeige- in einen Bedienmodus. Der Anzeigemodus zeichnet sich durch eine auf das Wesentliche reduzierte Darstellung aus. Im Bedienmodus hingegen werden die via Touchscreen aktivierbaren Elemente besonders hervorgehoben, um so die intuitive Bedienung zu erleichtern. Darüber hinaus verfügen die Displays über eine Funktion, bei der über Wischgesten Listen gescrollt oder in CD-Covern der Mediathek geblättert werden kann.

Raum und Komfort

Mit 4255 mm wurde der neue Golf gegenüber seinem Vorgänger um 56 mm länger; der Radstand wuchs analog um 59 mm auf 2637 mm. Da die Vorderräder darüber hinaus 43 Millimeter weiter vorn angeordnet sind, sorgt das Zusammenspiel der neuen Dimensionen für sportlichere Proportionen, eine verbesserte Crashstruktur und ein optimiertes Raumkonzept. Parallel wurde die Karosserie um 28 mm flacher (1452 mm). Außen verbesserte sich durch die geringere Höhe zudem die Aerodynamik: Die Fahrzeugstirnfläche wurde um 0,03 m2 kleiner und der Luftwiderstand (cw x A) sank um fast 10 Prozent. So erzielt der Golf Bluemotion einen cw-Wert von 0,27. Gleichwohl wurde der neue Golf mit 1799 mm um 13 mm breiter. Parallel vergrößerte sich die Spurweite vorn um 8 mm und hinten um 6 mm. Die Rücksitzlehnen sind beim neuen Golf generell im Verhältnis 60:40 umlegbar. Geklappt ergibt sich ein nahe zu ebener Ladeboden mit einer Länge von 1558 mm. Die maximale Laderaumlänge bei umgeklappter Beifahrersitzlehne beträgt 2412 mm. Das Kofferraumvolumen steigt um 30 Liter auf 380 Liter. Der variable Ladeboden kann zudem um 100 mm abgesenkt werden. Die Ladekante zum Kofferraum ist 665 mm (-17 mm) hoch.

Ergonomie

Mehr Raum und eine verbesserte Ergonomie prägen den Arbeitsplatz des Fahrers. Besonders größere Menschen am Volant werden die um 20 mm nach hinten verschobene Sitzposition begrüßen; analog wurde auch der Einstellbereich der Lenkung angepasst. Dank des Modularen Querbaukastens wurden zudem die Pedalabstände optimiert; der Raum zwischen Brems- und Gaspedal wuchs beispielsweise um 16 mm. Zudem hob Volkswagen die Position der Schaltung um 20 mm an; der Schaltknauf liege dadurch nochmals besser zur Hand. Vorn wie hinten wurden alle fünf Sitzplätze neu ausgerichtet. Zu den Sitzeigenschaften zählen laut Hersteller eine gut konturierte Körperführung, optimaler Halt bei dynamischen Fahrten und hoher Komfort auf der Langstrecke. Erreicht wurden diese Eigenschaften durch eine körpergerechte Auslegung der Schaumkonturen sowie optimierte Feder- und Dämpfungseigenschaften der Kaltschaum-Polsterteile.

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