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12.11.2013 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Komponenten im System: die Landmaschine ist mehr als die Summer ihrer Teile

verfasst von: Andreas Fuchs

5 Min. Lesedauer

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"Wer den Zugang zu innovativen Technologien beschränkt, schädigt sich selbst, seine Landwirtschaft, seine Hersteller und letztlich den Verbraucher am meisten", gab DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer bei der Eröffnung der Agritechnica zu bedenken. Auf die Frage nach dem Warum antwortete er: "Weil er sich von den Früchten internationaler Arbeitsteilung, vom anspornenden Wettbewerb um die beste Lösung abschneidet."

Den Zugang zu neuartiger Landtechnik konnten Interessierte seit vergangenem Freitag in Hannover bekommen. Zunächst bei der diesjährigen Tagung Land.Technik des VDI, zu der mehr als 1000 Teilnehmer auf das Messegelände gekommen sind, und im Anschluss an die Tagung bei der noch bis zum 16. November stattfindenden Landtechnikmesse Agritechnica. Für die Messe konnten bereits Rekordbeteiligungen gemeldet werden.

Traditionell findet alle zwei Jahre als Auftaktveranstaltung der international wichtigsten Landtechnikmesse Agritechnica die VDI-Tagung Land.Technik am Freitag und Samstag vor Messebeginn statt. Die diesjährige englischsprachige Tagung stand unter dem Motto "Components and Systems for Better Solutions". Viele Vorträge in der viergleisigen Veranstaltung widmeten sich dementsprechend diesem zentralen Thema. Dass die Landmaschine dabei mehr als die Summe ihrer Teile ist, wurde nicht nur in den Vorträgen deutlich, sondern auch in den vielen Gesprächen in den Tagungspausen. Aufgrund des großen Zuspruchs an einzelnen Vorträgen kamen teilweise nicht alle interessierten Teilnehmer in den jeweiligen Räumen unter. Auch dass Anmeldungen aufgrund des großen Zuspruchs nicht angenommen werden konnten, war zu vernehmen. Für die nächste Veranstaltung in zwei Jahren muss man sich daher von Seite der Organisatoren überlegen, wie diese Probleme gelöst werden können.

2900 Aussteller aus 47 Ländern

Auch die noch bis Samstag in Hannover stattfindende Weltleitmesse für Landtechnik Agritechnica meldet gleich zum Auftakt neue Rekorde: "Mit rund 2900 Ausstellern aus 47 Ländern kann der Veranstalter DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) eine erneute Steigerung bei den Ausstellerzahlen verzeichnen", verkündete Dr. Reinhard Grandke, Hauptgeschäftsführer der DLG, auf der internationalen DLG-/VDMA-Pressekonferenz zur Agritechnica, die am gestrigen Montag, 11. November 2013 auf dem Messegelände stattgefundenen hat. Die Ausstellerzahlen konnten somit um rund sieben Prozent gegenüber der Veranstaltung im Jahr 2011 gesteigert werden. Gleichzeitig hat die Ausstellungsfläche um rund elf Prozent auf gut 42 Hektar zugenommen. Allerdings zeigten sich Aussteller in der in diesem Jahr belegten Halle 1 in Gesprächen mit der Redaktion unzufrieden mit ihrer Platzierung, da diese Halle abseits der großen Besucherströme liegt. Auch hier muss daher überlegt werden, wie man die Interessen der Aussteller und des Veranstalter "unter einen Hut" bekommt.

Effizienz steigern und Ressourcen schonen

Nach heutigen Schätzungen müssen im Jahr 2050 rund neun Milliarden Menschen ernährt werden. "Gleichzeitig steigt der Bedarf an agrarischen Rohstoffen für die Energieerzeugung. Dies sind große Herausforderungen, denen sich die Landwirte stellen müssen", berichtet Grandke ebenso auf der Pressekonferenz. Daher muss die Produktionseffizienz weltweit weiter gesteigert werden. Gerade im Pflanzenbau sind hierfür große Potenziale vorhanden, insbesondere durch weiterentwickelte Elektronik und neue Dimensionen in der Maschinenleistung. "So ermöglicht zum Beispiel", laut Grandke, "das Smart Farming erhebliche Veränderungen in der Betriebsorganisation und in der Produktionstechnik. Gleichzeitig kann mit innovativer Technik die Rohstofferzeugung noch Ressourcen schonender und umweltfreundlicher stattfinden."

