Skip to main content

11.03.2025 | Automobilproduktion | Im Fokus | Online-Artikel

Warum es bei Tesla kriselt

verfasst von: dpa, Christiane Köllner

4 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Der Verkauf von Tesla-Autos in Deutschland schwächelt. Auch in China sind die Neuzulassungen eingebrochen. Experten nennen mögliche Gründe. 

Deutsche Autokäufer halten weiter Abstand von Elektroautos des US-Herstellers Tesla. Der Absatz von Neuwagen des von Tech-Milliardär Elon Musk geführten Unternehmens ging in Deutschland im Februar erneut deutlich zurück – und das, obwohl insgesamt deutlich mehr Elektroautos auf die Straßen gekommen sind. Wie aus Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes hervorgeht, wurden 76,3 % weniger Teslas neu zugelassen als im Vorjahresmonat. 

In Summe waren es 1.429 Wagen des US-Elektroautobauers, die auf deutsche Straßen kamen. Im Januar waren die Tesla-Neuzulassungen bereits um fast 60 % im Vergleich zum Vorjahresmonat zurückgegangen. Über alle Marken hinweg legte der Absatz batteriebetriebener Pkw (BEV) im Vergleich zum Februar 2024 um 30,8 % auf 35.949 Autos zu.

2024 war für Tesla kein gutes Jahr in Deutschland

Schon im vergangenen Jahr hatte bei Stromern keine andere Marke so stark an Absatz eingebüßt wie Tesla, das sein europaweit einziges Werk in Grünheide bei Berlin hat. Die Neuzulassungen sackten KBA-Daten zufolge um gut 26.000 auf knapp 38.000 ab. Das entsprach einem Marktanteil von 9,9 %. Dadurch rutschte die Firma vom zweiten auf den dritten Platz im deutschen BEV-Markt ab. Noch 2022 hatte sie an der Spitze gestanden.

Wird Musks Einsatz für Trump zum Imageproblem für Tesla?

Experten erklärten die Schwäche des Autobauers zuletzt unter anderem mit einem Imageproblem, das auch auf Mehrheitseigner Musk und dessen politisches Engagement zurückgehe. Musk unterstützt US-Präsident Donald Trump. Kritiker von Tesla verweisen unterdessen auf eine alternde Modellpalette des Branchen-Vorreiters, bei dem zuletzt mit dem Elektro-Pickup Cybertruck nur ein Nischen-Modell hinzukam. Ein weiterer Grund für die Kauf-Zurückhaltung könnte sein, dass mögliche Kunden auf die Einführung des überarbeiteten Model Y warteten. Ein Facelift des in China, Deutschland und den USA gebauten SUV kommt nun in den Handel.

Dazu kommt: Tesla wird offenbar den eigenen Qualitätsansprüchen nicht gerecht. Jüngst hatte es immer wieder Berichte von Tesla-Fahrern gegeben, die über Probleme mit ihren Fahrzeugen klagten. Eine Umfrage unter Tesla-Fahrern deckte teils gravierende Fahrzeugmängel auf. 

Wettbewerb in China

Doch auch der gewachsene Wettbewerb in China ist für Tesla eine Herausforderung: So drängen chinesische Anbieter von Elektroautos derzeit mit günstigen Fahrzeugen massiv in den Markt. Marken wie BYD, Li Auto oder Xpeng gewinnen in ihrem Heimatmarkt rasant Marktanteile und setzen Tesla damit unter Druck. Laut Daten des chinesischen Branchenverbands China Passenger Car Association (CPCA) verkaufte Tesla in China im Februar 2025 nur 30.688 Fahrzeuge, ein Rückgang von 49,2 % im Vergleich zu den 60.365 Fahrzeugen im Februar des Vorjahres. Insgesamt stieg jedoch der Absatz an New Energy Vehicles im Februar in China weiter an.

In Europa ist die Entwicklung vergleichbar. Nach Angaben des europäischen Herstellerverbands Acea gingen die Neuzulassungen von Tesla-Elektroautos in der Europäischen Union (EU) im Januar 2025 im Vergleich zum selben Zeitraum im vergangenen Jahr um die Hälfte auf 7.517 Autos zurück. Auch weltweit verzeichnete Tesla 2024 einen sinkenden Absatz im Vergleich zum Vorjahr. Laut Statista fiel er um knapp 1,1 % auf insgesamt rund 1,79 Millionen Fahrzeuge. 

Tesla beantragt Fahrdienst-Lizenz in Kalifornien

Musk selbst spricht davon, dass er Tesla "zwischen zwei Wachstumswellen" sehe und verkündete, dass die Zukunft von Tesla im autonomen Fahren liege. So hat Tesla kürzlich im US-Bundesstaat Kalifornien die Genehmigung für den Betrieb eines Fahrdiensts beantragt. Musk spricht schon lange davon, dass zumindest neuere Fahrzeuge von ihren Besitzern losgeschickt werden könnten, um Geld als Robotaxis zu verdienen. Im Oktober stellte der Tesla-Chef ein Fahrzeug mit dem Namen "Cybercab" ohne Lenkrad und Pedale vor. Es solle 2026 in die Produktion gehen, kündigte er an.

Streit um richtige Technik

Musk verspricht schon lange, dass alle Teslas autonom fahren werden. Bisher braucht auch die fortgeschrittene Version von Teslas "Autopilot"-System mit dem Beinamen "Full Self-Driving" (FSD, komplett selbstfahrend) menschliche Aufsicht. Die Google-Schwesterfirma Waymo bietet unterdessen Robotaxi-Dienste ohne Menschen am Steuer in mehreren US-Städten an.

Zudem steht weiter die Frage im Raum, wie verlässlich Teslas Technologie zum autonomen Fahren ist. Anders als ein Großteil der Branche beharrt Musk darauf, dass autonomes Fahren nur mit Kameras möglich ist – ohne die teureren Lidar-Sensoren, auf die unter anderem Waymo setzt. Funktioniert das, hätte Tesla einen enormen Kostenvorteil. Doch Experten befürchten Abschläge bei der Sicherheit, denn Lidar tastet die Umgebung der Fahrzeuge ab, wie es Kameras nicht vermögen. Musk hingegen bekräftigte Ende Januar seine Position: "Menschen fahren, ohne Laserstrahlen aus ihren Augen herauszuschießen." Bei der aktuellen Version des Tesla-Systems müssen die Fahrer Medienberichten zufolge oft eingreifen.

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren

21.02.2025 | Unternehmen + Institutionen | Schlagzeile | Nachrichten

Steigt Tesla bei Nissan ein?

16.12.2024 | Automobilproduktion | Interview | Online-Artikel

"Unboxing reduziert Produktionsschritte"

26.01.2023 | Automobilwirtschaft | Kommentar | Online-Artikel

Tesla im Stresstest