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22.04.2001 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

VW-Visionen mobiler Kommunikation im Auto

verfasst von: Thomas Jungmann

4 Min. Lesedauer

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Die Volkswagen AG präsentiert auf der Hannover Messe vom 23. bis zum 28. April 2001 ihre Forschungsergebnisse auf den Gebieten rund um Service, Information und Unterhaltung im Automobil zum Anfassen. Unter dem Arbeitstitel "Volkswagen Car Multimedia" gelang es einem interdisziplinären VW-Team, Multimedia und Internet, den elektronischen Organizer PDA (Personal Digital Assistant) und PC in die Automobil-Studie Passat CM² (Car Multimedia (Foto)) zu integrieren. Der so genannte netconnect-Passat kommuniziert per Bluetooth-Standards und Mobilfunk-Technologie mit dem eigenen "intelligenten Haus". Dieses "inHaus" entstand in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut, Duisburg, und zahlreichen Wirtschaftsunternehmen. Ferner erlaubt ein Seat Alhambra, der mit dem digitalen Fernsehen DVB-T (Digital Video Broadcasting Terrestrial) ausgestattet ist, Zugriff auf Online-Medien-Dienste und TV-Programme im Fahrzeug.

"Bei unseren aktuellen Bestrebungen geht es uns um eine ganzheitliche Bearbeitung des Themas Multimedia, um es in ein Fahrzeugkonzept einzubauen," schickt Dr. Ulrich Eichhorn, Leiter der Volkswagen Forschung, voraus. Das Fahrzeug ist dabei sowohl Sende- als auch Empfangsmedium für Online-Dienste und verbindet den Fahrer unterwegs mit dem Büro oder seinem Heim. "Er ist künftig in der Lage, sich bequem von zu Hause aus Informationen über den verbleibenden Treibstoff im Tank zu verschaffen, oder umgekehrt, kann er während der Fahrt prüfen, ob das Bügeleisen wirklich aus ist", verdeutlicht Eichhorn die Möglichkeiten des Passat CM². "Darüber hinaus können beispielsweise Reiserouten am heimischen PC ausgearbeitet, über PDA ins Auto übertragen und schließlich mobil genutzt werden." Das gesamte System des CM² bietet laut VW-Angaben über 100 innovative Funktionen, deren Entwicklungsziele in der Reihenfolge ihrer Bedeutung Sicherheit und Information, Komfort und dann Unterhaltung heißen.

Zur Ausstattung im Fahrzeuginneren gehören neben einem Zentral- und einem Diagnosedisplay ein Infrarot-Keyboard sowie ein Beifahrer- und Passagier-Entertainment-Display. Moderne Consumer-Elektronik wie Bord-PC ist im Multimedia-System mit Audio- und Telefon-, Navigationssystem und speziellen Internet-Diensten vernetzt. Sehr interessant erscheint zudem das Vorhaben, die Erstellung von E-Mails per Spracheingabe zu ermöglichen. Der Ablenkungsgrad für den Fahrer selbst während der Fahrt wäre recht gering. Wenn die Einbindung von Digital Video (DVB-T) und Digital Radio (DAB) in naher Zukunft realisiert ist, werden alle Übertragungen vom und zum Fahrzeug digital und drahtlos geschehen. Die Kommunikation zwischen Mobiltelefon und Fahrzeug wird aus Gründen der Datensicherheit über die Volkswagen-Dienstzentrale (VW-Internet-Portal) abgewickelt. Sie stellt, vergleichbar mit einem Provider, Daten und Dienste via Internet zur Verfügung. Damit soll auch erreicht werden, dass Hackern jeglicher Zugang zum Pkw versagt bleibt. Die Frage nach dem Betriebssystem, das in erster Linie sehr robust und sicher aber auch erschwinglich sein muss, ist zurzeit noch nicht beantwortet. Als aussichtsreichen Kandidaten nennt VW unter anderem WindowsCE.

Die Besonderheit des Prototypen "inHaus-netconnect-Passat" besteht darin, dass das Fahrzeug multimedial mit dem eigenen Haus vernetzt ist. "Zukünftig wird die Kommunikation im Auto genau so wichtig sein wie heute die Internet-Anbindung beim Computer", sagt Dr. Will Specks, Leiter der Elektronikforschung. Sämtliche Entwicklungen laufen im Rahmen des Projektes "Innovationszentrum Intelligentes Haus". Die Kommunikation zwischen Haus und Automobil ist über zwei Wege möglich: Die Bluetooth-Verbindung als neuer Standard zur drahtlosen Kommunikation wird für kurze Entfernungen eingesetzt. Mobilfunk regelt den verbleibenden Datentransfer über größere Weiten. Die Bluetooth-Anbindungen setzen sich aus einer externen und einer internen zusammen. Die externe funktioniert in einem Umkreis von etwa zehn Metern und regelt über PDA, das Handy oder das Haus zum Beispiel die Synchronisation der Daten des Heim-PC wie Navigationsdateien oder Termine. Die interne Bluetooth-Schnittstelle kommt innerhalb des netconnect-Passat zum Einsatz, indem sie Komponenten wie PC und PDA, Keyboard und Telefon drahtlos miteinander verbindet. Wenn das Fahrzeug beispielsweise ohne Zustimmung des Fahrers bewegt wird, erfolgt sofort eine Benachrichtigung des Fahrers über Bluetooth und Mobilfunk in Form einer SMS. Im Gegenzug ist eine Fernüberwachung des Hauses im Fahrzeug möglich. Eine entsprechende Meldung erfolgt direkt, wenn ein gewaltsames Öffnen der Haustür registriert wird.

Schließlich präsentiert der Alhambra in Hannover seinen Mitreisenden ein breites Angebot an Unterhaltung und Informationen. Während der Fahrt sind Infos per Mediendienst wie zur Verkehrs- oder Börsenlage sowie TV-Programme zu empfangen. Im Hinblick auf zukünftige Anwendungen beispielsweise in Hochgeschwindigkeitszügen werden mit Hilfe von DVB-T erstklassige Übertragungsqualitäten von Fernsehprogrammen bis zu einer Reisegeschwindigkeit von 400 km/h als realistisch bezeichnet. Bei allen Innovationen, die auf der Messe Hannover vorgestellt werden, legt das Wolfsburger Unternehmen großen Wert darauf, dass die Forschungsergebnisse als Dienste für Fahrer und Fahrgäste gedacht sind und als solche jederzeit abgeschaltet werden können. Der Fahrer soll natürlich die Möglichkeit haben, ständig zu wissen, wo sich sein Fahrzeug gerade befindet, nicht aber anderen Instrumente liefern, ihn selbst, wie George Orwell heute sicherlich schreiben würde, "multimedial auszuspionieren".

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