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23.04.2018 | Bank-IT | Schwerpunkt | Online-Artikel

Mit agiler IT Bankkunden begeistern

verfasst von: Dirk Thomas Wagner

5 Min. Lesedauer

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Seit Januar 2018 gilt die überarbeitete EU-Richtlinie über Zahlungsdienste PSD2 in Deutschland. Sie soll mehr Wettbewerb in den europäischen Zahlungsverkehr bringen und zwingt Banken im Privatkundengeschäft zum Handeln. Diese sollten die neue Regelung vor allem als Chance begreifen. Ein Gastbeitrag von Dirk Thomas Wagner. 

Bisher waren Banken in einer bequemen Position. Sie hatten die alleinige Hoheit über die Kontoinformationen ihrer Kunden. Dadurch konnten sie ihnen ohne Wettbewerbsdruck Produkte und Services anbieten. Mit der neuen EU-Richtlinie Payment Services Directive (PSD2) ändert sich das. Diese trat im Januar 2016 in Kraft und wurde am 13. Januar 2018 in Deutschland in nationales Recht umgesetzt. Banken haben aber noch 18 Monate Zeit, die neuen Anforderungen zu erfüllen.

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Chancen und Herausforderungen durch die PSD2 und Instant Payment

Regulatorik wird mit Innovation eher selten in Verbindung gebracht, jedoch haben aktuelle Vorgaben, insbesondere die Payment Service Directive 2 (PSD2) oder Instant Payments das Potenzial, den Zahlungsverkehr in Europa nachhaltig zu verändern.


Was ändert sich konkret? Die PSD2 schreibt vor, dass Banken Drittanbietern Zugriff auf Kundenkonten und -daten gewähren müssen. Das erleichtert es zukünftig Fintechs, Privatkunden gezielt Dienste anzubieten – etwa Baufinanzierungen oder Versicherungen. Die direkte Anbindung erfolgt über technische Schnittstellen (APIs). Außerdem erhöht die Richtlinie die Sicherheitsanforderungen für Zahlungsabwicklungen und den Kontozugriff. Künftig ist dafür eine Zwei-Faktor-Authentifizierung vorgeschrieben.

Bahn frei für neue Dienstleistungen

Die Öffnung für Drittanbieter ebnet den Weg für zwei neue Sparten von Dienstleistern: die so genannten Account Information Service Provider (AISPs), also Kontoinformationsdienste, und die Zahlungsauslösedienste Payment Initiation Service Provider (PISPs). Erstere können für Kunden Kontoinformationen wie den Kontostand oder die Transaktionshistorie bei verschiedenen Banken abrufen. Dadurch gewinnen Verbraucher einen besseren Überblick über ihre Finanzlage. Drittanbieter sind mithilfe solcher Informationen in der Lage, Kunden erweiterte Services anzubieten, zum Beispiel eine maßgeschneiderte Vermögensberatung auf Basis des bisherigen Konsumverhaltens.

PISPs können Zahlungen im Namen des Kunden direkt von dessen Konto beim kontoführenden Finanzinstitut auslösen, sofern der Kunde sie dazu berechtigt und beauftragt hat. Das ist über ein Online-Portal möglich und vereinfacht die Zahlungsabwicklung gerade beim Internet-Shopping erheblich. Transaktionen werden schneller und effizienter. Im Vergleich: Zahlt ein Kunde mit Kreditkarte, sind bei diesem Prozess derzeit deutlich mehr Beteiligte am Start: die Händler-Bank (Acquirer), die Kreditkartengesellschaft und die kartenausstellende Bank (Issuer). Die Kreditkartengesellschaft stellt den Kontakt zwischen der Händler-Bank und der kartenausgebenden Bank her.

PSD2 und das Privatkundengeschäft

Zunächst einmal verursacht die Umsetzung der PSD2 für Banken Kosten. Denn sie müssen die Zwei-Faktor-Authentifizierung umsetzen und ihre IT so anpassen, dass eine Anbindung von Drittanbietern per API möglich ist. Außerdem ist zu erwarten, dass der Wettbewerb in der Branche zunimmt. Denn die neue Regelung ebnet auch Newcomern den Weg in den Markt.

