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25.03.2019 | Bank-IT | Nachricht | Online-Artikel

Sparkassen streiten über Standardisierung

verfasst von: Stefanie Hüthig

3 Min. Lesedauer

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Die öffentlich-rechtlichen Institute wissen, dass sie ihre Prozesse vereinheitlichen müssen. Doch über das Tempo herrscht in der Finanzgruppe keine Einigkeit.

Sparkassen-Vorständen geht die Einrichtung einer zentralen Einheit, die sich um Prozesse kümmert, nicht schnell genug. Das zeigte sich bei einer Podiumsdiskussion im März auf den 10. Infotagen der Deutschen Servicegesellschaft für Finanzdienstleister (DSGF). So riet Rolf Settelmeier, Chef der Stadtsparkasse Augsburg, seinen Vorstandskollegen, bei ihren jeweiligen Regionalverbänden auf das Thema zu drängen. Er machte deutlich, dass ihm die Verschiebung auf Jahresende überhaupt nicht passt. Das Vorhaben dauere schon viel zu lange. Laut eines Sparkassen-Insiders wird bereits seit rund drei Jahren darüber gesprochen.

Joachim Schmalzl, geschäftsführendes Mitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), wo die Prozesseinheit entstehen soll, wehrte sich gegen die Kritik und wies auf das Prinzip der Freiwilligkeit in der Finanzgruppe hin. Ein Problem seien diejenigen Sparkassen, die für die Einrichtung kein Geld ausgeben wollten. Er forderte dazu auf, eine dezentrale Meinungsbildung zu organisieren.

Selbst beim Betrieb der SB-Geräte fehlen Standards

Settelmeier weiß nach eigener Aussage nicht nur von Vorständen öffentlich-rechtlicher Geldhäuser in Bayern, die seine Meinung vertreten, sondern nannte explizit auch Jürgen Wannhoff, den Vizepräsidenten des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe (SVWL). Wannhoff, der ebenfalls an der Diskussion teilnahm, stand bis 2005 gemeinsam mit Settelmeier der heutigen Sparkasse Vorderpfalz vor. In eine ähnliche Kerbe wie Settelmeier schlug Dirk Schaufelberger, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Dortmund: Die Finanzgruppe schaffe es noch nicht einmal, ihre Selbstbedienungsgeräte (SB-Geräte) zu standardisieren. Sein eigenes Institut nimmt er dabei nicht aus: "Wir sind diejenigen, wo Sie die Karte falsch rum reinstecken müssen." Die Umstellung sei teuer. Unter solchen Voraussetzungen sei es schwierig, komplexe Prozesse zu standardisieren.

Dass Standardisierung notwendig ist, darüber ist man sich in der Finanzgruppe weitgehend einig. "Ohne Standardisierung ist keine Automation möglich", erklärte Norbert Baumgärtner, Sprecher der DSGF-Geschäftsführung und Gastgeber der Veranstaltung, in seinem Vortrag. Sein Haus ist eins von noch zwei Unternehmen, an das die Sparkassen ihr Backoffice auslagern können. Angehörige der Finanzgruppe gehen davon aus, dass es mit dem S-Servicepartner zu einer Fusion kommen wird.

FI-Tools werden oft nicht genutzt

Die DSGF setzt laut Baumgärtner komplett auf die Automation der Finanz Informatik (FI), der IT-Dienstleisterin der Sparkassen. Er zeigte sich überrascht von einer Umfrage, wonach die Sparkassen bestimmte, in Baumgärtners Augen nützliche Applikationen der FI nur zu 25 bis 30 Prozent nutzen. Auch Schmalzl griff das Ergebnis in seinem Vortrag auf: Nur die Hälfte der Sparkassen gebe ihren Kunden die Möglichkeit, Daueraufträge selbst zu ändern. Dies heißt der Verbandsmann und Ex-Vorstand der heutigen Sparkasse Köln-Bonn nicht gut. Denn dass sich Service-Anlässe systematisch für die Ansprache komplexerer Produkte nutzen lassen, zum Beispiel zur Altersvorsorge, ist für Schmalzl von Zufallstreffern abgesehen ein Mythos. Auch Michael Schürmann, Mitglied der FI-Geschäftsführung, mahnt, dass Sparkassen bei vielen liebgewordenen Traditionen loslassen müssen. Voraussetzung für die Einführung des Girokonto-Expressverkaufs, bei dem das Produkt mit wenigen Klicks abgeschlossen werden kann, sei eben die Videolegitimation.

"Backoffice ist keine Kernkompetenz einer Sparkasse", stellte DSGV-Mann Schmalzl klar, zeigte sich aber auch versöhnlich: "Wir können Digitalisierung." Das neue Banking-Frontend der Sparkassen bezeichnete er gar als "Google Finance Deutschland".

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