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05.09.2012 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Der neue Golf: bis zu 100 kg leichter und 23 Prozent sparsamer

verfasst von: Katrin Pudenz

6:30 Min. Lesedauer

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Sechs Generationen des Volkswagen Golf sind bereits auf den Straßen dieser Welt unterwegs. Das Jahr 1974 war das Jahr der ersten Golfgeneration, das Jahr 2012 steht nun im Zeichen der Siebten. Am gestrigen Dienstagabend wurde der neue Golf in Berlin vorgestellt. Konzeptionell basiert der Neue auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) des Konzerns: von der Karosserie und dem Antrieb über das Interieur und sämtliche Info- und Entertainmentsysteme bis hin zu neuen Assistenzsystemen wurde alles neu konzipiert.

In diesem ersten Teil werden nun Motoren und Leichtbau beleuchtet, in einem zweiten Bericht Sicherheitssysteme und Infotainment wie auch die Ergonomie des Interieurs beleuchtet. In Gänze wird das neue Modell in einem ATZextra zum Golf der siebten Generation erklärt. Erscheinen wird die Sonderausgabe im November 2012.

Zwei neue Motorengenerationen mit einem Leistungsspektrum von 63 kW PS bis 110 kW hat der Konzern für den Golf entwickelt. Alle Motorenversionen sind serienmäßig mit einem Start-Stopp-System und Rekuperationsmodus ausgerüstet. Die CO2-Emissionen konnten im Verbund aller Maßnahmen um bis zu 23 Prozent gesenkt werden. So benötigt beispielsweise der, wie das Unternehmen ihn beschreibt, "kaum als Diesel wahrnehmbare Common-Rail-Motor mit 77 kW" 3,8 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer. Das entspricht einer CO2-Emission von 99 g/km.

Die Ottomotoren

Als Benzinantriebe kommen ausschließlich aufgeladene und direkteinspritzende TSI-Motoren (Vierventil-Vierzylinder) zum Einsatz. Die zum Debüt des neuen Golf angebotenen Aggregate leisten 63 kW und 103 kW. So verbraucht die Basismotorisierung durchschnittlich 4,9 l/100 km (analog 113 g/km CO2) - 0,6 Liter weniger als beim entsprechenden Vorgänger. Darüber führt das Unternehmen in den Golf die Zylinderabschaltung (aktives Zylindermanagement ACT) ein. Mit dieser Technik ausgerüstet ist ein 103-kW-TSI, der bereits der künftigen EU6-Norm gerecht wird. Der Durchschnittsverbrauch wird mit 4,8 l/100 km (112 g/km CO2) angegeben. Zum Vergleich: Das 18 PS schwächere Pendant im Vorgänger (90 kW) verbrauchte 6,2 l/100 km (144 g/km CO2).

Volkswagen setzt die kraftstoffsparende ACT als erster Hersteller weltweit in einem Großserien-Vierzylindermotor ein. Das Funktionsprinzip des aktiven Zylindermanagements ist folgendes: Bei niedriger und mittlerer Last werden zwei der Zylinder stillgelegt, wodurch der Verbrauch im EU-Fahrzyklus um 0,4 l/100 km sinkt. Die Abschaltung wird in einem Drehzahlbereich zwischen 1400 und 4000/min bei Drehmomenten von bis zu 85 Nm aktiv.

Die Dieselmotoren

Die neuen Motoren sind generell aufgeladene Dieselaggregate, ebenfalls Vierzylinder-Vierventiler, mit Direkteinspritzung, leisten zunächst 77 kW und 110 kW. Das TDI-Grundmodell mit 77 kW verbraucht durchschnittlich 3,8 l/100 km (99 g/km CO2); dieser Wert wurde beim Vorgänger allein vom Golf Bluemotion, nicht aber vom Grundmodell wie beim neuen Golf, erreicht. Darüber hinaus ist auch der 110-kW-TDI effizient: sein Durchschnittsverbrauch wird mit 4,1 l/100 (106 g/km CO2) angegeben. Den Spitzenwert liefert der Golf Bluemotion: Mithilfe einer konsequenten Anwendung aller im Technikbaukasten von Volkswagen befindlichen Einzellösungen erreicht der Bluemotion eine CO2-Emission von 85 g/km und einen Durchschnittsverbrauch von 3,2 Liter Diesel auf 100 km.

Erstmals wird für den Golf eine Fahrprofilauswahl angeboten. Dabei handelt es sich um ein Instrument, mit dem vorausschauende Fahrer eine besonders effiziente Fahrweise realisieren können. Insgesamt stehen vier und in Verbindung mit DCC (adaptive Fahrwerksregelung) fünf Fahrprogramme zur Verfügung: Eco, Sport, Normal, Individual und in Kombination mit DCC zusätzlich Comfort. Im Fahrprofil Eco werden die Motorsteuerung, die Klimaanlage und weitere Nebenaggregate verbrauchsoptimal gesteuert. Darüber hinaus steht bei Fahrzeugen mit DSG im Eco-Modus eine Segelfunktion zur Verfügung; geht der Fahrer hier vom Gas - etwa beim Heranrollen an eine Ampel oder bei Passagen mit Gefälle - kuppelt das DSG aus und der Motor läuft im Leerlauf. Somit kann die kinetische Energie des Golf bei entsprechender Fahrweise optimal genutzt werden.

