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02.03.2012 | Bankausbildung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Boni oder nicht Boni

verfasst von: Stefanie Kraus

3 Min. Lesedauer

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Angesichts der Kürzungen der variablen Vergütungsbestandteile und gar Rückforderungen stellt sich die Frage, wann der Einsatz von Zielboni sinnvoll sind. Besser ist es freilich, das Gehaltssystem so zu gestalten, dass es gar nicht zu Fehlanreizen kommt.

Insgesamt satte 1,5 Millionen Pfund an Boni, also rund 1,8 Millionen Euro, will die teilverstaatlichte britische Großbank Lloyds nach einem Reuters-Bericht wieder einkassieren. Allein Ex-Chef Eric Daniels soll 40 Prozent seiner variablen Vergütung zurückgeben. Vier seiner Vorstandskollegen und acht weitere Manager sollen ebenfalls Verzicht üben. Als Hintergrund vermutet Reuters die fehlerhaft verkauften Versicherungen, wegen derer Lloyds im Jahr 2010 Rückstellungen für Schadenersatzzahlungen in Höhe von 3,2 Milliarden Pfund vornehmen musste.

Auch bei der Deutschen Bank regiert der Rotstift

Hierzulande sorgte jüngst die Deutsche Bank in Sachen Boni für Aufsehen. Wie CEO Josef Ackermann bei seiner letzten Bilanzpressekonferenz seiner Amtszeit Anfang 2012 erklärte, hat das Kreditinstitut seinen Bonuspool im abgelaufenen Geschäftsjahr insgesamt um 17 Prozent reduziert. Insbesondere der Barkomponente ging es mit einer Kürzung um 37 Prozent an den Kragen. Der Anteil der aufgeschobenen Vergütungselemente betrage jetzt 61 Prozent, teilte Ackermann mit. Hintergrund der Kürzungen sei der Ausbau der Kapitalbasis, dem die Deutsche Bank hohe Priorität einräume.

Boni sind ein sensibles Thema, kein Wunder: Sind sie erst einmal Bestandteil des Gehaltssystems, ist es schwierig, sie ohne Diskussionen zu kürzen, loszuwerden oder gar zurückzufordern. Dass Mitarbeiter Kürzungen am Gehalt, ob am Fixum oder am variablen Bestandteil, nicht ohne Widerspruch hinnehmen, musste auch die Commerzbank erfahren, die wegen nicht gezahlter Boni an Ex-Investmentbanker der Dresdner Bank – in der damaligen Unternehmensdivision Dresdner Kleinwort – einen Prozess am Hals hat. Jüngst verteidigte Ex-Kleinwort-Chef Stefan Jentzsch nach einem Handelsblatt-Bericht die Boni-Versprechungen seines Hauses. Man habe damit versucht, einen Exodus der Banker zu verhindern.

Die aktuellen Ereignisse in der Bankerboni-Welt spiegeln sich auch in der jüngsten Befragung der Unternehmensberatung Towers Watson bei rund 40 Banken in Deutschland, Österreich und der Schweiz wider. Der Personalbestand werde stagnieren oder leicht sinken, meinen 37 Prozent der Institute, Gehaltsanpassungen fielen moderat aus (1 bis 3 Prozent) und die ausgezahlten Bonusvolumina würden sich eher verkleinern. „Die gute Stimmung, die noch Anfang 2011 vorherrschte, ist offensichtlich umgeschlagen“, folgert Martin Emmerich, Director Rewards, Talent & Communication bei Towers Watson.

Immerhin ergab die Studie des Beratungshauses, dass gut zwei Drittel der Banken die neuen regulatorischen Vorschriften für Vergütungssysteme bereits umgesetzt haben. Außerdem, so heißt es weiter, würden Maßnahmen zur Motivation und Bindung der wichtigsten und besten Mitarbeiter, etwa verbesserte Karrierechancen oder Retentionboni wieder an Bedeutung gewinnen.

Finger weg von Boni, wenn es der Arbeitsmarkt zulässt

Nicht immer müssen es Boni sein, argumentiert Klaus Watzka in seinem Buch „Zielvereinbarungen in Unternehmen“: „Lässt man die Argumentebilanz auf sich wirken, dann kommt man zur Einschätzung, dass Zielboni etliche Vorteile haben, aber noch mehr Nachteile. Die Formulierung dieser Aussage spiegelt schon die persönliche Position des Verfassers wider. Die Empfehlung lautet: Finger weg! – wenn es mit Blick auf Wettbewerber am Arbeitsmarkt möglich ist.“ Gleichzeitig gibt Watzka zu, dass die Abwanderung von wichtigen Fachkräften zur Konkurrenz in großer Zahl aufgrund fehlender Zielboni im Vergütungssystem „natürlich nicht hingenommen werden“ könne.

Wie also vorgehen bei der Gestaltung des Vergütungssystems in Banken? Boni sollten langfristig ausgerichtet sein, fordern viele Experten. Und tatsächlich: „Langfristigkeit kommt in die Systeme“, sagte Dr. Martin von Hören, Mitglied der Geschäftsleitung und Partner der Vergütungsberatung Kienbaum, im Sommer 2011 gegenüber BANKMAGAZIN. Außerdem berichtete von Hören zu diesem Zeitpunkt schon, dass exzessive variable Anteile in der Kreditwirtschaft reduziert worden seien. „Dafür steigen die Festgehälter an“, erklärte der Experte.

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