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14.04.2022 | Bankstrategie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Token eröffnen Banken neue Prozess- und Produktwelten

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

4:30 Min. Lesedauer

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In der Tokenisierung liegen vielfältige Chancen für Banken. Über diese Technologie lassen sich Kosten sparen, Prozesse optimieren und völlig neue Geschäfsfelder etablieren. Häufig kooperieren Banken dabei mit Fintechs, um sich eigenen Entwicklungsaufwand zu sparen.

"Die Tokenisierung von Immobilien mittels Blockchain-Technologie hat in den vergangenen Jahren für viele Schlagzeilen gesorgt. Sie verspricht einen rigiden und konservativen Markt zu revolutionieren", heißt es in einer Studie der Frankfurt School in Zusammenarbeit mit der Hamburg Commercial Bank von September 2021. "Dank ihrer Transparenz, Kosteneffizienz und Zugänglichkeit, bereitet die Tokenisierung von Vermögenswerten den Boden für neue Finanzhandelssysteme", ermittelte eine Analyse, die Roland Berger gemeinsam mit dem auf digitale Assets spezialisierten Technologieanbieter Keyrock im Dezember 2021 veröffentlicht hat. 

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Die Blockchain wird als eine der Schlüsseltechnologien gesehen, die Optimierung
und Schadensprävention in viele Bereiche bringen soll. Neben den beliebten Kryptowährungen sollen in der Zukunft ebenfalls digitale Nachweise und Identitäten auf der Basis von Blockchain-Technologien umgesetzt werden.

Tokenbasierte Geschäftsmodelle in der Wirtschaft

"Schon längst sind die Begriffe Bitcoin, Kryptowährungen, Token, Smart Contracts und Blockchain keine Kunstbegriffe für Menschen im Darknet. Vielmehr beschäftigen sich inzwischen globale Konzerne und sogar die Medien in der breiten Maße mit diesen Themen", erläutern Paul Kammerer, Philipp Sandner, Friedhelm A. Schmitt und Simon Seiter im Buchkapitel "Tokenomics - Der vernetzte Weg zur Finanzierung von Innovation" (Seite 642). 

"Großes mediales Interesse für dieses Thema entstand vor allem in den Jahren 2017 und 2018, als die Anzahl der tokenbasierten Geschäftsmodelle regelrecht explodierte. Subsumiert unter dem Sammelbegriff ICO (Initial Coin Offering) wurden alleine 2018 mehr als 2.200 ICOs veröffentlicht und dabei mehr als elf Milliarden US-Dollar eingesammelt. Im Jahr zuvor waren es etwas mehr als zehn Milliarden. In den meisten Fällen lagen innovative Ideen hinter diesen ICOs, die potenzielle Investoren ins Schwärmen brachten, da jeder ein Teil dieser technologischen Revolution sein wollte", beschreiben die Sprigner-Autoren die Ausbreitung der Tokenisierungswelle. 

Token forcieren Dezentralisierung von Finanzdienstleistung

Die Tokenisierung sorgt laut Volker Brühl für eine "Dezentralisierung von Finanzdienstleistungen, die weitgehend ohne die Einschaltung von Finanzintermediären angeboten werden können". Wie der Geschäftsführer des Centers for Financial Studies an der Goethe Universität in Frankfurt am Main in einem Beitrag der Zeitschrift "Wirtschaftsdienst" (Ausgabe 8 | 2021) ausführt, können solche Token unterschiedliche Eigentums-, Zugangs- oder Nutzungsrechte von Produkten, Dienstleistungen oder Assets digital abbilden. 

Jamal El Mallouki sieht in der auf der Blockchain basierenden Technologie vor allem eine Möglichkeit für Banken, trotz steigender regulatorischer Kosten ein hohes Investitionsniveau zu halten. Der Geschäftsführer eines Softwaredienstleisters und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Crowdfunding schreibt in der April-Ausgabe des Bankmagazins: 

Die Tokenisierung umfasst die Erstellung eines digitalen Abbilds von Vermögenswerte wie Anleihen, Immobilien oder auch Kunstobjekten. Der daraus resultierende Token repräsentiert den Vermögenswert mit allen ihm zugeschriebenen Rechten und Pflichten. Dabei kann der Vermögenswert in beliebig viele Token mit fest definierten Werten aufgeteilt werden."