Banken müssen also innovativ sein, um Kunden zu überzeugen und zu halten. Eine drängende Herausforderung, denn die Digitalisierung verändert, wie Kunden ihre Bankgeschäfte abwickeln und welche Services sie sich wünschen. Die Anforderungen werden immer höher. Verbraucher wiederum profitieren von diesem neuen Wettbewerb. Sie können aus vielen verschiedenen Produkten und Services wählen und einfacher zwischen Anbietern wechseln.

Die PSD2 zwingt Banken also zur Innovation. Das sollte man jedoch nicht als lästige Pflicht, sondern als Chance begreifen und festgefahrene Strukturen überdenken und die Modernisierung vorantreiben. Auf zwei Wegen können Banken die neue Regelung zu ihrem Vorteil nutzen: 

1. Mit Big Data Geld verdienen

Mit der PSD2 gewinnen Big-Data-Analysen an Bedeutung. Denn wenn Drittanbieter auf Kundenkonten zugreifen, haben sie die Möglichkeit, Transaktionsdaten auszuwerten und für ihre Services zu nutzen. Statt das Analytics-Geschäft anderen zu überlassen, sollten Banken selbst datengetriebene Angebote entwickeln und damit Geld verdienen. Barclays hat diese Strategie bereits umgesetzt und bietet kleinen und mittelständischen Unternehmen mit seinen "Smart Business"-Services Data Mining an. 

Auch die CaixaBank in Spanien geht mit positivem Beispiel voran: Das Institut integriert sämtliche Informationen von Kundeninteraktionen in einem einheitlichen Datenpool und analysiert so Verhalten und Stimmungen. Dadurch kann die Bank ihren Kunden zum richtigen Zeitpunkt mit den passenden Botschaften maßgeschneiderte Angebote offerieren und die Zahl der Abschlüsse erhöhen.

2. Gemeinsam innovative Services entwickeln

Mit der PSD2 gelten die gleichen Regeln für alle Finanzdienstleister in Europa. Etablierte Banken sollten Fintechs daher auf Augenhöhe begegnen. Sie können nicht nur Konkurrent, sondern auch Partner sein. Für beide Seiten bieten solche Kooperationen Vorteile. Denn jeder kann seine eigenen Kernkompetenzen um die Stärken des jeweils anderen anreichern. Fintechs profitieren in einer Partnerschaft vom großen Kundenstamm, dem etablierten Netzwerk und dem immensen Datenbestand der Banken. Die Banken wiederum gewinnen durch die Fintechs Zugang zu agilen Technologien und Plattformen.

Ein Beispiel für eine solche fruchtbare Zusammenarbeit ist die Kooperation zwischen Chase Business Banking und Ondeck, einem Online-Kredit-Anbieter für kleine Unternehmen. Gemeinsam bauen die beiden US-Unternehmen ein neues Produkt auf. Die Chase Bank bringt dabei ihre guten Beziehungen und ihre Krediterfahrung ein, Ondeck seine Technologie-Plattform. Kunden können künftig in einem einfachen Prozess online Kredite beantragen. Sie erhalten nahezu in Echtzeit die Genehmigung und können noch am selben oder spätestens am nächsten Tag auf die finanzielle Unterstützung zugreifen. Dank ihrer Kooperation sind beide Unternehmen in der Lage, mit geringem Aufwand innerhalb von kurzer Zeit einen für Kunden attraktiven Service auf den Markt zu bringen.

Agile und flexible IT ist gefragt

Die IT ist die Grundlage für neue Angebote, die Kunden begeistern. Sie muss die Möglichkeiten für Innovationen schaffen. Damit dies gelingt, brauchen Banken eine flexible, offene und agile IT-Umgebung. Damit lassen sich die Neuerungen der PSD2 einfacher umsetzen – und Banken sind für künftige Entwicklungen gewappnet. Ihr Ziel sollte sein: Eine reaktionsfähige Bank, die den Kundennutzen in den Mittelpunkt stellt.

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