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28.03.2017 | Bankstrategie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie nachhaltiges Banking sich entwickelt

verfasst von: Eva-Susanne Krah

3 Min. Lesedauer

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Spätestens seit der Finanzkrise steht das Handeln von Banken und Finanzdienstleistern unter besonderer Beobachtung. Innovative Ansätze für einen nachhaltigen Finanzsektor verfolgen Banken mit ethischem oder ökologischem Ansatz.

Ob eine gesellschaftliche Verantwortung der Finanzwirtschaft, sozial-ökologische Banken mit Ethik-Ansatz, die Kunden sozial verantwortliche Geldanlagen anbieten oder die verbindliche Nachhaltigkeitsberichterstattung der Finanzinstitute – Ethik in der Finanzwirtschaft ist inzwischen in verschiedenen Ausprägungen sichtbar. Es sind nicht zuletzt Reaktionen auf eine systematische Marktverzerrung im Finanzsektor, die aus den Eigendyamiken der Finanzbranche resultiert. 

Empfehlung der Redaktion

2017 | Buch

Finanzwirtschaft in ethischer Verantwortung

Erfolgskonzepte für Social Banking und Social Finance

Dieses Buch enthält verschiedene Vorträge, die hochrangige Vertreter aus Wissenschaft sowie aus Unternehmen und Institutionen der Banken- und Finanzbranche im Rahmen der Ringvorlesungen „Social Finance“ und „Social Banking“ an der Alanus …

Nachhaltige Geschäftsmodelle von Kreditinstituten, etwa der Steyler Ethik Bank, der Triodos Bank, der GLS Bank und weiteren Geldhäusern oder der ökumenischen Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit geben Beispiele dafür, wie weit das Segment ethisch orientierter Finanzorganisationen gediehen ist. Dabei brechen auch traditionelle Bankstrukturen auf. So ist die vom Weltrat der Kirchen gegründete Oikocredit eigentlich eine Entwicklungsorganisation, agiert aber wie eine Bank. Das Unternehmen bietet die Möglichkeit, Rücklagen sozial verantwortlich zu investieren. Durch diese Anlagen werden weltweit Kredite an benachteiligte Menschen als Mikrokredite ausgegeben. Größter Investitionsschwerpunkt der Genossenschaft ist der Inklusive Finanzsektor. Zu ihm zählen neben Mikrofinanzinstitutionen (MFI) auch Banken, die kleine und mittlere Unternehmen (KMU) fördern. In diesem Bereich vergab die Genossenschaft im Jahr 2016 Darlehen und Eigenkapitalbeteiligungen in Höhe von 814,5 Millionen Euro. 

Hauptsache rentabel

Der Springer-Autor Professor Bernd Wagner weist im Kapitel "Gesellschaftliche Verantwortung der Finanzwirtschaft" des Buchs "Finanzwirtschaft in ethischer Verantwortung" (Seite 8) auf die Zwänge hin, denen auch kleine Öko- oder Ethikbanken ausgesetzt sind, die sich in diesem Nischenmarkt bewegen. Auch sie müssen beispielsweise ihren Kunden attraktive Zinsen bieten und Rentabilität sichern. "Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass die Kapitalflüsse in Deutschland, und nicht nur hier, sehr volatil sind", so Wagner. Einseitige Schuldzuweisungen an böse Konzernbosse oder gierige Banker seien nicht die Lösung. Denn auch "wir vergleichen die angebotenen Zinsen und nehmen gern die Anlage, die uns die höhere Rendite verspricht". Wagner stellt fest:

Auch wir drehen damit das Rentabilitätsrad und sorgen dafür, dass Kapital dorthin fließt, wo die höchste Rentabilität in Aussicht steht."

Uns selbst sieht er damit als Treiber eines Systems, die ihre Bank zwingen, auf Rentabilität zu achten. Dennoch: Das European Forum for Sustainable Investment (Eurosif) hat in einer Studie herausgefunden, dass die beliebteste nachhaltige Anlagestrategie mit einem Volumen von knapp zehn Billionen Euro in Ansätze fließt, die Investments in bestimmte Geschäfte ausschließen, so genannte Exclusions. Die Rentabilitätszwänge sind durch betriebswirtschaftliche Rationalität bedingt, die einem ökologischen Handeln der Banker Grenzen setzt. Gründe dafür liegen Wagners Ansicht nach in der global vernetzten Geldgesellschaft. Ein Ursprung, mit dem sich im historisch-wirtschaftlichen Kontext auch Udo Reifner im ersten Band der Springer-Trilogie "Das Geld" beschäftigt. 

Was Banken tun können

Die Kraft der globalen Geld- und Zinswirtschaft ist zwar unter dem Strich stärker. Dennoch können Kreditinstitute Spielräume nutzen. "Finanzdienstleister können mehr oder weniger sozialverantwortlich, mehr oder weniger umweltbewusst handeln", sagt Wagner. Dabei werden sie beispielsweise durch Ökoratingagenturen im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit beurteilt. Diese stellen große Unterschiede fest. 

Banken müssen Verantwortung übernehmen. Dahin zielt auch ein zentraler Ansatzpunkt der Finanzmarktregulierung, die Eindämmung der Too-big-to-fail-Problematik, indem das Haftungsprinzip im Finanzsektor neu etabliert wird. "So muss vor allem sichergestellt werden, dass auch Großbanken im Krisenfall geordnet abgewickelt werden können, ohne dass der Steuerzahler Verluste übernehmen muss", schreibt dazu Wirtschaftsdienst-Autor Christian Hecker im Beitrag "Finanzmärkte und soziale Nachhaltigkeit im Spannungsverhältnis" (Bankmagazin-Ausgabe 6/2016, Seite 28). 

Nachhaltigkeit der Finanzprodukte, Nachhaltigkeitsrisiken in der Unternehmensstrategie und das seit 2017 verpflichtende Nachhaltigkeitsreporting für kapitalmarktorientierte Unternehmen, Banken und Versicherer sind erste Schritte zur Veränderung, auch wenn sie noch keine gänzlich neue Ökonomie bewirken.

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