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19.03.2025 | Automobilwirtschaft | Im Fokus | Online-Artikel

Auto-Krise hinterlässt Spuren auf dem Arbeitsmarkt

verfasst von: dpa, Christiane Köllner

3:30 Min. Lesedauer

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Was bedeutet die Auto-Krise für die Beschäftigten in Deutschland? 2024 gingen die Stellen laut einer Studie bereits zurück. Ein Experte rechnet mit weiteren deutlichen Einschnitten. 

Die Krise der Autoindustrie in Deutschland hinterlässt auch bei den Beschäftigten Spuren. Im vergangenen Jahr gingen fast 19.000 Stellen verloren, wie aus einer aktuellen Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervorgeht. Demnach waren Ende des vergangenen Jahres noch etwas mehr als 761.000 Menschen in der deutschen Autoindustrie beschäftigt. Ein Jahr zuvor seien es noch rund 780.000 gewesen.

Für die Studie hat EY nach eigenen Angaben aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts und der Agentur für Arbeit analysiert. Es seien in Deutschland tätige Betriebe ab einer Größe von 50 Mitarbeitern untersucht worden. 

"Die deutsche Automobilindustrie steckt in einer massiven und umfassenden Krise", sagte der EY-Autoexperte Constantin Gall laut Mitteilung. Die Probleme reichten von einer schwachen Nachfrage aufgrund der anhaltenden Konjunkturkrise über zu hohe Kosten bis hin zum teuren Nebeneinander von Verbrennern und Elektroautos. Insbesondere die Investitionen in Elektromobilität hätten hohe Summen verschlungen, ohne dass sich die gewünschten Markterfolge eingestellt hätten. Hinzu komme der wegbrechende chinesische Markt.

Deutsche Autobauer verlieren Marktanteile

Gleichzeitig spielen deutsche Autobauer auf dem Weltmarkt eine geringere Rolle als früher. Im vergangenen Jahr kamen noch 17,3 %der weltweit produzierten Autos vom VW-Konzern, BMW oder Mercedes-Benz, wie die "Automobilwoche" unter Berufung auf den Branchenverband VDA berichtet. Das sei der geringste Wert der vergangenen fünf Jahre. 2020 hatte der deutsche Marktanteil demnach bei 19,7 % gelegen. Ein Grund sei demnach, dass es mehr Konkurrenten auf dem wichtigen Automarkt China gibt. Eine Rolle spiele nach Branchenangaben auch, dass sich deutsche Hersteller aus dem russischen Markt zurückzogen. 

Der VDA erklärte in der "Automobilwoche", es sei normal, dass Marktanteile mit Modellzyklen schwankten. Der sinkende Anteil der Deutschen spiegele aber auch einen fundamentalen Wandel der Autoindustrie. "Dort, wo die deutschen Hersteller traditionell stark sind, wie etwa in Europa, wachsen die Anteile weniger dynamisch", sagte VDA-Volkswirt Manuel Kallweit. Er hob indes hervor, dass der Marktanteil deutscher Hersteller in den USA heute größer sei als vor einigen Jahren.

"Massiv an der Kostenschraube drehen"

Die Hersteller hätten es gerade mit einer Vielzahl an Herausforderungen zu tun und nur einige dieser Probleme könnten sie aus eigener Kraft lösen. "Daher werden wir in diesem Jahr sehen, dass die Autokonzerne massiv an der Kostenschraube drehen werden, um ihre Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Das wird unweigerlich zu deutlichen Einschnitten bei der Beschäftigung führen", sagte Gall. Der verhältnismäßig geringe Stellenabbau im vergangenen Jahr sei nur der Anfang eines schmerzhaften, aber unabwendbaren Schrumpfungsprozesses.

Produktionsverlagerungen in größerem Ausmaß in die USA oder nach China seien angesichts der jüngsten geopolitischen Entwicklungen durchaus wahrscheinlich. "Das würde den Stellenabbau hierzulande nochmals deutlich beschleunigen", sagte Branchenexperte Gall.

In den Unternehmen seien die Probleme aber inzwischen klar erkannt worden. Insofern bestehe durchaus Hoffnung, dass die Autohersteller mittelfristig wieder höhere Margen erzielen könnten. Mit Kostensenkungsmaßnahmen sei es allerdings nicht getan. 

"Für viele Zulieferer wird die Luft immer dünner"

Mit Blick auf die zuletzt sehr schwache Entwicklung der Zulieferer rechnete der Experte mit einem weiteren kräftigen Stellenabbau. "Für viele Zulieferer wird die Luft immer dünner, gerade der stockende Hochlauf der Elektromobilität belastet die Marge erheblich", so Gall.

Die Umsätze der Autoindustrie in Deutschland schrumpften der Studie zufolge im vergangenen Jahr um 5 %, nachdem sie in den drei Jahren zuvor stets gewachsen waren. 2024 lag der Umsatz demnach bei 536 Milliarden Euro.

Bedarf an Fachkräften hoch

Zuletzt haben zahlreiche bekannte Hersteller und Zulieferer aus Deutschland Sparprogramme angekündigt. Zigtausende Stellen sollen in der Summe in den nächsten Jahren wegfallen – sei es bei Herstellern wie Mercedes-Benz, Porsche oder der Volkswagen-Kernmarke VW. Oder bei Zulieferern wie Bosch, ZF, Schaeffler oder Continental.

Allerdings ist der Bedarf an Fachkräften in der Automobilindustrie wegen des Mobilitätswandels und neuer Technologien nach wie vor hoch. Wie das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in einer Studie ermittelt hat, seien in der deutschen Autobranche im Schnitt zwischen Juli 2023 und Juni 2024 rund 10.300 Stellen unbesetzt geblieben. Vor allem hoch qualifizierte Experten würden weiter gesucht.

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