Eigentlich sollten bei der Nord LB nach turbulenten Jahren die laufenden Umbaupläne im Zentrum der virtuellen Bilanzpressekonferenz stehen. Doch auch bei ihr überschattet die Corona-Epidemie die aktuellen Geschäftszahlen sowie die Planungen für 2020.
Die Norddeutsche Landesbank (Nord LB) hat im Geschäftsjahr 2019 einen Verlust vor Steuern in Höhe von 30 Millionen Euro eingefahren. Das Konzernergebnis nach Steuern lag bei minus 69 Millionen Euro. Vor allem Kosten für Restrukturierungsmaßnahmen und neue IT-Systeme haben beim durch Schiffsfinanzierungen ins Straucheln geratenen Institut auf das Geschäftsergebnis gedrückt, erläutert Vorstandschef Thomas Bürkle.
Das Ergebnis vor Restrukturierung und Steuern gibt das Geldhaus mit 429 Millionen Euro an. "Die Bank war operativ profitabel", resümiert Finanzvorstand Olof Seidel. Seit 2011 konnte das Institut sein Schiffskreditportfolio um insgesamt 14,9 Milliarden Euro verringern.
Krisenfolgen nicht seriös einschätzbar
Dennoch gerieten die Zahlen zum Restrukturierungsaufwand und zur Verbesserung der Risikostruktur im Hinblick auf die Corona-Krise in den Hintergrund. "Die konjunkturellen Auswirkungen lassen sich kaum beziffern. Wir analysieren aber verschiedene Szenarien", erläutert Risikovortand Christoph Dieng. "Entscheidend wird sein, wie lange die Krise die Wirtschaft beeinflusst und wie gut die staatlichen Hilfsmaßnahmen greifen." Ob es zur gefürchteten Rezession kommt, könne derzeit nicht seriös prognostiziert werden. Die Nord LB verzeichne aber vermehrt Anfragen von Firmenkunden nach Liquidität, aber auch nach Stundungen und Tilgungsstreckungen. Die Bank stehe hierzu mit den Unternehmen in engem Kontakt.
Während das Geldhaus seine Risiken in der Schiffsfinanzierung planmäßig zurückfährt, bleibt es jedoch im von der Krise besonders betroffenen Bereich Aviation weiterhin engagiert. "Die Luftfahrtbranche leidet stark unter den aktuellen Reisebeschränkungen", sagt Christoph Schulz, verantwortlich für den Privat- und Geschäftskundenbereich der Nord LB. Aber man vertraue in die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen und halte das Portfolio für gut abgeschirmt. "Dennoch ist derzeit nicht möglich, eine Einschätzung abzugeben", so Schulz.
Nord LB hält an weiterem Jobabbau fest
Trotz des schwierigen Fahrwassers, in der sich die gesamte Wirtschaft befindet, will die Nord LB bei ihren Umbau- und Restrukturierungsplänen weiterhin auf Kurs bleiben. Hierzu gehört unter anderem die Konzentration auf den Standort Oldenburg. Dennoch sei es wichtig, dass auch die Bremer Kunden "im vollen Umfang betreut werden", so Bürkle. "Die Bank wird kleiner und effizienter", betont der Vorstandschef. Hierzu tragen nicht nur IT-Investitionen in Höhe von 500 Millionen Euro bei, sondern auch der konsequente Personalabbau. 2023 sollen nur noch zwischen 2.800 und 3.000 Mitarbeiter für das Institut tätig sein. Dabei setzt die Bank vor allem auf freiwillige Lösungen.
Positive Erwartungen hat die Nord LB an den Bereich Sustainable Finance. Die Bank engagiert sich weltweit bei der Finanzierung von Erneuerbaren Energien sowie Infrastrukturprojekten. Auch will das Institut Spezialfinanzierungen sowie das Firmenkundengeschäft "näher an den Kapitalmarkt" rücken. Hierbei soll ein Asset-Management-Ansatz helfen, der Investoren wie etwa Versicherungsunternehmen mit Kapitalnehmern zusammen bringt.
Restrukturierung und Krise werden Geschäft belasten
Insgesamt geben die Kapitalstärkung 2019 und die Verbesserung der Ratings im Januar der Bank Rückenwind, so Bürkle. Auch sei der bisherige Verlauf des Geschäftsjahres positiv. Dennoch werde die weitere Restrukturierung sowie die aktuelle Krise das Geschäft belasten. Daher verzichte die Nord LB derzeit auf eine Ergebnisprognose.
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