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23.08.2012 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Druckluftauto: Tata wagt erneut das Druckluft-Experiment

verfasst von: Andreas Burkert

2:30 Min. Lesedauer

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Als der ehemalige französische Formel-1-Motorkonstrukteur Guy Nègre sein mit hochkomprimierter Druckluft betriebenes Fahrzeug Anfang der 1990er Jahre vorstellte, schien er eine Alternative zum Elektromotor gefunden zu haben. Mit seiner Firma MDI (Motor Development International) aus Frankreich begann er zur gleichen Zeit einen speziellen Druckluftmotor für den Fahrzeugantrieb zu entwickeln. Etwa fünf Jahre später sollte dann die Serienproduktion beginnen. Doch der Produktionsstart wurde immer wieder verschoben.

Erst als Ratan Tata im Jahr 2007 für rund 20 Millionen Euro die Lizenz für das Druckluftauto-Konzept erwarb, um die Technik in den indischen Markt zu bringen, schien eine Serienfertigung des seinerzeit Tata One CAT genannten Luftdruckfahrzeugs zum Greifen nah. Den für das Jahr 2009 angekündigten Produktionsstart musste Tata aber wegen technischer Schwierigkeiten auf Eis legen. Technisches Konzept erfolgreich erprobt Jetzt gibt das indische Automobilunternehmen Tata bekannt, dass das technische Fahrzeugkonzept erfolgreich abgeschlossen sei und an zwei Versuchsfahrzeugen erprobt wurde. Beide Unternehmen, MDI und Tata, wollen nun im Laufe des kommenden Jahres die Antriebstechnik zur Serienreife entwickeln und den "Air Pod" für den städtischen Betrieb anbieten. Als Ergebnis mehrerer Detailverbesserungen erreicht der etwa 220 Kilogramm schwere Wagen Unternehmensangaben zufolge eine Reichweite von 120 bis 150 Kilometer - bei Fahrten im Stadtverkehr. Vor allem der größere Tank, der nun 260 Liter auf 249 bar komprimierte Luft fasst, und ein Motormanagement, welches die Luftzufuhr während des Bremsens regelt, erhöht die Effizienz des Antriebs. Der nur etwa 24 Kilogramm schwere Zweizylinder-Motor leistet rund 5 kW bei 1500/min. Das Drehmoment liegt konstant bei 45 Newtonmetern im Drehzahlbereich von 200 bis 1500/min. Mit diesen Leistungswerten kommt der rund zwei Meter lange Viersitzer auf maximale 70 km/h. Der Druckluftmotor ähnelt in seiner Funktion dem Prinzip eines Gasexpansionsmotors: Druckluft expandiert in zwei Zylindern, deren Kolben den Wagen antreiben.

Kritik an den Fahrleistungen

Allerdings werden diese Leistungsdaten ebenso angezweifelt, wie die Angaben zur Nachhaltigkeit. Während Nègre davon überzeugt ist, dass seine Entwicklung kostengünstig und umweltverträglich ist, hat die University of California, Berkeley, im Jahr 2009 einen wissenschaftlichen Vergleich zwischen Benzinauto, batterieelektrischem Auto und einem Druckluftauto angestellt. Dabei schnitt das Druckluftauto in den Punkten Treibhausgasemission, Treibstoffkosten und Tankvolumen deutlich schlechter ab als das Benzin- oder das Batterieauto. Einzig beim Primärenergieverbrauch konnte das Druckluftauto gegenüber dem Benzinauto punkten, so es denn mit erneuerbarer Energie die Tanks füllt. Die Forscher verglichen einen konventionellen Smart Fortwo, einen batterieelektrischen Smart Fortwo ED und ein hypothetisches Druckluftauto. Die technischen Parameter des Druckluftautos, die nicht bekannt waren, wurden geschätzt.

Im Übrigen wurde bereits 1838 von Adraud und Tessié du Motay in Paris ein Druckluftauto konstruiert und 1840 vorgestellt.

(Bild: MDI)

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