Steigende Energie-, Rohstoff- und Produktionskosten machen den Automobilzulieferern zu schaffen. Zusätzlich erschweren Abhängigkeiten zu OEMs und Lieferanten das Geschäft.
Autozulieferer geraten aufgrund steigender Kosten zunehmend in Liquiditätsprobleme.
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Immer mehr Automobilzulieferer geraten in Liquiditätsprobleme. Wie eine aktuelle Horváth-Studie zeigt, haben drei Viertel der Unternehmen große Probleme, gestiegene Produktionskosten weiterzugeben. In 65 % der Firmen seien daher Kosteneffizienzprogramme gestartet beziehungsweise intensiviert worden, teilt Horváth nach Interviews mit weltweit über 30 CEOs und COOs der Supplier-Branche mit.
Zusätzlich würden Abhängigkeiten zu OEMs und Lieferanten das Geschäft erschweren. Die Beziehungen werden volatiler und komplexer, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Steigende Anforderungen, etwa in den Bereichen Energie- und Supply-Chain-Management, würden auch den Personalmangel verschärfen, den die Befragten nach dem Kostendruck als zweitgrößte Herausforderung bewerten.
Beziehungen zu OEMs und Lieferanten angespannt
"Die Kommunikation mit OEMs und deren Zuverlässigkeit haben sich seit der Corona-Krise deutlich verschlechtert, bemängeln viele COOs in den Interviews, die wir geführt haben. Es besteht hohe Fluktuation in den abgerufenen Mengen und kaum Transparenz", sagt Ralf Gaydoul, Automotive-Experte und Partner bei Horváth. Zwei Drittel der befragten Zulieferer würden darauf setzen, den Dialog mit den OEMs zu intensivieren. Parallel würden Lagerbestände aufgebaut, um kurzfristiger reagieren zu können. Auch an der Erhöhung der Planungsgenauigkeit werde gearbeitet. Allerdings hätten nur wenige der befragten Vorstände all diese Maßnahmen schon erfolgreich umgesetzt.
"Automobil-Zulieferer geraten in die Schraubzwinge zwischen Lieferanten und OEMs", sagt Gaydoul weiter. "Während ihre Kunden, die Hersteller, hohe Flexibilität fordern mit sehr volatilen Auftragseingängen, erwarten Lieferanten feste Zeitpläne für die nächsten fünf Jahre." Engpässe in den Lieferketten würden acht von zehn befragten Unternehmen mehrheitlich mit einem Ausbau der Lagerbestände sowie der Verlegung von Produktionsstätten bekämpfen. Jeder zweite Vorstand wolle mehr regionale Lieferketten aufbauen.
Personalengpässe und komplexere Produktanforderungen
Zudem berichtet eine deutliche Mehrheit der befragten Vorstände aus der Automobilzuliefererindustrie von Problemen in ihren Unternehmen, Mitarbeitende zu finden und zu halten. Die Unternehmen beklagten einen standortübergreifenden Personalengpass auf allen Ebenen. Das führe beispielsweise in der Produktion dazu, dass Schichten nicht besetzt werden können.
Zudem würden sich die Produktanforderungen der Kunden wandeln, worauf Hersteller wie Zulieferer reagieren müssen. Immer häufiger werden beispielsweise hochwertige Autos in kleineren Serien hergestellt, heißt es. 76 % der befragten Automobilzulieferer müssten ihr Portfolio in Folge neuer Kundenanforderungen und der Elektrifizierung der Fahrzeug-Flotten anpassen.