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09.01.2025 | Bankstrategie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Deutschen Banken bleiben viele Baustellen

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

5 Min. Lesedauer

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Experten loben Deutschlands Banken für ihre verbesserte Eigenkapitalrendite, die vorsichtigere Risikopolitik und den Einsatz moderner Technologien zur Optimierung vieler Prozesse. Dennoch gibt es 2025 noch zahlreiche Baustellen: Zu hohe Kosten, die Diversifikation bei den Ertragsquellen und die Regulatorik sind nur einige. 

"Die tiefgreifende Transformation der deutschen Banken zahlt sich aus", kommentiert Walter Sinn, Deutschlandchef von Bain & Company die Ergebnisse der aktuellen Studie "Deutschlands Banken 2024: Rendite steigt - zur Aufholjagd bereit?" des Beratungshauses. Der Report, der bereits zum vierten mal die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen der deutschen Bankenbranche beleutet, betont vor allem die deutliche Verbesserung der Eigenkapitalrendite. Diese habe mit 6,1 Prozent im Jahr 2023 den höchsten Stand seit 15 Jahren erreich. Die Zinspolitik trug wesentlich dazu bei, die Zinsüberschüsse deutscher Banken auf 80 Milliarden Euro zu steigern, was einem Anstieg von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. 

Zinsüberschuss verdeckt steigenden Kosten

Sinn verweist insbesondere auf die jüngst auf 59 Prozent verbesserte Cost-Income-Ratio. Diesen Wert habe die Branche zuletzt 1983 erzielen können. Allerdings verdecke der deutlich höhere Zinsüberschuss, dass die Provisionsüberschüsse stagnieren und die Verwaltungskosten unverändert steigen. "Deutschlands Banken müssen ihre Transformation intensivieren, die Kosten nachhaltig senken und ihre Ertragsquellen stärker diversifizieren", mahnt der Bankenexperte. 

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Dabei gebe die Entwicklung im vergangenen Jahr Banken und Sparkassen Rückenwind, belegt der Report: Erstmals seit langer Zeit konnten alle elf Institutsgruppen ihre durchschnittliche Eigenkapitalrendite steigern. Die Nase vorne hatten erneut die Privatbanken mit einer Rendite in Höhe von 11,1 Prozent. Die genossenschaftliche Zentralbank folgt mit 8,3 Prozent auf Rang zwei und die drei Großbanken landen mit 7,4 Prozent auf dem dritten Platz. Damit erwirtschafteten diese Renditen, die über oder nahe den durchschnittlichen Eigenkapitalkosten europäischer Wettbewerber zwischen acht und zehn Prozent liegen. 

KI, Nachhaltigkeit und digitales Banking als Ertragstreiber

Ein zentraler Hebel zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sieht der Report in der digitalen Transformation. Hierzu gehört unter anderem der Einsatz von Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), um Prozesse zu automatisieren und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Weitere Potenziale sehen die Studienautoren in der Erschließung nachhaltiger Finanzprodukte und des digitalen Bankings. Diese Bereiche bieten Chancen, Erträge zu diversifizieren und sich langfristig im Wettbewerb zu behaupten.

Um die Ertragskraft weiter zu steigern, empfiehlt der Report folgende Maßnahmen:

  • Kapitalmanagement optimieren: Eine effizientere Kapitalallokation wird notwendig, um das Wachstumspotenzial zu erhöhen und Margen zu steigern.
  • Nachhaltigkeit in den Fokus rücken: Der Trend zu ESG-konformen (Environment, Social, Governance) Finanzprodukten sollte genutzt werden, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
  • Fokus auf Ertragsdiversifikation: Neben dem Zinsgeschäft sollten neue Ertragsquellen entwickelt werden, etwa im Bereich digitaler Zahlungsdienste oder Krypto-Investments.
  • Transformation forcieren: Banken müssen ihre operative Exzellenz durch digitale Technologien verbessern und gleichzeitig ihre Kundenorientierung stärken.

