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10.02.2002 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

"Einen großen Opel oberhalb des Signum wird es weiter geben"

verfasst von: Redaktion ATZonline.de

6 Min. Lesedauer

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Der neue Vectra soll mit zahlreichen Motor-, Ausstattungs- und Karosserie-Varianten Opel in der Mittelklasse wieder an die Spitze der europäischen Zulassungs-Hitliste bringen. Hans H. Demant, bei Opel im Vorstand für die Entwicklung zuständig, im Gespräch mit der ATZ.

Herr Demant, der neue Vectra kommt ja einige Monate später als zunächst geplant auf den Markt. Wofür haben Sie diese Zeit genutzt? Ich glaube, hier muss ich zunächst etwas klarstellen: Der Termin für die Markteinführung wurde nicht verschoben. Der neue Vectra kommt aus unserem neuen Werk in Rüsselsheim – und dieses liegt im Zeitplan. Die Vorproduktion läuft bereits seit Anfang Dezember, ab Januar fahren wir die Produktion des Vectra langsam hoch. Das neue Werk setzt Maßstäbe in puncto Produktivität, Qualität und Flexibilität. Aber man kann ein Auto erst bauen, wenn auch die Produktionslinie dafür steht.

Der Vectra wurde ja deutlich größer und geräumiger. Kommt er dem Omega nicht sehr nahe? Mit dem Vectra decken wir ein breites Spektrum ab. Das lässt sich bei einem völlig neuen, größeren und geräumigeren Modell nie ganz ausschließen. Aber mit dem Vectra-Portfolio wollen wir auch ganz neue Kunden für Opel erobern. Denken Sie nur an den sehr dynamischen GTS. Die Sportlimousine wird uns ebenso neue Kunden bringen wie der Vectra Signum. Dieser bietet höchste Variabilität und ein völlig neues Karosseriedesign, das die Lifestyle-orientierte Kundschaft begeistern soll. Der Vectra Kombi – auch diese beliebte Variante wird es in Zukunft wieder geben – und der Signum haben übrigens einen verlängerten Radstand, was ein besonders großes Ladeabteil und sehr guten Sitzkomfort im Fond ermöglicht.

Wird der Signum – wenn er in rund einem Jahr in Serie geht – den Omega dann ablösen? Einen großen Opel oberhalb des Signum wird es weiter geben, aber jetzt steht erst mal die Einführung unseres völlig neuen Mittelklassemodells mit seinen vielen Varianten auf dem Plan. Danach werden wir mit weiteren attraktiven Modellen für zusätzliche Kaufanreize bei der Marke Opel sorgen.

Bei den Motoren vertrauen Sie im neuen Vectra weiterhin auf die bewährten Aggregate. Dabei wurde der neue ECOTEC-Direkt ja auf dem Wiener Motorensymposium 2001 schon präsentiert. Warum gibt es die DI-Ottomotoren noch nicht im Vectra? Schwefelarmer Kraftstoff ist doch inzwischen verfügbar. Wir werden im neuen Vectra auch eine Palette ganz neuer Motoren und Getriebe einführen. Zum Anlauf stellen wir das neuen Fahrzeug mit überarbeiteten Otto- und Dieselmotoren vor, die als Opel-ECOTEC-Aggregate bekannt für Lauf ruhe, Durchzugsstärke und Sparsamkeit sind. Insbesondere der 2.2-DTR-Dieselmotor mit variabler Ladergeometrie ist ein hoch modernes Aggregat mit ausgezeichneter Performance auf dem Papier und in der Realität. Auf einen solchen Motor, der erst seit einem Jahr auf dem Markt ist, wollen wir doch im Vectra nicht verzichten.

Wann ist mit dem ersten Einsatz der neuen DI-Ottomotoren zu rechnen – und in welchem Modell? Zu Terminen der Produkteinführung zukünftiger Modelle und Motoren kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben. Dass DI-Ottomotoren und andere, ganz neue Technologien von Opel eingeführt werden, ist allerdings sicher.

