Weiterhin schwere Zeiten für Automobilzulieferer: Inflation, Halbleitermangel sowie steigende Material- und Energiekosten werfen die Branche deutlich zurück.
Zwar hat die durchschnittliche Gewinnmarge 2021 mit 5,3 % wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht, doch zahlreiche Krisen haben diese Erholung 2022 abrupt gestoppt.
Roland Berger
Automobilzulieferer müssen sich weiterhin auf herausfordernde Zeiten einstellen, wie die "Global Automotive Supplier Study 2022" für die Lazard und Roland Berger die Leistungsindikatoren von rund 600 Zulieferern analysiert haben, ermittelt hat. Zwar habe die durchschnittliche Gewinnmarge 2021 mit 5,3 % wieder das Niveau vor der Corona-Krise erreicht, doch der Ukraine-Krieg, der Halbleitermangel sowie die steigenden Material- und Energiepreise hätten diese Erholung 2022 abrupt gestoppt.
Zudem werde der globale Umsatz der Zuliefererindustrie inflationsbereinigt in den nächsten zwölf Monaten erneut unter dem Niveau von 2019 liegen, so die Analysten. Das anspruchsvolle Zinsumfeld erschwere darüber hinaus notwendige Investitionen in die technologische Zukunftsfähigkeit des Sektors. Gleichzeitig stehe die Automobilbranche Branche unter enormem Transformationsdruck hin zum elektrischen und autonomen Fahren mit immer stärker digitalisierten Fahrzeugfunktionen und Mobilitätsangeboten.
Rückkehr zum Vor-Krisen-Niveau erst nach 2025 erwartet
"Seit drei aufeinanderfolgenden Jahren hat die Automobilzuliefererindustrie nun mit einem geringeren Produktionsvolumen als vor der Pandemie zu kämpfen und es bestehen kaum Anzeichen für eine umfassende Trendwende. Eine Rückkehr zum Vor-Krisen-Niveau ist erst nach 2025 zu erwarten", sagt Felix Mogge, Partner bei Roland Berger.
Die Covid-Pandemie und die darauffolgenden Krisen hätten die Zulieferindustrie mit Blick auf das Umsatzwachstum um fünf Jahre auf den Stand von 2017/18 zurückgeworfen. Insbesondere in Europa hätten die schwachen Produktionsvolumen zu einer strukturellen Unterauslastung von Kapazitäten bei den Zulieferern geführt, so die Analysten.
Segmente Elektronik und Aftermarket am profitabelsten; traditionelle Zulieferer unter Druck
Laut Lazard und Roland Berger sollen sich die Margen von OEMs und Zulieferern bereits seit 2019 strukturell in gegensätzliche Richtungen entwickeln. Dieser Effekt hätte sich 2021 und 2022 nochmals verstärkt: Denn es sei den meisten Zulieferern nicht gelungen, die steigenden Kosten aus Energie und Logistik und der Halbleiterknappheit ausreichend weiterzugeben. Ihre Margen sollen 2022 im Vergleich zu 2021 (im Durchschnitt 5,3 %) daher erneut sinken - und auch für 2023 sei vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaftlichen Lage keine grundlegende Besserung zu erwarten. Dabei bestünden jedoch große Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Teilbereichen. 2021 hätten vor allem Unternehmen aus den Bereichen Elektronik (9,4 % durchschnittliche EBIT-Marge) und Aftermarket (10,5 %) profitiert. Zulieferer von Außenkomponenten hätten aufgrund von Standardisierung und steigender Rohstoffkosten am stärksten unter Druck gestanden (4,3 %).
Kleine Zulieferer erholen sich voraussichtlich am langsamsten
Mit Blick auf die Unternehmensgröße seien Mega-Zulieferer mit einem Umsatz von mehr als 10 Mrd. Euro mit einer EBIT-Marge von 5,9 % im Jahr 2021 noch am profitabelsten gewesen, erklären die Analysten. Kleinere Firmen mit unter 500 Millionen Euro Umsatz kämen nur auf niedrige Margen von durchschnittlich 2,8 %. Jedoch ist aber auch 2022 bei vielen großen Zulieferern aufgrund der Faktorkostensteigerungen die Ertragslage nochmals stärker unter Druck geraten. Die gemeinschaftliche Bewältigung dieser Herausforderung mit den OEMs dürfte laut der Analysten auch 2023 die Agenda der Zulieferer bestimmen.