Einsatz von Token gegen Geldwäsche 

Token können bereits während ihrer Erstellung mit verschiedenen Eigenschaften programmiert werden, die sich unter bestimmten Bedingungen aktivieren lassen, führt der Experte in seinem Beitrag aus. So könne ein Logbuch angelegt werden, das dokumentiert, in wessen Besitz der Token sich befand, etwa um Geldwäsche zu bekämpfen. "Sogar eine Whitelist, also eine Positivliste, durch die nur vorher autorisierte Personen oder Institutionen den Token überhaupt halten können, ist möglich", schreibt El Mallouki. 

"Aus diesen technischen Eigenschaften ergeben sich für einige traditionelle Geschäftsfelder von Finanzdienstleistern - sowohl im Investment und Private Banking, wie auch im Retailsegment - eine Reihe potenzieller Vorteile", erlärt der Experte. Der Blockchain-Prozess biete bei vielen Transaktionen ein hohes Maß an Nachvollziehbarkeit und Sicherheit, "da jede Änderung von allen beteiligten Systemen gleichzeitig aufgezeichnet wird und somit im Nachhinein nicht mehr unbemerkt verändert werden kann". 

Auch der Zustimmungsprozess selbst könne automatisiert werden, beispielsweise sobald bestimmte, vorher festgelegte vertragliche Leistungen erfüllt werden oder sich Rahmenbedingungen ändern. "Ein Vorteil der Tokenisierung liegt in den vergleichsweise geringen Kosten für alle Beteiligten. Dies gilt sowohl für die Erstellung als auch für die Verwahrung des Tokens sowie für die Transaktionen. Vor allem Vermögenswerte, die in der Vergangenheit nur mit großem Aufwand oder Kosten handelbar waren, werden liquide gemacht."

Neue Produkte für größere Kundenbasis

Durch die beliebig anpassbare Stückelung von Vermögenswerten sowie die sehr geringen Kosten der Tokenisierung werden zudem Anlageklassen, die in der Vergangenheit oftmals nur wohlhabenden Anlegern zur Verfügung standen, für eine breitere Schicht potenzieller Privatinvestoren geöffnet - und zwar unabhängig von ihrem geografischen Standort. Dadurch steigen die Liquidität und die Attraktivität sowie der Wert einzelner Assetklassen", nennt El Mallouki einen weiteren Pluspunkt der Tokenisierung.

Damit lassen sich in Banken nicht nur bereits bestehende Geschäfsfelder und Prozesse effizienter gestalen, sondern auch komplett neue Geschäfts- und Dienstleistungsmodelle mit entsprechenden Marktsegmenten und Zielgruppen etablieren. "Banken können beispielsweise den Tokenisierungsprozess selbst inklusive einer Beratung zur sinnvollen Stückelung der einzelnen Werte anbieten. Auch die Verwaltung der ofmals noch privat gesteuerten digitalen Wallets
sowie die damit verbundenen Beratungsleistungen, etwa hinsichtlich steuerlicher Aspekte oder bei der Integration in Altervorsorge- und Vermögensbildungspläne, sind mögliche neue Geschäfsfelder", schreibt der Blockchain-Experte.

Fintech-Kooperation sparen Entwicklungsaufwand

Die Kooperation mit spezialisierten Lösungsanbietern vereinfache die technische Umsetzung für Finanzdienstleister, da eigene Entwicklung und Schulung entfallen. "Allerdings müssten die gesetzlichen und regulatorischen Standards, die Banken und Sparkassen hierzulande beispielsweise im Bereich der Transaktionssicherheit und der Compliance erfüllen müssen, um Vorgaben der Tokenisierung ergänzt werden. Für etablierte Finanzinstitutionen sollte der Aufwand aber überschaubar bleiben und sie können mit Skaleneffekten bei der technischen Infrastruktur und Prozessen rechnen." 

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