Transparenz über Kosten- und Werttreiber schaffen

Diese Empfehlungen sind allerdings nicht neu: Dass deutsche Geldhäuser unter anderem ihre Transformation beschleunigen müssen, um nicht dauerhaft hinter ihren europäischen Wettbewerbern zurückzufallen, wird auch von anderen Marktbeobachtern immer wieder betont: 

Ein datenbasiertes, kundenorientiertes Performance Management wird zum Schlüssel für erfolgreiche Gesamtbanksteuerung. Dies erfordert Transparenz über Kosten- und Werttreiber auf Einzelgeschäftsebene und die Integration dieser Erkenntnisse in ein mehrstufiges Performance Management. Ein umfassendes Kennzahlensystem unterstützt dabei, Effizienzpotenziale zu erkennen und zu nutzen, was zu Kosteneinsparungen und einer verbesserten Kostenkultur führt", heißt es in einer Studie von Bearing Point vom September 2024. 

Banken und Sparkassen nutzen zunehmend KI für Kreditwürdigkeitsprüfungen oder setzen Chatbots in der personalisierten Finanzberatung ein. "Besonders in der Kreditprüfung verkürzt KI die Prozesszeiten und verbessert die Entscheidungsqualität. Hyperautomation, kombiniert mit Generativer KI (GenAI), steigert die Effizienz weiter, indem sie komplexe Datenanalysen und automatisierte Entscheidungen ermöglicht", heißt es in dem Report. "Der EU AI Act stellt einen umfassenden rechtlichen Rahmen bereit, um vertrauenswürdige und sichere KI-Innovationen zu fördern, insbesondere bei hochriskanten Finanzanwendungen."

Transformation der Wirtschaft erfolgreich begleiten

Auch die Begleitung der Transformation der Wirtschaft wird weiterhin ein spannendes Thema bleiben. Da ist sich Johanna Antonie Tjaden-Schulte, Vorständin bei der NRW Bank, sicher. "Kreditinstitute müssen nicht nur neue Geschäftsmodelle, sondern auch neue Märkte verstehen, analysieren sowie bewerten können, Und dann müssen sie das Ganze auch in ein passendes Risikomanagement und passende Systeme überführen", erläutert die Expertin im Gespräch mit der Zeitschrift "Bankmagazin".

Um diese Herausforderung zu meistern, müssen Banken nah am Markt sein, direkt im Dialog mit den Unternehmen stehen und die Transformationsprozesse innerhalb der Sektoren und Branchen eng mitverfolgen. "Ich glaube, dass das aber auch genau die Stärke der Geldhäuser ist", so Tjaden-Schulte. "Banken haben sehr viele Daten und was sie wirklich gut können, ist, mit diesen Daten umzugehen, Datenschutz zu betreiben und Daten auch dafür zu nutzen, um Strategien fortzuentwickeln."

Regulierung sorgt für Komplexität wie Resilienz

Gerade beim Thema Aufsicht kritisieren Experten immer wieder die Last für kleinere Häuser: "Die aufsichtliche Komplexität, der auch kleine Institute ausgesetzt sind, ist ohne einen Stab spezialisierter Mitarbeiter und die Unterstützung teurer externer Berater nicht zu bewältigen. Unverändert werden kleine Institute durch die Aufsicht relativ zu ihrem Geschäftsvolumen sehr viel stärker belastet als große", schreibt hierzu Hans-Peter Burghof im "ifo Schnelldienst" vom Juli 2024.

Der Professor für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen an der Universität Hohenheimder stellt der Aufsicht allerdings bei der Weiterentwicklung der Eigenkapitalanforderungen ein wohlwollendes Zeugnis aus. Diese habe zu mehr Stabilität und einer vorsichtigeren Risikopolitik geführt. Die Institute verfügten über mehr Reserven, um möglichen Krisen zu begegnen. "Viele Fehler aus der Vergangenheit und ihre Folgen scheinen abgearbeitet, auch die oft sehr langfristigen Rechtsrisiken. Um viele Banken ist es eher still geworden, und das ist gut so."

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