100 kg weniger Gewicht senken den Verbrauch

Gliedert man den Golf in die übergeordneten Bereiche Elektrik, Aggregate, Fahrwerk und Aufbau, ergibt sich je nach Variante, Motorisierung und Ausstattung folgende Verteilung für die Gewichtsreduzierung: bis zu -6,0 kg Elektrik, bis zu -40,0 kg Aggregate, bis zu -26,0 kg Fahrwerk, bis zu -37,0 kg Aufbau.

Das Gesamtpotenzial der Maßnahmen liegt somit rein rechnerisch sogar bei 109 Kilogramm, wie das Unternehmen betont. Im Einzelfahrzeug würden jedoch aufgrund der praktisch umsetzbaren Konfigurationsmöglichkeiten maximal 100 kg erreicht. Am größten ist die erreichte Gewichtsreduzierung im Bereich der Aggregate und des Aufbaus. Die reduzierten 37 kg im Bereich des Aufbaus addieren sich folgendermaßen: -0,4 kg Instrumententafel, -1,4 kg Modulquerträger (unterhalb Instrumententafel), -2,7 kg Klimaanlage, -7,0 kg Vorder- und Hintersitze (je nach Ausführung), -23,0 kg Karosserie, -2,5 kg Sonstiges.

Die Instrumententafel wurde mithilfe eines neuen Thermoplast-Schaumspritzguss - aus diesem Material besteht die tragende, sandwichartige Struktur hinter der edlen Oberfläche - nicht nur 20 Prozent leichter gemacht, sondern parallel dazu auch 20 Prozent steifer.

Am Modulquerträger ist neben der Lenkung auch die Instrumententafel montiert; insgesamt wiegt der Träger 5,8 kg. Die Gewichtsreduzierung konnte mit einem Leichtbaukonzept unter Verwendung von Stahlkomponenten erreicht werden. Die Struktur des Modulquerträgers sei mithilfe von Berechnungen via Finite-Elemente-Methode (FEM) so leicht wie möglich und stabil wie nötig ausgeführt. Optimale Wandstärken des Stahls und Strukturmaßnahmen wie gezielt eingearbeitete Sicken verbesserten einerseits die Steifigkeit des Trägers und reduzierten andererseits das Gewicht um besagte 1,4 kg. Mit Verfahren wie der Finite-Elemente-Methode sind die Ingenieure bei Volkswagen im Grunde dem Vorbild der Natur auf der Spur, erläutert das Wolfsburger Unternehmen. Die schaffe es - etwa mit einem Gras- oder Getreidehalm - ein erstaunliches Verhältnis zwischen dem Querschnitt eines Bauteils und der Steifigkeit herzustellen.

Die gesamte Klimaanlage des Golf wurde neu entwickelt und skizzierte 2,7 kg leichter. Unabhängig vom Gewicht gilt dabei, dass die Klimaanlagen sehr leise (bis zu -5 dB(A)) arbeiten, wesentlich schneller die gewünschte Temperatur erreichen sowie aufgrund ihrer neu konzipierten Gebläsesteuerung und ihrer Klimaregelung besonders sparsam (bis zu -4 Ampere) sind. Die 2,7 kg Gewichtsreduzierung ergeben sich unter anderem über optimierte Wandstärken verschiedener Anlagenteile, reduzierte Durchmesser der Druckleitungen, ein neues Befestigungskonzept und einen ebenfalls gewichtsoptimierten Hochleistungswärmeüberträger.

Neben zahlreichen kleineren Maßnahmen im Bereich der Sitze wurde insbesondere das Gewicht der Sitzlehne im Fond reduziert, um in der Summe bis zu 7 kg einzusparen. Erneut via Finite-Elemente-Methode (FEM) und hochfesten Stählen in Verbindung mit dem Laserschweißen konnten dabei sowohl die Wandstärken als auch die Profilgeometrie optimiert werden. Allein dadurch und den Einsatz leichterer Lehnenschlösser realisierten die Ingenieure eine Gewichtsersparnis von mehr als 15 Prozent.

Die Karosserie muss stabil sein, um optimale Sicherheit und höchsten Komfort gewährleisten zu können. Gleichwohl sollte sie in der Struktur schlank bleiben, damit das Gesamtfahrzeug leicht und effizient wird. Stabil und leicht - diese zwei Parameter in Einklang zu bringen, gehört nach wie vor zu den größten Herausforderungen der automobilen Welt. Volkswagen setzt auf die Synergien des Modularen Querbaukastens (MQB), einen neuartigen Umgang mit hochfesten Stählen und fortschrittliche Produktionsverfahren. 23 - ohne Mehrkosten - reduzierte Kilogramm Gewicht im Bereich der Karosseriestruktur, realisiert bei weiter gestiegenen Crash- und Steifigkeitsanforderungen sowie bei größeren Fahrzeugabmessungen, zeigen, dass dies funktioniert.

Neben der Jagd nach jedem Gramm und nach Effizenz, hat sich der Konzern für den neuen Golf auch intensiv den Sicherheits- und Komfortsystemen gewidmet. So gibt es in dem neuen Fahrzeug beispielsweise eine Multikollisionsbremse (serienmäßig) und einen proaktiven Insassenschutzsystem (PreCrash) sowie der Automatischen Distanzkontrolle ACC mit Front Assist und City-Notbremsfunktion, eine neue Progressivlenkung oder auch ein serienmäßiges Touchscreen mit Annäherungssensor. Auf diese Systeme geht die ATZonline-Redaktion in einem zweiten Teil zum neuen Golf näher ein.

Ganz detailliert wird die siebte Generation des Golf übrigens in einem ATZextra-Heft dargestellt. Das Sonderheft wird im November erscheinen.

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