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18.01.2018 | Bankstrategie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Innovation Labs helfen Instituten bei digitaler Modernisierung

verfasst von: Barbara Bocks

4 Min. Lesedauer

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Zahlreiche Unternehmen aus der Finanzbranche leisten sich mittlerweile seit Jahren eigene Innovationseinheiten. Wie kreativ die Labs sind und wie sie arbeiten, zeigen wir in einer Serie zum Thema auf.

Derzeit werden in Deutschland knapp 100 Digital Innovation Units von Unternehmen betrieben. Das geht aus einer Studie des Beratungsunternehmens Infront Consulting & Management und "Capital" vom Juni 2017 hervor. "Seit etwa fünf Jahren leisten sich immer mehr Banken und Sparkassen eigene Innovationslabore“, erklärt Frank Schwab, Geschäftsführer der GIZS, gegenüber Springer Professional. Die Neugründungen seien "fast eine Modeerscheinung", meint Schwab: "Wer will nicht innovativ und hipp für seine Kunden sein?“

Einige Beispiele zu Projekten der letzten Zeit zeigen, dass Banken, Sparkassen und Versicherer das Potenzial von Think Tanks und Innovation Labs für die Entwicklung von neuen Produkten der digitalen Welt verstärkt ausschöpfen. Dabei sind sowohl interne Modelle als auch vernetzt arbeitende Labs vertreten, die Unternehmen aus der Fintech-Szene oder der Wissenschaft integrieren.  

Digitalfabrik und digitale Inkubatoren 

So betreibt beispielsweise 

  • die Deutsche Bank eine Digitalfabrik und gleich vier Innovation Labs in verschiedenen Ländern. 
  • Die Commerzbank investiert unter anderem über den "Main Incubator" in Innovationen.
  • Die Sparkassen veranstalten seit 2016 zum Thema Innovation unter anderem einen jährlichen Hackathon. 
  • Der Venture Club Münster, eine studentische Initiative für Start-ups, hat Mitte Januar 2018 den ersten studentischen "Let's hack"-Hackathon unter anderem zusammen mit der Westfälischen Provinzial Versicherung und der Eucon Group als Sponsoren ausgerichtet. 
  • Die DZ Bank setzt neben dem Innovation Lab auf gezieltes Trendscouting. 

"Dafür arbeiten wir mit allen Innovationsmanagern der DZ Bank Gruppe zusammen, um Trends und Technologien aber auch veränderte Kundenbedürfnisse zu identifizieren und zu evaluieren", erklärte Franz Welter, Abteilungsdirektor (Vice President) Innovation & Digitalisierung bei der DZ Bank, kürzlich im Interview mit Bankmagazin-Chefredakteurin Stefanie Hüthig.

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Geschäftsmodellinnovation: Partizipativ und diskursiv

Die Wissenschaftler und Berater Robert S. Kaplan und David P. Norton entwickelten die Balanced Scorecard (vgl. Kaplan und Norton 1996), um Strategien wirkungsvoll zu implementieren. 

Die Fiducia GAD, IT-Dienstleister innerhalb der genossenschaftlichen FinanzGruppe, erprobt mit drei internen Start-ups derzeit neue digitale Angebote, die künftig von den Volks- und Raiffeisenbanken vor Ort eingesetzt werden sollen. Neben digitalen Plattformen und Finanzökosystemen, in die unterschiedliche Services zunehmend vernetzt für Kundenangebote der Geldinstitute direkt oder indirekt integriert werden sollen, beschäftigen sich die Start-ups beispielsweise auch mit dem Einsatz neuer Beratungstechnologien. Dazu gehören etwa der Einsatz von Chatbots für das Mobile Banking sowie für den Kundensupport.

Ideen vor allem für den B2C-Bereich

Auffallend bei den Innovation Labs der Institute ist aus der Sicht von Fintech-Experte Schwab, dass sich deren Projekte vor allem auf die eigene Digitalisierung, Fintech-Kooperationen und Investments sowie aktuell erste Blockchain-Anwendungen konzentrieren. Laut Valentino Pola, Senior Manager bei der Managementberatung Cofinpro, haben Kreditinstitute in den vergangenen Jahren in den Innovation Labs viele neue Ideen ausprobiert: "Diese fokussierten sich stark auf den B2C-Bereich mit Projekten in den Bereichen Zahlungsverkehr, Kredit und Wertpapier“, sagt Pola auf Nachfrage Springer Professional. Neuartige, marktverändernde Bankdienstleistungen sind in der Breite daraus bisher aus der Sicht von Schwab noch nicht entstanden. Laut Pola steht die Einführung der erfolgreichen Innovationen in der Breite jedoch an – beispielsweise von Robo Advisern in der Geldanlage oder Cross-Selling-Ansätzen auf Basis der Möglichkeiten der PSD2.

Labs werden stärker im Firmenkundensegment aktiv

Nachdem sich die Institute bisher mit ihren Projekten stark auf den Retailbereich konzentriert haben, werde es in der Arbeit der Labs in diesem Jahr vermehrt um Innovationen im Firmenkundenbereich gehen, so Pola weiter.

Dass innovative digitale Produkte und gut durchdachte Digitalkonzepte kein Luxus für Kreditinstitute sind, davon sind die Springer- Autoren Markus Strietzel, Sebastian Steger und Till Bremen überzeugt. In dem Buchkapitel „Digitale Transformation im Banking – ein Überblick" (Seite 14f.) des Fachbuchs "Digital Banking“ beschreiben sie, dass "eine Mehrheit der Bankkunden heute bereits digitalaffin und offen für Innovationen ist“. Diese Kunden informieren sich laut den Experten zunächst im Internet und sind weniger an eine Hausbank gebunden als frühere Generationen. Sie erwarten laut den Autoren daher beispielsweise:

  • 24/7 Verfügbarkeit standardisierter Bankdienstleistungen
  • Transparenz und Modularisierung der angebotenen Produkte
  • Umfassende Informationen und einfache Abwicklung der Transaktionen
  • Durchgängige Prozesse und Abläufe
  • Reibungslose Wechsel zwischen verschiedenen Kanälen

Die gute Nachricht lautet: Für Kreditinstitute habe sich der grundlegende Ansatz, Innovationen in Labs zu entwickeln, bewährt, ist sich Pola sicher: "Das zeigen die Erfahrungen fast aller Institute“. Labore spielen laut Pola für die Innovationsentwicklung in der heutigen "VUCA-Welt“, die gekennzeichnet ist durch Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit, eine zentrale Rolle neben den klassischen Vorstudienformaten. Zusätzlich würden sich Labs als Formate zum Transfer agiler Vorgehensweisen und Methoden in die Organisation eignen, "dies wird für die Zukunft immer wichtiger“. Dennoch ist Innovation laut Schwab ein schwieriges Geschäft:

Mut, Fehlertoleranz und ein langer Atem sind wichtig."


Frank Schwab, Geschäftsführer GIZS

"Nicht alle Banken und Sparkassen werden sich das leisten können“. In der Folge könnten nach Einschätzung Schwabs in den kommenden Jahren viele der neu geschaffenen Labs wieder geschlossen werden. Schwab weiter: "Nur die Banken und Sparkassen, die auf eine Innovationsstrategie und deren kompromisslose Umsetzung setzen, werden langfristig entsprechenden Nutzen aus ihren Labs ziehen“.

In weiteren Teilen dieser Serie stellt Springer Professional unterschiedliche Konzepte, verwandte Methoden und bisherige Ideen und Ergebnisse der einzelnen Innovationseinheiten von Kreditinstituten und Versicherern vor.

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