Auch in der Bankenwelt verändert sich das Rollenbild von CFOs stark unter dem Einfluss der Digitalisierung. Die Finanzabteilung muss neue Aufgaben übernehmen und auch Finanzchefs müssen sich neuen Herausforderungen stellen.
Banken-CFOs hoffen langfristig auf Entlastung durch die Digitalisierung.
Fotolia/alphaspirit
Die Strategie- und Managementberatung Zeb hat in der "Zeb.CFO-Studie 2018/2019" die neue Rolle von Banken-CFOs analysiert. Die Studie zeigt, dass die Digitalisierung den Finanzchefs eine gezielte Weiterentwicklung ihrer Tätigkeit eröffnet.
"Früher galt der Finanzvorstand noch häufig als Bremser, Pessimist, Bedenkenträger oder biederer Zahlenmensch, der bestenfalls bei Vorlage der Quartalszahlen positiv sichtbar wurde. Doch das ist vorbei," erklärt auch Springer-Autor Karlheinz Hornung in seinem Buchkapitel "CFO – vom Zahlenverwalter zum Co-Piloten" (Seite 121). Das Umfeld hat sich verändert. Längst reicht es nicht mehr aus, ein gutes Zahlenverständnis mitzubringen.
"Die Rolle des Finanzvorstands in den Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren so rasant gewandelt wie keine andere Management-Funktion," stellt Hornung fest.
Für die Zeb-Studie wurden 75 CFOs und Führungskräfte europäischer Großbanken befragt. Den größten Arbeitsaufwand hat der Finanzbereich laut der Studie weiterhin durch die Standardaufgaben. Doch immerhin drei Viertel der Befragten sehen den CFO als Sparringspartner des CEO bei der Förderung strategischer Diskussionen. "Aktuell gibt es zwei Rollen, in denen der CFO einer Bank überzeugen kann. Entweder als traditioneller CFO, der sich intensiv mit Zahlen beschäftigt, oder als derjenige, der dem CEO mit seiner strategischen Expertise zur Seite steht", erläutert Dirk Holländer, Initiator der Studie und Senior Partner bei zeb. Ihm zufolge zeigt ein Vergleich zur CFO-Studie im vergangenen Jahr, dass sich ein spannender Trend hin zur Funktion als Chief Future Officer für Wertschöpfung und Strategie entwickelt hat. "Dieser Ansatz wird sich in Zukunft weiter verstärken und damit ganz grundlegende Auswirkungen auf das Selbstbild des CFO im europäischen Bankensektor haben", glaubt Holländer.
Banken-CFOs hoffen auf die Digitalisierung
Auch Banken-CFOs werden also über ihren ursprünglichen Tellerrand hinausblicken müssen. Doch wie sollen die Finanzvorstände den Erwartungen gerecht werden? Viele CFOs empfinden es nicht als einfach, ihre Funktion weiter auszubauen, da sie bereits mit den bisherigen Aufgaben voll ausgelastet sind. Die Studienteilnehmer hoffen, dass sie durch die Digitalisierung den Spagat zwischen dem Arbeitsalltag und den neuen Anforderungen schaffen können. Allerdings gaben 80 Prozent der Studienteilnehmer an, dass es bisher noch an einer klaren Digitalisierungsstrategie fehlt sowie ausreichende Investitionen in diesem Bereich unterbleiben.
Banken-CFOs sind sich also einerseits bewusst, dass die Digitalisierung enorme Potenziale bietet, können diese aber andererseits bisher nicht ausschöpfen. Die Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie ist jedoch erfolgsentscheidend. Auch Springer-Autor Christian Langmann stellt in seinem Buch "Digitalisierung im Controlling" fest (Seite 53), dass die Entwicklung nicht aufzuhalten ist: "Die Digitalisierung wird das Controlling als Unternehmensfunktion, wie wir sie heute kennen, auf vielfache Weise grundlegend verändern." Dabei betont der Autor, dass die Veränderungen kommen werden, ob Unternehmen wollen oder nicht. Alwin Bathija und Thomas Kümpel vertreten in ihrem Buchkapitel "Digitalisierung im Bankensektor – Notwendigkeit von neuen kundenzentrierten Geschäftsmodellen" ebenfalls diese Auffassung (Seite 212): "Neben einer innovativen Digitalisierungsstrategie sollten Banken eine angemessene IT-Sicherheit gewährleisten."
Digitalisierungskonzept ist notwendig
Fehlt es noch an der Strategie, können auch Mitarbeiter nicht entsprechend gefördert und weitergebildet werden. Doch Finanzfachkräfte müssen sich neue Kompetenzen zunächst aneignen, stellt Bernadette Wagener in ihrem Beitrag "Digital Skills ausbauen – aber wie?" fest. "Meist sind es die CFOs, die mit der Ressourcenfreigabe über Umsetzung oder Nicht-Umsetzung digitaler Projekte entscheiden — und dabei nicht selten auf die Meinung externer Berater angewiesen sind. Der Bedarf der Unternehmen am Aufbau von Digitalisierungs-Know-how ist demnach allgemein groß, insbesondere in der Finanzfunktion", beschreibt Wagener. 70 Prozent der Studienteilnehmer glauben, dass die entsprechenden Mitarbeiter für die Zukunft nicht ausreichend ausgebildet sind.
Finanzfunktion weiterentwickeln
Das Studienergebnis zeigt vier zentrale Faktoren, mit denen sich die Finanzfunktion den neuen Herausforderungen stellen kann:
- Advanced Analytics
- Umschulung der Mitarbeiter
- Intelligente Automatisierung
- Nutzung hochwertiger Daten als strategische Ressource
Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen auch bereits die Professoren Imke Keimer und Ulrich Egle in ihrem Beitrag "Die Treiber der Digitalisierung im Controlling". Sie ziehen das Fazit (Seite 67): "Um den digitalen Wandel in den Controlling-Abteilungen zu fördern, sollten Unternehmen zwei wichtige Treiber berücksichtigen: eine gute Datenbasis und ein digitales Mindset der Belegschaft."
Eine große Bedeutung hat ihrer Ansicht nach hierbei ein Kulturwandel im Controlling. Sie sehen vor allem den CFO in der Pflicht: "Federführend muss im Controlling aber der CFO oder der Controlling-Leiter die Digitalisierung vorantreiben und aufzeigen, was Digitalisierung für das Controlling heißt."