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06.12.2022 | Bankstrategie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Banken haben 2023 viele Baustellen

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

6 Min. Lesedauer

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Neue, kundenorientierte Geschäftsmodelle, ein verstärkter Fokus auf das Wealth Management und den Zahlungsverkehr sind nur einige der Baustellen, an denen die deutsche Bankenbranche in den kommenden Monaten arbeiten muss. Digitale Services und Plattformen stehen dabei ganz oben auf der To-do-Liste.

Banken und Sparkassn müssen kurzfristig noch stärker auf digitale Angeboten und Services setzen. 


Viel ist auf die deutsche Wirtschaft und die Finanzmärkte im Jahr 2022 eingebrochen: Noch kämpften Unternehmen mit den Folgen von zwei Jahren Corona-Pandemie, da greift Russland im Frühjahr die Ukraine an. Die Preisspirale bei Energie, Rohstoffen und Lebensmittel beginnt sich zu drehen, die Inflation steigt in ungeahnte Höhen. Nun drohen Deutschland und Europa wohl eine "milde Rezession", wie Bundesbankpräsident Joachim Nagel im November 2022 vor Journalisten in Frankfurt erklärte. Das Institut mahnte in seinem Finanzstabilitätsbericht, die Bankenbranche müsse auf ausreichend Resilienz achten. Im deutschen Finanzsystem hätten sich "über mehrere Jahre Verwundbarkeiten im Bestand der Kredite aufgebaut" - eine Folge von niedrigen Zinsen sowie dynamisch steigenden Krediten und Vermögenspreisen.

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Geschäft um datengetriebene Modelle erweitern

Open Banking und Embedded Finance schaffen neue Geschäftsmodelle und Wachstumsstrategien für Geldhäuser. Die Kooperation mit institutsfernen Unternehmen ermöglicht es ihnen, Finanzprodukte und -dienstleistungen in die digitalen Anwendungen von Partnern zu integrieren.

Kurzfristige Unternehmensnavigation notwendig

Finanzinstitute und Privatkunden stehen durch die Zinswende, Inflation und Energiekrise einem veränderten ökonomischen Marktumfeld gegenüber. Im Privatsektor werden Investitionen in Immobilien und Großanschaffungen zurückgestellt. Finanzinstitute müssen zudem steigenden Kosten und nicht absehbare Risiken stemmen. Dies erfordert eine Umstellung auf eine kurzfristigere Unternehmensnavigation", fasst Michael Herrschlein, CEO beim Kreditspezialisten Younited Germany, die Ausgangslage für die kommenden Monate gegenüber Springer Professional zusammen.

Institute, die bereits ihre IT-Landschaft digitalisiert haben, dürften in diesen Zeiten einen Kostenvorteil haben. "Dies zeigt sich insbesondere in der Skalierbarkeit der Prozesse und wird zunehmend ein nachhaltiger Wettbewerbsfaktor in der Bankenindustrie."

Digitale Lücken schließen

"Die weit verbreitete Trägheit deutscher Banken bei digitalen Angeboten und Services, die weltweit längst gängiger Standard sind, ist gefährlich für den Finanzstandort Deutschland", kritisierte etwa Jürgen Lademann, Partner bei Deloitte anlässlich einer Studie zur Transformation in Banken. Diese hatte ermittelt, dass es in Deutschland noch digitale Lücken gibt, etwa bei der Kontoeröffnung im Mobile Banking.

Diese müssen die Geldhäuser schließen, um weiterhin im Kundenalltag relevant zu bleiben, schreibt Stefan Terliesner in der Zeitschrift "Bankmagazin" (Ausgabe 5 | 2022):

Nach Auffassung des Beratungshauses Zeb tragen KI-Technologien schon heute dazu bei, dass Finanzdienstleister ein besseres Kundenerlebnis erzeugen. Die Entwicklung stehe allerdings erst am Anfang und werde die Kundeninteraktion in den kommenden Jahren stark verändern. Bei der Wahl der richtigen KI-Anwendung müssten Kreditinstitute die erforderlichen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen berücksichtigen, damit der Einsatz von datengetriebenen Technologien auch den gewünschten Mehrwert erzielt."

Neue Strategien im Zahlungsverkehr

Das schnelle Voranschreiten der Digitalisierung hat vor allem im Zahlungsverkehr neue Ideen angestoßen und innovative Veränderungen ermöglicht. Das sagte Burkhard Balz, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, Ende September auf einer Veranstaltung in Frankfurt. Seit einigen Jahren werden bargeldlose Zahlungen immer beliebter und der Zugang zu klassischen Bezahlverfahren wie der Karte vor allem durch smarte Geräte erleichtert.

"Diese Entwicklung wird auch in der aktuellen Zahlungsverhaltensstudie der Bundesbank vom Juli 2022 deutlich. Neue Technologien wie Biometrie oder Near Field Communication (NFC) vereinfachen das Bezahlen. Neue Anbieter, vor allem die bekannten Bigtechs versuchen, ihre Plattformen durch nahtlose Integration von Zahlungsoptionen noch attraktiver zu gestalten", erläuterte der Bundesbank-Experte. Der Zahlungsverkehr befinde sich aus seiner Sicht in der Schwebe "zwischen euphorischer Anfangsphase und einem neuen, realitätsnäheren Normalzustand".

