Die neue Blockchain-Technologie, die vor acht Jahren als Basis der ersten Kryptowährung Bitcoin erstmals aus der Taufe gehoben wurde, könnte komplette Geschäftsmodelle von Banken und anderen Finanzintermediären auf ein innovatives, digitales Fundament stellen. Das wiederum setzt einen Umbruch in der Finanzbranche über die IT in Gang. Doch die Entwicklung der Blockchain birgt für Kreditinstitute durchaus auch Gefahren, denn "die Technologie ist imstande, einzelne Geschäftsbereiche traditioneller Banken überflüssig zu machen", zitiert Bankmagazin-Autor Stefan Terliesner in seinem Titelbeitrag "Neue Technik inspiriert Banken" (Ausgabe 5/2017, Seite 12) Jürgen Moormann, Professor für Bank- und Prozessmanagement an der Frankfurt School of Finance & Management. Bereits neun von zehn Großbanken in den USA beschäftigen sich laut Terliesner mit der Blockchain, die als eine Variante auf der so genannten Distributed-Ledger-Technonologie fußt.
Inzwischen wird die Blockchain schon für mehr als 700 Kryptowährungen genutzt. Über sie werden beispielsweise Transaktionen mit Aktien, Anleihen, Devisen, Derivaten, Grundbuchrechten oder Handelsregistereintragungen abgewickelt. Aber auch die internationalen Währungshüter, unter ihnen Zentralbanken wie die Notenbank von Schweden, das ähnlich wie in Deutschland in einer Diskussion über die Abschaffung des Bargelds steht, haben die Blockchain-Potenziale erkannt. Zudem setzen sich Geschäftsbanken und Börsen mit der Technologie auseinander, beobachtet Terliesner. Dabei schauen sie auf Fintechs, die in vielen ihrer Geschäftsmodelle auf die Blockchain setzen, um Prozesse effizienter und schlanker zu machen.
Fintechs sind jedoch nicht nur in innovativen Bezahlverfahren auf Basis der Blockchain-Technologie aktiv. Ihre Innovationen reichen bis hin zu Community-basierten Anlage-, Finanzierungs- und Versicherungsplattformen, stellen die Autoren Rainer Alt und Dieter Ehrenberg in ihrem Beitrag "Fintech - Umbruch der Finanzbranche durch IT" in der Springer-Zeitschrift Wirtschaftsinformatik und Management fest.
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Quelle: Bankmagazin-Ausgabe 5 | 2017, S. 13 |
Wo die Blockchain Effizienzvorteile bringt
Die Blockchain kann vor allem Effizienzvorteile bringen. Das verdeutlichen Aussagen aus einer Befragung unter 125 Digitalisierungs-Experten durch das Ibi Research Institut der Universität Regensburg. So bewirkt die Technologie beispielsweise, dass
- Smart Contracts, also intelligente, elektronisch vernetzte Verträge zwischen verschiedenen Marktpartnern möglich sind,
- Kunden Zugang zu Blockchain-Produkten erhalten oder
- Banken ihre Geschäftsmodelle auf die Blockchain ausrichten.
Verschiedene Kreditinstitute weltweit, in Deutschland etwa die DZ Bank, Deutsche Bank und Commerzbank, schließen sich in Initiativen und Konsortien zusammen, um die Distributed-Ledger-Technologie voranzubringen. Dabei testen die Geldhäuser vor allem Blockchain-Transaktionen zwischen Finanzintermediären im Zahlungsverkehr, etwa dem Clearing und Settlement. Weitere Initiativen beschäftigen sich unter jeweils eigenen Interessenlagen mit Möglichkeiten der schnelleren Abwicklung durch Blockchain, verbesserten Prozessen und neuen Geschäftsmodellen. Daraus entstehen eigene Marktideen.
Die Initiative "Utility Settlement Coin" könnte zudem eine neue Ära der Zusammenarbeit zwischen den Zentralbanken und Kreditinstituten einläuten. Denn die beteiligten Banken UBS, BNY Mellon, Deutsche Bank und Santander wollen einen direkten Zugang zu den Echtzeit-Settlement-Systemen der Zentralbanken schaffen, schreibt Terliesner. Vorteil wäre, dass mit einer solchen digitalen, auf der Blockchain gespeicherten Platzhalterwährung Institute gelieferte Wertpapiere direkt bezahlen und in Zentralbankgeld transferieren könnten. Eine Konsequenz des Projekts ist, dass die Dienstleistungen von zwischengeschalteten Clearinghäusern nicht mehr erforderlich wären.