In kurzer Folge sind drei auf Start-up-Finanzierung spezialisierte Banken in den USA pleitegegangen. Dann sorgte die Schweizer Bank Credit Suisse für große Unruhe auf dem Finanzmarkt. Nun wird das Institut von ihrer Schweizer Wettbewerberin UBS übernommen.
Die aktuellen Pleiten in der US-Bankenbranche gefährden nach Expertenansicht deutsche Institute nicht. Hiesige Geldhäuser gelten als "robust, stabil und widerstandsfähig".
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Mit der Finanzierung von Tech-Start-ups saß die Silicon Valley Bank (SVB) lange sicher im Sattel. Nun ist der für die Branche wichtige Spezialfinanzierer, der zur Absicherung seiner Geschäfte vor allem in amerikanische Staatsanleihen investierte, von der US-Aufsichtsbehörde geschlossen worden. Die jungen Unternehmen hatten in der Vergangenheit Einlagen in Höhe von rund 200 Miliarden US-Dollar bei dem Institut geparkt und zogen diese infolge der Zinswende schneller ab, als von den Bankexperten erwartet.
Eine als Rettung gedachte Kapitalerhöhung hatte allerdings einen Kursrutsch zur Folge. Das Institut kam schließlich unter staatliche Kontrolle. Die Vermögenswerte sind schließlich in die neue Bank "Deposit Insurance National Bank of Santa Clara" übergegangen. Mit der Silvergate Bank sowie der Signature Bank aus New York gerieten zwei weitere regionale US-Geldhäuser nur kurze Zeit davor ebefalls unter Zwangsverwaltung.
Dominoeffekt in Europa unwahrscheinlich
Für die Experten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sind die drei Pleiten ein Sonderfall, da es sich um Institute handelt, die auf die Technologie- beziehungsweise Kryptobranche ausgerichtet sind, "der in den USA derzeit ein kräftiger Wind entgegen bläst". Das Gleiches auch in Deuschland passiert, davon gehen die Analysten des Instituts nicht aus. Europas Finanzbranche zeichne sich zumeist durch das Universalbankenmodell aus - mit einer diversifizierten Kundenstruktur und breit investierten Aktiva. Einen Dominoeffekte halten die LBBW-Fachleute für "äußerst unwahrscheinlich".
"Die SVB gefährdet nicht den internationalen Kapitalmarkt. Ihr Klumpenrisiko aus der Start-Up-Finanzierung ist untypisch für den Bankensektor", sagte auch Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanzzentrums, gegenüber der ARD. Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) hält die Folgen der Pleite für die hiesigen Geldhäuser ebenfalls für eng begrenzt, wie er gegenüber dem Sender betont. "Die deutschen Banken sind robust, stabil und widerstandsfähig." Dennoch ließen sich die Anleger an den hiesigen Aktienmärkten von den Vorfällen in den USA verunsichern und reagierten nervös. Vor allem die Papiere der Commerzbank und der Deutsche Bank gerieten dabei unter Druck.
Credit Suisse leidet unter Verwerfungen am US-Bankenmarkt
Dann sorgte die Credit Suisse für große Unruhe. Die Zinswende hatte das Institut enorm belastet. Anfang Februar hatte das Institut einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken für das Gesamtjahr 2022 sowie den Nettoabfluss von Kundenvermögen in Höhe von 123 Milliarden Franken mitgeteilt. Und Ende Februar flatterte der Credit Suisse böse Post von der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma im Zusammenhang mit der sogenannten Greensill-Affaire ins Haus. Das Institut habe "mit Blick auf das Risikomanagement und eine angemessene Betriebsorganisation in schwerer Weise gegen die aufsichtsrechtlichen Pflichten verstossen", hieß es in einer Erklärung der Behörde.
Die Vorfälle auf dem US-Bankenmarkt im Verlauf des März 2023 haben die Vertrauenskrise in das Institut noch verstärkt. Die saudische Saudi National Bank, ein Schwergewicht unter den Aktionären der Schweizer Großbank, hatte schließlich angekündigt, dieser kein weiteres Kapital mehr zur Verfügung stellen. André Helfenstein, Chef der Credit Suisse Schweiz, warb in einem Fernsehinterview daraufhin um Vertrauen in das Geldhaus - allerdings mit wenig Erfolg. Die Aktie der Bank erfuhr einen Kursrutsch - zeitwiligig um bis zu 30 Prozent.
Weitere Liquiditätshilfen zugesichert
Nun übernimmt mit der UBS, eine andere Schweizer Großbank, die Credit Suisse. Die Schweizer Nationalbank sichert die Übernahme mit bis zu 100 Milliarden Franken ab, heißt es in einem Bericht der ARD und beschließt damit die "bedeutendste Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise". Die eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma hat sich für diese Übernahmelösung ausgesprochen und begrüßt "die vom Bund und der Schweizerischer Nationalbank SNB ergriffenen Massnahmen". Bei der SNB hatte sich die Credit Suisse im Vorfeld 50 Milliarden Franken zur Liquditätsstärkung geliehen. "Die Transaktion und die getroffenen Maßnahmen sorgen für Stabilität für die Kundinnen und Kunden der Bank und für den Finanzplatz", teilt die Finma mit.
"Damit zu jedem Zeitpunkt der Transaktion sämtliche Verpflichtungen weiter erfüllt werden können, wird weitere Liquiditätshilfe zugesichert", so die Schweizer Behörde. So stehe den involvierten Banken substanzielle zusätzliche Liquidität für die Durchführung der Übernahme zur Verfügung. "Die von der SNB zur Verfügung gestellte Liquidität wird unter anderem in Form eines mit Bundesgarantie gedeckten Darlehens geleistet", erklärt die Finma.
Bankensektor im Euroraum ist widerstandsfähig
"Ich begrüße das rasche Handeln und die Entscheidungen der Schweizer Behörden. Sie sind entscheidend für die Wiederherstellung geordneter Marktverhältnisse und die Gewährleistung der Finanzstabilität", äußerte sich aktuell Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank. Aufgrund seiner starken Eigenkapital- und Liquiditätspositionen sei der Bankensektor im Euroraum widerstandsfähig. "In jedem Fall ist unser geldpolitisches Instrumentarium voll ausgestattet, um das Finanzsystem im Eurogebiet bei Bedarf mit Liquidität zu versorgen und die reibungslose Transmission der Geldpolitik zu gewährleisten."
In einem ARD-Interview Mitte März betonte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) die Stabilität des deutschen Kreditwesens mit Blick auf die Entwicklungen bei der Schweizer Großbank. "Die Bundesregierung ist mit allen Beteiligten in einem ständigen und intensiven Austausch." Deutschland habe mit der Bafin eine leistungsfähige Finanzaufsicht. "Und wir haben die Bundesbank, die ebenfalls eine stabilitätspolitische Tradition hat", so Lindner. "Wir können deshalb sehr klar sagen: Das deutsche Kreditwesen ist stabil."