Connected Cars können ein Sicherheitsrisiko sein.
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In fünf Jahren könnte bereits jedes fünfte Auto vernetzt sein. Dadurch steigt auch das Bewusstsein für mögliche Cybergefahren. Die Internet-Industrie bemängelt Schwächen beim Umgang mit Zugangsdaten, Apps, Updates und Datenverbindungen.
Die Digitalisierung und Vernetzung der Autowelt entwickelt sich mit schnellen Schritten: Bis 2020 wird es laut den Marktforschern von Gartner bereits etwa 250 Millionen vernetze Autos geben. Gleichzeitig soll laut einem aktuellen Report von eco - Verband der deutschen Internetwirtschaft auch das Bewusstsein für mögliche Sicherheitsrisiken bei vernetzten Autos ansteigen. So sind knapp ein Drittel (31 Prozent) der befragten IT-Experten davon überzeugt, dass das vernetzte Auto in Zukunft für weniger Sicherheit auf deutschen Straßen sorgen wird. Nur 14 Prozent gehen von einem Mehr an Sicherheit aus.
Connected Car: Türöffner für Cybergefahren
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Verschiedene Sicherheitsrisiken bei vernetzten Autos hat eine Studie von Kaspersky Lab und IAB identifiziert. Demnach gibt es vor allem Schwächen beim Umgang mit Zugangsdaten sowie bei Apps, Updates und Verbindungen. Über Funktionen wie "automatischer Notruf" können Diebe laut Oliver Dehning, Leiter der eco-Kompetenzgruppe Sicherheit, beispielsweise Kenntnis über den Standort und Zustand des Fahrzeugs erlangen. Das könne ausgenutzt werden, um ein Auto gezielt zu stehlen.
Erst Anfang des Jahres haben ADAC-Experten eine Sicherheitslücke bei BMW-Pkw mit dem System Connected Drive festgestellt. Diese führe unter anderem dazu, dass die Autos über Mobilfunk von außen geöffnet werden können. Mit einer neuen Konfiguration habe BMW die Schwachstelle aber nach eigenen Angaben behoben. Alle über Funk angesteuerten Bereiche (Türschlösser, Wegfahrsperre) bieten laut Dehning eine Angriffsfläche, die gleichfalls von einem Dieb genutzt werden kann. Vernetzte Fahrzeuge könnten der Türöffner für dieselben Cybergefahren werden, wie sie schon lange für PCs und Smartphones bekannt sind.
Datenhoheit nicht verlieren
Der eco-Sicherheitsexperte Dehning rät daher zu mehr Datenschutz, zukunftsfähigen Sicherheitskonzepten und einheitlichen Sicherheitsstandards: "Dementsprechend sollten sicherheitsrelevante Fahrzeugelemente, wie Motorsteuerung, Bremse, ABS und Airbags, weitgehend getrennt bleiben von IT-Systemen, wie Navigation, Telefon und Smartphone-Anbindung - sodass keine Smartphone-App beispielsweise den Motor ausschalten kann." Zudem plädiert Dehning dafür, dass Informationen aus vernetzten Fahrzeugen nur mit ausdrücklicher Einwilligung des Nutzers übermittelt werden dürfen. Ein Forderung, die auch von Experten des Goslar-Instituts kommt: Sie sprechen sich ebenfalls dafür aus, dass Deutschlands Autofahrer die Datenhoheit in ihrem Fahrzeug nicht verlieren dürfen. Sie müssten entscheiden können, was mit den Daten geschieht, die von ihrer Autoelektronik erhoben werden.
Aber auch die Verkehrssicherheit wird im Zuge der Vernetzung immer wichtiger: So gehen 80 Prozent der im Rahmen der Trendanalyse "Vernetztes Fahrzeug 2015" von MBtech befragten Experten davon aus, dass sich die Standards bei der Verkehrssicherheit verschärfen werden.
Digitale Autowelt
Gleichzeitig schreitet die technische Entwicklung mit großen Schritten voran. So ist das Forschungsfahrzeug Audi A7 Piloted Driving Concept Anfang des Jahres rund 900 Kilometer automatisiert von Stanford nach Las Vegas zur CES gefahren. Und Porsche bietet seit Kurzem die Vernetzung seiner Fahrzeuge mit der Apple Watch an. Damit kann der Fahrer per Smartwatch auf Funktionen von Porsche Car Connect zugreifen, ohne das iPhone in die Hand zu nehmen. Auch BMW-Fahrer des i3 und i8 können über Apples Smartwatch ihre Fahrzeuge ver- und entriegeln oder den Ladestand abfragen. Die BMW-Tochter Mini hat zudem eine Augmented-Reality-Brille entwickelt. Die vernetzte Datenbrille zeigt Informationen - wie zum Beispiel Navigationspfeile auf dem Asphalt oder Pfeile zu freien Parkplätzen - im direkten Sichtfeld des Fahrers an.
Mobilfunkstandard 5G soll um 2020 starten
Zudem arbeiten Forscher und Entwickler bereits mit Hochdruck am Mobilfunkstandard 5G, dem Nachfolgestandard von LTE. "Um das Jahr 2020 werden wir 5G nutzen können. Es wird die Basisinfrastruktur für die intelligenten Netze der Zukunft sein: für Anwendungen rund um Smart Citys, e-Health, Verkehrstelematik und Entertainment", sagt Johannes Weicksel, Mobilfunkexperte beim Hightech-Verband Bitkom. Über 10 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) sollen mit 5G übertragen werden können. Standard sollen rund 100 Mbit/s werden. Derzeit gelten Übertragungsraten von 50 Mbit/s selbst im Festnetz als sehr schnell.
Die hohen Durchsätze werden auch gebraucht. Der mobile Datenverkehr soll in den kommenden Jahren auf ein Vielfaches im Vergleich zu heute steigen, prognostiziert der Branchenverband Bitkom. Je nach Schätzung weltweit werden 50 bis 100 Milliarden Geräte über das Mobilkommunikationsnetz angebunden werden: Smartphones, Tablet Computer, Wearables, Autos, Elektrogeräte etc. Dabei ist sicher: Innovationen wie der Mobilfunkstandard 5G werden die Digitalisierung und Vernetzung weiter vorantreiben.