Ein Schwerpunkt bei der Entwicklung des neuen Vectra war die Fahrdynamik. Was steckt hinter dem Kürzel "IDS" und wodurch unterscheidet sich das ESPPlus von einem herkömmlichen System? Das Interactive Driving System – kurz IDS – steht in der Tat für eine Schlüssel-Innovation des neuen Opel Vectra. Unter diesem Begriff verstehen wir ein Fahrwerk, das durch Interaktion der neuen Vorder- und Hinterachse sowie der Kennfeld-gesteuerten elektro-hydraulischen Lenkung zusammen mit dem neuen innovativen ESPPlus ein hervorragendes Handling bei hohem Komfort und Sicherheit vereinigt. ESPPlus ermöglicht eine noch höhere Fahrsicherheit bei zugleich mehr Fahrdynamik. Mit ESPPlus wird bei Untersteuersituationen zunächst mit einer moderaten Leistungsreduktion und dem Bremseneingriff am kurveninneren Hinterrad begonnen. Stellt sich die gewünschte Untersteuerkompensation nicht ein, wird zudem auch am kurveninneren Vorderrad und dem kurvenäußeren Hinterrad ein Bremsmoment aufgebaut. Die Kurskorrektur erfolgt dadurch deutlich sensibler und wirkungsvoller, das Fahrzeug besitzt eine noch ausgeprägtere Handlichkeit.

Ein Opel-Spezifikum wie die Kinematik der DSA-Charakteristik haben Sie aber beibehalten? Ja, geringe Giermomente um die Hochachse bei Bremsvorgängen auf My-Split-Belägen gehört schon seit Jahren zur Opel-Philosophie. Durch eine entsprechende Kinemaik geht dabei das Rad auf der Fahrbahn mit höherem Reibwert gezielt in Vorspur, wodurch ein Ausbrechen des Fahrzeugs unterbunden wird. Dieses Sicherheits-Feature hat selbstverständlich auch der neue Vectra.

Kommen wir nochmal zur Produktion: Das neue Modell wird ja in einem völlig neuen Werk am Stammsitz Rüsselsheim gebaut. Wie flexibel sind Sie hier bezüglich Stückzahlen und Varianten? Unser neues Werk ist sehr flexibel – das zeigt sich schon bei der Vielzahl von Karosserie- und Motor-Varianten beim neuen Vectra. Darüber hinaus können hier auch noch weitere Modelle gefertigt werden, über die ich aber heute noch nichts sagen kann. Wir werden aber sehr rasch auf Wünsche der Kunden reagieren. Und das gilt sowohl für den Modellmix als auch für eine Vielzahl an Sonderausstattungen. Der Kunde steht im Fokus, das gilt auch für die Verkürzung der Lieferzeiten. Dank ausgeklügelter Logistik in Produktion und Vertrieb wird die Order-to-Delivery in Zukunft drastisch verkürzt.

Der Vectra wird ja sicher auch außerhalb Europas – und außerhalb der Marke Opel – Karriere machen. Was ist hier geplant? Die Basis-Architektur des Vectra steht natürlich auch anderen Marken im Verbund von GM zur Verfügung. Wegen der hohen Anpassungsfähigkeit dieser Architektur kann man sich eine Fülle verschiedener Fahrzeugtypen vorstellen.

Werden diese Varianten ebenfalls vom ITEZ in Rüsselsheim betreut? Wenn Vectra auf dem Fahrzeug steht, dann hat Opel die Entwicklung geleistet. Für andere Marken von GM leisten wir im ITEZ Unterstützung in verschiedenen Phasen der Entwicklung, oder speziell für die Anpassung an den deutschen, beziehungsweise europäischen Markt.

Herr Demant, Sie wurden vor kurzem zusätzlich zum Vice President für die Entwicklung bei General Motors Europe ernannt. Was bedeutet das für Ihre Arbeit bei Opel – haben Sie überhaupt noch genügend Zeit für Opel? In meiner neuen Funktion bin ich für die Koordination aller technischen Entwicklungsaktivitäten bei GM Europa und den GM-Marken in Europa verantwortlich. Darüber hinaus behalte ich meine gegenwärtige Position als Vorstandsmitglied der Adam Opel AG und als Leiter des Internationalen Technischen Entwicklungszentrums in Rüsselsheim. Die Marke Opel als Volumenhersteller steht noch immer im Fokus meiner Aufmerksamkeit. Meine neue Funktion bietet aber auch die Möglichkeit zusätzliche Synergien im Bereich der Entwicklung zu finden.

Herr Demant, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Rüdiger Baun.

Zur Person: Hans H. Demant (51) ist nach mehreren Stationen im Bereich der Produktentwicklung, unter anderem als Modellreihen-Manager für Corsa und Agila, seit Juni 1999 im Vorstand der Adam Opel AG für die Entwicklung zuständig. Am 1. Dezember 2001 wurde Demant zum Vice President für die Entwicklung bei General Motors Europe ernannt. In dieser Funktion ist er für die Koordination aller Entwicklungsaktivitäten bei GM Europa und den GM-Marken in Europa verantwortlich. Darüber hinaus behält er seine Position als Vorstandsmitglied der Adam Opel AG und als Leiter des Internationalen Technischen Entwicklungszentrums in Rüsselsheim. Demant ist verheiratet und hat zwei Töchter.

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