Der deutsche Förderbankensektor durchlebt gerade unruhige Zeiten. Nicht nur, dass die Niedrigzinsphase das Fördergeschäft erschwert. Der digitale Wandel sorgt auch dafür, dass Hausbanken und Endkunden neue Ansprüche an die zwei Förderbanken des Bundes und 17 Institute der Länder stellen. Fintechs sorgen als neue Wettbewerber zusätzlich für Wirbel. Das Geschäftspotenzial der Förderbanken verlagert sich indes von der persönlichen Interaktion auf digitale Kanäle.
Auch die Förderung selbst erfindet sich neu. Kunden fragen zunehmend Gründungs- und Innovationsfinanzierungen nach. Vor dem Hintergrund des massiven Umbaus der Bankenbranche und der verstärkten Nutzung neuer Technologien im klassischen Bankgeschäft wird das Thema Digitalisierung für den Fördersektor daher immer relevanter. Um den enormen Herausforderungen zu begegnen, bedarf es einer gezielten Digitalstrategie.
Digitale Präsenz ausbauen
Zunächst sollten die Institute ihre digitale Präsenz massiv steigern, um die Interaktion mit den Kunden zu verbessern. Endkunden und Finanzierungspartner erwarten von der Förderbank mittlerweile einen transaktionalen Online-Kanal, um Anträge stellen zu können. Funktionelle Internetseiten mit vereinfacht abgebildeten Förderprodukten, interaktive Apps und digitale Beratungstools wie Robo Advice verbessern das Kundenerlebnis und erhöhen die Kundenbindung. Eine aktive Präsenz in sozialen und professionellen Netzwerken sowie eine Verlinkung auf Partnerportalen steigern den Bekanntheitsgrad der Förderbanken. Gerade die wichtige neue Zielgruppe der 25- bis 35-jährigen Digital Natives weiß häufig wenig über die Produkte und Arbeitsweise des Sektors.
Neue Technologien einführen
Um weiterhin eine reibungslose und effiziente Zusammenarbeit mit den Hausbanken und Finanzierungspartnern zu gewährleisten, sollten außerdem technologische Innovationen genutzt werden. Besonders geeignet für den Fördersektor sind Technologien wie Robo Advice, Robotic Process Automation (RPA) und Cyber Resilience. Bevor sie neue Technologien einführen können, müssen viele Banken jedoch zunächst die eigene Standardsoftware modernisieren und genau ausloten, welche der neuen Technologien zum eigenen Geschäftsmodell passt.
Digitale Vernetzung verstärken
Förderbanken erschließen rascher neues Geschäftspotenzial, indem sie sich stärker mit Hausbanken und neuen Finanzierungspartnern wie FinTechs und Crowd Finance vernetzen. Durch offene Schnittstellen (Application Programming Interfaces/APIs) kann das bestehende Vertriebsnetz in ein digitales Förderökosystem umgestaltet werden, das stark an die veränderten Kundenbedürfnisse angepasst ist. Der Kunde erhält mehrere webbasierte Beratungs- und Antragswege, während eine verstärkte Kooperation mit Fintechs das Förderangebot erweitert und den Zugang zu externen Datenbanken, etwa zur Bonitätsprüfung, eröffnet. Die Förderbanken wiederum profitieren von vereinfachten Prozessen und werden unabhängiger von der Beratungsleistung der Hausbanken.
Förderbanken haben die Relevanz der Digitalisierung erkannt – sie reagieren jedoch mit unterschiedlichem Tempo. Eine Steigerung der digitalen Präsenz, die Einführung neuer Technologien und eine stärkere digitale Vernetzung sind notwendige Maßnahmen, um den Quantensprung ins digitale Zeitalter zu schaffen und das Potenzial der Digitalisierung ausschöpfen zu können. So können die Institute weiterhin stabilisierende Finanzierungspartner bleiben und volkswirtschaftliches Wachstum unterstützen.