Die Bankenbranche habe die Chance, den Zahlungsmarkt in Europa von Grund auf zu verändern. Balz formulierte hierzu drei zentrale Thesen:

  1. Bezahlvorgänge werden schneller abgewickelt. Mit Hilfe von Banking Apps sollte man Echtzeitzahlungen ohne Einbeziehen weiterer Dienstleister auslösen können. Somit rückt die Beziehung zur Bank wieder stärker in den Fokus.
  2. Der Bezahlprozess wird einfacher. Statt fragmentierter Silo-Lösungen werden sich solche etablieren, die im ganzen SEPA-Raum und für eine Vielzahl von Anwendungen genutzt werden können. Ziel ist, dass der Verbraucher nur noch eine Bezahl-App benötigt.
  3. Digitales Zentralbankgeld wird ebenso selbstverständlich für jedermann nutzbar wie Bargeld. Digitales Bezahlen kann so reibungsloser und automatisierter in Wirtschaftsprozesse und den Alltag integriert werden, als dies heute möglich ist.

Banken und Fintechs Hand in Hand

Dass sich herkömmliche Finanzprodukte im Zuge von Open-Banking-Initiativen aufsplitten werden, ist eine Entwicklung, die sich verstärkt fortsetzen wird. Es könnte daher künftig auch der Fall sein, dass der Bankensektor, entgegen dem Narrativ der vergangenen Dekade mit Fintechs als Disruptoren, die digitale und innovative Konkurrenz in traditionelle Finanzdienstleistungen integrieren wird. Der Vorteil dieses Szenarios wäre, dass Kreditinstitute viele Services nicht mehr selbst erbringen müssen. Über Plattformen wird dann das eigene Angebot durch Fintech-Angebote erweitert und Netzwerkeffekte tragen zur Skalierung bei", skizziert Julian Ventouris in seinem Bankmazin-Beitrag (Ausgabe 5-6 2022) eine mögliche Strategie, um die Zukunft des Bezahlens zu gestalten.

Als zentrales Infrastrukturelement würden in diesem Szenario eigene APIs dienen, die die Interoperabilität zwischen Kreditinstituten und Fintechs ermöglichen. Von einer Zusammenarbeit mit traditionellen Geldhäusern proftieren auch die Fintechs, ist sich der Experte für Digital Payment sicher. Durch Banking-as-a-Service-(BaaS)-Schnittstellen werden Technologiefrmen Finanzdienstleistungen zur Verfügung gestellt, die sie selbst nicht oder nur mit großem Aufwand erbringen können. 

"Und der Bedarf von Fintechs an einem zentralisierten Zugang zu einer breiten Menge an BaaS-APIs ist groß, da derzeitige Lösungen stark fragmentiert sind." Die Geldhäuser wiederum bekämen so die Chance, mit einer Bereitstellung der Infrastruktur den Markt aktiv mitgestalten und die eigene Positionierung festigen.

Plattformen sichern die Zukunft im Banking

Insgesamt müssen Banken mittelfristig noch stärker auf Plattformen mit barrierefreien Schnittstellen für Firmen- und Privatkunden setzen, glauben Volker Fischer, Andreas Lücker. Sie skizzieren in ihrem Bankmagazin-Beitrag den optimalen Weg ins Ökosystem (Ausgabe 6 | 2022):

Die Zukunft liegt in digitalen Ökosystemen, die die unterschiedlichsten Payment-, Leasing- und Finanzierungsangebote miteinander verknüpfen, basierend auf den Anforderungen sowohl der Unternehmens- als auch der Endkunden. Digitale und offene Plattformen sind für den Bankensektor der beste Weg, das vorhandene Produkt- und Serviceangebot zu erweitern, die Kundenerfahrung zu verbessern und das Ertragswachstum zu steigern", schreiben die beiden Bankexperten.

Wealth Management im Fokus

Einen besonderen Blick auf ihre Kunden brauchen die Institute vor allem im Private Banking. Denn dort steht die Erbengeneration mit ihren besonderen Wünschen und Bedürfnissen bereits in den Startlöchern, wie Stefan Janssen in seinem Bankmagazin-Beitrag (Ausgabe 9 | 2022) erläutert.

"Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die besten Vermögensverwalter und Finanzberater diejenigen sind, die sich ständig weiterentwickeln. Veränderungen in der Branche wie 'The Great Wealth Transfer' bieten enorme Chancen", bringt es der Senior Vice President DACH bei Seismic auf den Punkt. Banken, die bereit seien, ihre Herangehensweise an die demografischen Veränderungen anzupassen, können diese Chancen optimal nutzen:

Aus diesem Grund ist die Verwendung digitaler Tools und Daten von entscheidender Bedeutung. Technologie ermöglicht differenzierte, hyper-personalisierte Services, die tiefere Beziehungen aufbauen und gleichzeitig Governance und Compliance auf individueller Ebene sicherstellen. Vor allem aber versetzt sie die Experten in die Lage, ein überzeugendes digitales Erlebnis zu bieten, das die aufstrebenden Generationen von heute erwartet."

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