Fertigung als Dienst auf Abruf: Manufacturing-as-a-Service (MaaS) hat das Potenzial, die Produktionslandschaft nachhaltig zu verändern. Was hinter MaaS steckt, erläutern wir kompakt im Überblick.
Manufacturing as a Service (MaaS) meint die gemeinsame Nutzung vernetzter Produktionsanlagen und Fertigungsinfrastrukturen zur Herstellung von Waren. MaaS ist eine Industrie-4.0-Leitidee, bei der die Güterproduktion als Dienst angeboten wird. Grundlage dafür ist die Echtzeit-Kommunikation zwischen Maschinen, kostengünstige Cloud-Ressourcen und schnelles Internet. Gefertigt wird bedarfsorientiert.
Das Paradigma des MaaS entsteht laut der Springer-Autoren um Juan Antonio Torrecilla-García durch die Digitalisierung von Fertigungsprozessen, die Individualisierung von Produkten und die Anpassung der Fertigungsprozesse an die Bedürfnisse der Kunden, wie im Kapitel IoT as an Enabler of Emergent Manufacturing-as-Service Business Model in the Precision Electronics Components Industry: The Exploratory Case Study of Two European Companies (Seite 420) des Buchs IoT and Data Science in Engineering Management beschrieben wird.
Mehr Flexibilität: Gemeinsame Nutzung vernetzter Infrastruktur
Für Torrecilla-García et al. stellt MaaS einen evolutionären Schritt dar, bei dem die traditionellen Strukturen keine zentralisierten Produktionsanlagen erforderten und die verteilte Fertigung die Nutzung neuer Fertigungsmodelle und -technologien fördere. In der Folge helfe MaaS bei der Einführung einer verteilten Fertigung und ermöglicht so eine Produktion auf Abruf. Außerdem könne es Servitization- und Customization-Prozesse innerhalb der neuen, offeneren und flexibleren Geschäftsmodelle anstoßen.
MaaS soll eine Reihe von Chancen bieten. Wohl größter Vorteil von MaaS aus Sicht der Unternehmen ist die Flexibilität. Diese können bei Bedarf auf Fertigungseinrichtungen und Produktionsanlagen zugreifen, ohne in eigene Ausrüstung, Arbeitskräfte und Infrastruktur zu investieren. Durch die Auslagerung der Produktion an spezialisierte Anbieter können Unternehmen Kosten einsparen, etwa Kapitalinvestitionen oder Arbeits- sowie Energiekosten.
Größere Tragweite von Cyberangriffen
Gleichzeitig haben Unternehmen die Möglichkeit auf neueste Technologien und Maschinen, Fachwissen und qualifizierte Techniker der MaaS-Anbieter zuzugreifen. Durch MaaS kann ferner das Risiko von Überbeständen, veralteter Waren und die Lagerhaltung vieler unterschiedlicher Bauteile verringert werden, was Abfall sowie Kosten spart und die Nachhaltigkeit verbessern soll. MaaS bietet auch Vorteile in Bezug auf das Risikomanagement und Markteinführungszeit. Mit der Produktion verbundene Risiken lassen sich reduzieren, wie zum Beispiel Geräteausfälle, Probleme bei der Qualitätskontrolle und Unterbrechungen der Lieferkette.
Doch muss MaaS birgt auch Herausforderungen. Vernetzte Industrieanlagen können in das Blickfeld von Hackern geraten. Cybersicherheit hat daher für jede erfolgreiche Industrie-4.0-Strategie hohe Priorität, wie die Dirk Loomans und Marko Vogel im Artikel Cybersicherheit in Industrieanlagen (Seite 29) aus Digitale Welt 1-2021 beschreiben. Durch die gegenseitige Verbindung werde ein Cyberangriff von innen oder außen erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Lieferkette und gleichzeitig einen großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit von Unternehmen haben. Weitere Herausforderungen liegen im Kundenkontakt und in der Abhängigkeit von MaaS-Betreibern sowie in Wettbewerbsfaktoren oder der Know-how-Konzentration.