Der Weg zur Vision vom unfallfreien Straßenverkehr ist steiniger, als bislang angenommen. Dies wurde anlässlich der Fachtagung crash.tech des TÜV Süd deutlich, die gestern, Dienstag, 8. April, in München begonnen hat.
Selbst die Frage, ob sich - wie von der Europäischen Union (EU) angestrebt - die Zahl der Verkehrstoten bis 2050 auf Null reduzieren lässt, beurteilen Fachleute skeptisch. Dies liegt weniger an technischen und rechtlichen Hürden als an der Komplexität der Aufgabe.
Zwar werden Unfälle durch die Einführung neuer Fahrerassistenzsysteme zunehmend vermieden oder zumindest in ihrer Schwere reduziert. Dennoch betonte Professor Rodolfo Schöneburg, Direktor in der Sicherheitsentwicklung bei Daimler, dass automatisiertes oder gar autonomes Fahren nicht gleichbedeutend mit unfallfreiem Fahren ist. Der Grund dafür liegt darin, dass die Randbedingungen, um einen Unfall zu vermeiden, nicht immer gegeben sind.
Als Beispiele für solche Randbedingungen nannte Schöneburg das zur Verfügung stehende Zeitfenster für die technischen Systeme, um auf eine gefährliche Situation reagieren zu können, aber auch den Grip der Reifen oder schlicht die Verfügbarkeit von Freiraum zum Ausweichen. Schöneburg betonte: "Wenn diese Randbedingungen nicht erfüllt sind, sind auch beim automatisierten Fahren Unfälle möglich."
Dies ist ein maßgeblicher Grund dafür, dass die Branche trotz aller Fortschritte rund um die Einführung von Fahrerassistenzsystemen sowie Systemen zur Unfallvermeidung auch in Zukunft nicht auf Maßnahmen zur passiven Sicherheit verzichten kann. Schöneburg erklärte dazu: "Insassen- und Partnerschutzsysteme werden auf noch nicht absehbare Zeit wesentliche Elemente der Verkehrssicherheit sein". Deshalb werde auch der Stellenwert realer Crashtests trotz aller Fortschritte in der Simulationstechnik bestehen bleiben.
Die damit verbundene Feststellung, dass Dummies auch in Zukunft nicht arbeitslos werden, war indes nur ein Aspekt der zweitägigen Fachtagung, die in diesem Jahr zum 12. Mal stattfand.