Im deutschen Markt ist durchaus ein großes Potenzial für digitale Online-Services vorhanden. Das zeigt die Studie "Digital Banking" des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom). Befragt wurden knapp mehr als 1.000 Verbraucher ab 14 Jahren, darunter 814 Internetnutzer. Vor allem im Finanzierungs- und Versicherungsbereich nutzen deutsche Verbraucher demnach immer stärker Dienstleistungen im Internet und bringen ihre Verträge online auf den Weg. Bereits zwölf Prozent der Webnutzer haben schon online eine Versicherung abgeschlossen, ein Viertel von ihnen kann sich vorstellen, einen Kredit virtuell abzuschließen und sieben Prozent haben es schon getan. Für sie war es schlicht bequemer und das Darlehen wurde im Internet schneller bewilligt. Auch das Onlinebanking über mobile Endgeräte wie Smartphones, Tablet PCs oder Laptops nutzen laut Bitkom Research bereits 70 Prozent der Internetnutzer. Sie überprüfen mit Finanz-Apps beispielsweise den Kontostand oder tätigen Überweisungen.
Viele verstehen digitale Produkte nicht
Treiber für eine Vielzahl dieser digitalen Finanzprodukte sind vor allem junge Technologieunternehmen, die Fintechs. "Sie sind sehr unterschiedlich strukturiert", sagt Steffen von Blumröder, Bereichsleiter Banking, Financial Service & Finetechs beim Bitkom. Viele Fintechs entwickelten beispielsweise auch Modelle, die im Hintergrund bei Banken laufen und "ihnen helfen, in der digitalen Welt anzukommen."
Doch für etliche Nutzer sind die neuen digitalen Dienste noch ein Buch mit sieben Siegeln oder es fehlt ihnen das nötige Vertrauen in die digitalen Dienste. Laut Bitkom Research bestätigen 66 Prozent, dass sie viele digitale Angebote rund um Banking und Bezahlen nicht verstehen. Dazu gehören beispielsweise Foto-Apps, mit denen per Smartphone Rechnungen eingescannt und direkt online angewiesen werden können. Gerade einmal jeder Zehnte hat solche Apps bereits ausprobiert. Zudem haben die Nutzer auch Sicherheitsbedenken.
Verhaltenes Interesse herrscht laut der Umfrage auch bei so genannten Peer-to-Peer-Finanzierungen. Dabei können private Kreditgeber über digitale Plattformen selbst Darlehen per Crowdlending ohne eine zwischengeschaltete Bank vergeben. Nur zwei Prozent der Internetnutzer haben per Crowdlending Kredite aufgenommen.
Die Mitautoren des Springer-Buchs "Banking & Innovation", Markus Keck und Stefan Mertes, glauben, dass künftig insbesondere das Filialgeschäft der Banken durch solche "neuen, bequemen und leicht zu erlernenden Technologien zunehmend an den Rand gedrängt" werden könnten. Digitalisierte Services und mobile Dienste sind Wegbereiter für einen Umbruch und für neue Geschäftsmodelle in verschiedenen Märkten, wie Claudia Linnhoff-Popien, Michael Zaddach, Andreas Grahl feststellen. So werden sie zur Interaktions- und Kommunikationsplattform für Konsumenten. Die neuen digitalen Ökosysteme müssen jedoch nicht nur die Nutzer verstehen lernen. Sie stellen auch neue Anforderungen an Unternehmen und deren IT-Systeme.