Ganzheitlicher Ansatz für Effizienzsteigerung

Professor Dr.-Ing. Till Meinel, Geschäftsführender Institutsdirektor am Institut für Landmaschinentechnik und Regenerative Energien der Fachhochschule Köln, widmete seinen Vortrag auf der Pressekonferenz ebenfalls der Ressourceneffizienz. "Das Thema Dieseleffizienz wurde schon in den letzten Jahren stark in den Vordergrund gerückt und spielt auch auf der diesjährigen Agritechnica wieder eine dominierende Rolle", berichtet Meinel. "Aktuelle Erkenntnisse aus landwirtschaftlicher sowie landtechnischer Praxis und Forschung lassen dabei erkennen, dass die weitere Optimierung des Verbrennungsmotors allein nicht zu substanziellen Dieseleffizienzsteigerungen führen wird. Hierzu ist vielmehr ein ganzheitlicher Ansatz notwendig."

Turbofarmer 40.7 Hybrid

So ist der mit einer Goldmedaille auf der Agritechnica ausgezeichnete Hybridtelehandler Turbofarmer 40.7 Hybrid von Merlo für Professor Meinel "ein wunderbares Beispiel für eine gelungene Prozessoptimierung des Antriebsstranges". Mit diesem Telehandler wird erstmalig in der Landwirtschaft ein plug-in-hybrid-elektrisches Fahrzeug angeboten, bei dem der Antrieb wahlweise elektrisch oder dieselelektrisch erfolgt. Im elektrischen Modus wird der Lader dabei durch die 30-kWh-Lithiumbatterie mit Energie versorgt. Hierdurch arbeitet die Maschine leise und emissionsfrei und kann somit auch in geschlossenen Gebäuden eingesetzt werden. Im Hybridmodus liefert der mit konstanter Drehzahl arbeitende Dieselmotor die Energie für den Fahrantrieb und lädt gleichzeitig die Batterie. "Das in dieser Maschine umgesetzte elektrohybride System ermöglicht nach Herstellerangaben eine reduzierte Antriebsleistung des Dieselmotors von =100 kW auf 56 kW und je nach Arbeitszyklus eine Steigerung der Dieseleffizienz bis 30 Prozent", berichtet Meinel.

CLAAS-Software Implement-Controls-Tractor-System

Die Optimierung des Systems Traktor/Arbeitsmaschine hilft ebenfalls, die Energieeffizienz zu erhöhen. So optimiert das von CLAAS vorgestellte und mit Agritechnica-Silber ausgezeichnete ICT-System (Implement Controls Tractor) sowohl Arbeitsprozesse als auch die Leistung von Traktor-Maschine-Kombinationen. Die Software verwendet dabei die Einsatzparameter einer angebauten Landmaschine, um den Zugtraktor zu steuern. Das System kommt erstmals in einer Quaderballen-Traktor-Kombination zum Einsatz und ermöglicht es hier, über eine automatische Fahrgeschwindigkeitsregelung die Presse permanent im Leistungsoptimum zu fahren. Dabei kann zwischen den Arbeitsmodi "maximale Leistung" und "maximale Ballenqualität" gewählt werden. Durch die Überwachung der Arbeitsaggregate Pickup, Knoter, Schneidrotor und Raffer in der Presse wird eine spürbare Fahrerentlastung erzielt. Die automatische Regelung der Fahrgeschwindigkeit auf das Leistungsoptimum führt zu Leistungsverbesserungen der Maschinenkombination und damit zu Kosteneinsparungen.

Schaltbares Zapfwellengetriebe

Auf der Messe wird von Same Deutz Fahr auch erstmalig ein unter Last schaltbares Zapfwellengetriebe gezeigt. So kann zwischen der Nenn- und der Eco-Zapfwellendrehzahl je nach Motorauslastung automatisch umgeschaltet werden. Besonders bei wechselnden Einsatzbedingungen werden das Einsatzspektrum der kraftstoffsparenden Eco-Zapfwellendrehzahl erweitert und Betriebsinstabilitäten vermieden. Dieses Getriebe wurde ebenfalls mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.

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