Chinas Automarken drängen verstärkt auf den Weltmarkt. Dafür wird die heimische Automobilproduktion ausgebaut. Eine Studie zeigt jetzt, wo welcher Hersteller in China fertigt.
Geely-Automobilfabrik in Linhai City, Provinz Zhejiang, China: Geely ist einer der größten chinesischen Autohersteller.
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Eine aktuelle Analyse des Beratungsunternehmens ANP Management Consulting hat die Struktur der chinesischen Automobilindustrie und die Produktionskapazitäten chinesischer Automobilhersteller analysiert. Die Untersuchung macht eine auffällige Konzentration und regionale Verteilung der Fertigungsanlagen in China deutlich.
"Unsere Analyse zeigt deutlich die Komplexität und Dynamik des chinesischen Automobilmarktes. Die massiven Überkapazitäten, gepaart mit der starken regionalen Konzentration, stellen die Industrie vor enorme Herausforderungen. Gleichzeitig bieten sie aber auch Chancen für eine globale Expansion und technologische Innovation. Wir beobachten, dass chinesische Hersteller diese Kapazitäten zunehmend nutzen, um ihre Präsenz auf internationalen Märkten auszubauen und in Zukunftstechnologien zu investieren", fassen Diplom-Ökonom Peter Nagel, geschäftsführender Gesellschafter von ANP, und Bi Lei, Leiter des ANP-Analyse-Teams in China, die Ergebnisse zusammen. Die kommenden Jahre seien entscheidend für die Neuordnung der globalen Automobilindustrie, und China werde dabei eine Schlüsselrolle spielen, so die Analysten.
Zunehmende Reife der chinesischen Autoindustrie
Die Studie kommt zu folgenden Kernaussagen und zeigt klare Muster in der industriellen Konzentration und regionalen Verteilung der Produktionskapazitäten:
- Konzentration der Produktion: Die 15 führenden OEMs in China betreiben 60 % (102 von 171) aller Automobilwerke, was auf eine signifikante Marktkonzentration hindeute.
- Regionale Verteilung: Die Provinzen Guangdong, Jiangsu und Zhejiang dominieren mit 32,5 % aller Anlagen die Produktionslandschaft, gefolgt von zentralen Provinzen. Westliche und nördliche Regionen seien weniger stark vertreten.
- Kapazitätsverteilung: Die durchschnittliche Produktionskapazität liegt bei 173.620 Einheiten pro Werk, mit einem Median von 150.000 Einheiten.
- Marktführer im Wandel: Während traditionelle Hersteller wie Great Wall Motors (14 Werke) und Geely Auto (13 Werke) die Liste der Produktionsstätten anführen, gewinnen Elektrofahrzeughersteller wie BYD (8 Werke) rasch an Bedeutung. BYD hat kürzlich Tesla als weltweit größten Hersteller von Elektrofahrzeugen überholt und plant weitere Kapazitätserweiterungen.
- Korrelation: Es besteht eine starke positive Korrelation (0,89) zwischen der Anzahl der Fabriken und der Gesamtproduktionskapazität eines Herstellers. Dies deute darauf hin, dass Hersteller mit mehr Fabriken tendenziell über höhere Produktionskapazitäten verfügen, was die Skalierbarkeit der Produktionstätigkeit unterstreiche.
Chinesische Hersteller drängen auf globale Märkte
Gleichzeitig machen die Analysten in ihrer Studie folgende aktuelle Marktentwicklungen und Herausforderungen aus:
- Exportboom: Chinesische Automobilhersteller hätten ihre Exporte im Jahr 2023 auf fast 5 Mio. Fahrzeuge erhöht, so die Analysten. Diese Entwicklung trage dazu bei, die bestehenden Überkapazitäten teilweise zu kompensieren.
- Preiskampf: Der intensive Wettbewerb und die bestehenden Überkapazitäten hätten der Studie zufolge bei NEV/BEV zu einem aggressiven Preiskampf geführt. Mehrere Hersteller, darunter Tesla und Xpeng, hätten ihre Preise in China erheblich gesenkt.
- Konsolidierung: Der Markt soll eine intensive Phase der Konsolidierung durchlaufen. Kleinere und weniger effiziente Automobilhersteller sollen laut Studie in diesem Marktumfeld nicht überleben.
- Technologischer Wandel: Die rasante Entwicklung in Bereichen wie autonomes Fahren, Konnektivität und alternative Antriebe erfordere kontinuierliche Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie die Modernisierung von Produktionsanlagen.
- Globale Expansion: Chinesische Hersteller würden zunehmend auf internationale Märkte drängen, insbesondere nach Europa und Südostasien. Dies könnte zu Spannungen mit etablierten globalen Automobilherstellern führen.
Die 15 führenden OEMs in China betreiben 60 % aller Automobilwerke.
ANP Management Consulting GmbH