Die digitalisierte Bank- oder Kreditkarte soll genossenschaftlichen Kunden das Bezahlen mit dem Smartphone vereinfachen.
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Zu den Pilotbanken in der Startphase gehören die Volksbank Mittelhessen und die VR Bank HessenLand. In beiden Häusern wird die Lösung laut dem Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) zunächst im Kreis der Mitarbeiter und Projektbeteiligten mit der digitalisierten Mastercard-Kreditkarte, im Laufe des Dezembers außerdem mit der Girocard und der Visa-Kreditkarte getestet. Damit werden sämtliche Kartenprodukte der deutschen Genossenschaftsbanken über ihre Banking App per Smartphone digitalisiert und der Bezahlprozess durchgängig unterstützt. In der zweiten Marktphase sollen weitere Bankkunden der beiden Pilothäuser und genossenschaftliche Geldinstitute anderer Regionen hinzukommen.
Ab Juli 2018 soll die neue Bezahlmöglichkeit flächendeckend für die Kunden der Finanzgruppe eingeführt werden. Laut dem Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) können dann rund 85 Prozent aller 972 Volks- und Raiffeisenbanken kontaktloses Bezahlen mit der Girocard oder Kreditkarte anbieten. Ab Dezember 2019 sollen sämtliche Genossenschaftsbanken die digitalen Bankkarten anbieten können. "Wir überführen die Bankkarten als beliebtestes unbares Zahlungsmittel ins digitale Zeitalter und erweitern für unsere Kunden das Spektrum der Bezahlmöglichkeiten", sagt Andreas Martin, Vorstandsmitglied des BVR, zum Projekt.
Schnelle Transaktion ohne PIN
Mit der digitalen Bankkarte per Smartphone können Nutzer durch Halten des Smartphones an das Bezahlterminal im Handel bezahlen, nachdem sie zuvor die digitale Bankkarte bestellt und über die VR-Banking-App auf das Smartphone geladen haben. Wie beim kontaktlosen Bezahlvorgang mit einer physischen Bankkarte ist die PIN-Eingabe nur bei Beträgen über 25 Euro nötig. Über die Funktion "Express Zahlung" können Karteninhaber zudem auch ohne das Öffnen der VR-Banking-App über ihr NFC-fähiges Smartphone bezahlen, wenn es mit einem Android Betriebssystem ausgestattet ist. Für die Digitalisierung der Bankkarte auf dem mobilen Endgerät wird die so genannte Host Card Emulation-Technik (HCE) eingesetzt. Diese ist Grundstein für das heutige Mobile Payment. Basis ist eine Software, die eine virtuelle Kopie von Bank- und anderen Identifikationskarten darstellt. So ist es unter anderem möglich, mobile Anwendungen für Zahlungsdienste unabhängig von Dritten ohne das übliche physische Secure Element abzuwickeln.
(2016 hatte die Finanzgruppe in einem Pilotverfahren zuletzt erstmals die Girocard auf dem Smartphone digitalisiert. Die Bankkartenfunktion wurde auf der SIM-Karte des Smartphones hinterlegt. Seit 2017 ist laut BVR jede neu ausgegebene physische Bankkarte NFC-fähig. Bis zum Jahr 2020 sollen dann alle über 27 Millionen genossenschaftlichen Girocards mit der Kontaktlos-Funktion ausgestattet sein, ein Jahr später auch alle 4,3 Millionen Mastercards und Visa-Kreditkarten der Geno-Kunden.)
Das digitalisierte Angebot könnte dem mobilen Bezahlen in Deutschland insgesamt zum Aufschwung verhelfen, denn einer Mobile-Payment-Studie von Deloitte aus dem Jahr 2016 zufolge ist Deutschland noch eher Schlusslicht bei der Nutzung von Mobile Payment im stationären Handel: Acht Prozent der Befragten sagen, dass ihnen das Bezahlverfahren nicht sicher genug ist, 18 Prozent setzen kontaktloses mobiles Bezahlen nicht ein, weil eine entsprechende Funktion oder eine App nicht auf dem Smartphone verfügbar ist.